Neue Ausstellung des NS-DOK
Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval
Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln zeigt bis zum 31. März 2024 die Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“. Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Jubiläumsjahr „200 Jahre Kölner Karneval“.
Mit Beginn des organisierten Kölner Karnevals vor 200 Jahren sind Jüdinnen und Juden ein Teil davon – im Treiben auf der Straße und in der Kneipe, im Verein, auf der Bühne und davor. Für einige gehörte der Karneval zu den Höhepunkten des Jahres, manche verdienten mit ihm ihren Lebensunterhalt. Die zweisprachige Ausstellung (Deutsch, Englisch) stellt erstmals jüdische Karnevalist*innen in den Mittelpunkt, die den Karneval prägten, mitgestalteten, feierten. Sie lädt dazu ein, ihre Geschichten zu entdecken – in historischer Perspektive, aber auch ganz gegenwartsnah.
Jüdische Kölner*innen waren Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Künstler*innen und in den Vereinen sehr aktiv – und fest in die Karnevalstraditionen integriert. 1922 wurde mit dem „Kleinen Kölner Klub“ der erste und einzige jüdische Karnevalsverein gegründet. Der Teilhabe stand von Anfang an die Ausgrenzung jüdischer Karnevalist*innen gegenüber. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurden sie immer radikaler diffamiert, ausgeschlossen und verfolgt – wenige konnten fliehen. Den Karneval nahmen sie mit in ihr Exil. In der Diaspora stellte er ein Stück Heimat dar und schuf neue Verbindungen, auch wieder nach Köln.
In vier thematischen Bereichen erzählt die Ausstellung von Mitwirkung und Ausschluss, von Begeisterung, Zugehörigkeit, erzwungener Entfremdung – und Wiederkehr: im Straßenkarneval, auf der Bühne, im Vereinsleben und im Exil. Eine Galerie stellt mehr als 70 jüdische Karnevalist*innen vor – vom berühmten Bühnenkünstler Alfred Heinen bis zu Marlis Zilken, die Ende der 1920er Jahre im Alter von zwei Jahren als „Roter Funke“ verkleidet den Straßenkarneval feiert.
Neben zahlreichen weiteren Karnevalist*innen stellt die Schau die Biografie von Hans Tobar vor. Bereits als Jugendlicher trat er bei Veranstaltungen von jüdischen und nichtjüdischen Karnevalsvereinen auf. Nach dem Ausschluss von Jüdinnen und Juden aus öffentlichen künstlerischen Tätigkeiten durfte Tobar ab der Session 1933/34 nur noch bei jüdischen Veranstaltungen auftreten. Im Dezember 1939 konnte er mit seiner Familie nach New York City fliehen. Dem Karneval und dem Rheinland blieb er trotz Ausschluss aus der Gesellschaft in Köln eng verbunden: Er veranstaltete „Rheinische Hans-Tobar-Abende“, bei denen er auf Kölsch, Hochdeutsch und Jiddisch vorträgt – und das teilweise am prominenten Broadway.
Die Ausstellung erhielt entscheidende Impulse und Objekte durch den Kontakt zu den Nachfahr*innen Hans Tobars sowie der Gründer des „Kleinen Kölner Klubs“, Max Salomon und Ignatz Berger. Neun Nachkommen besuchten im November 2021 auf Einladung der Stadt Köln aus den USA und aus Israel die Heimatstadt ihrer Vorfahren und übergaben dabei dem NS-DOK historische Dokumente aus den familiären Nachlässen. Auch zu weiteren Nachfahren entstanden Kontakte, die die Forschung zu jüdischen Karnevalist*innen weiter voranbringen.
Ausstellungsdaten:
Die Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“ ist vom 8. November 2023 bis 31. März 2024 im NS-DOK zu sehen.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 bis 18 Uhr
Eintritt: 4,50 Euro/ermäßigt 2 Euro (kostenfrei am 1. Donnerstag im Monat)
Führungen durch die Ausstellung:
Donnerstag, 16. November 2023, 16 Uhr Kuratorenführung
Donnerstag, 23. November 2023, 15 Uhr Kuratorenführung
Mittwoch, 6. Dezember 2023, 16.30 Uhr Geführte Tour in Englisch
Donnerstag, 7. Dezember 2023, 17 Uhr Öffentliche Führung
Dienstag, 12. Dezember 2023, 16.30 Uhr Geführte Tour in Französisch
Samstag, 20. Januar 2024, 15 Uhr Öffentliche Führung
Donnerstag, 1. Februar 2024, 18 Uhr Öffentliche Führung
Donnerstag, 14. März 2024, 15 Uhr Öffentliche Führung
Samstag, 23. März 2024, 15 Uhr Kuratorenführung
Begleitveranstaltungen:
Donnerstag, 18. Januar 2024, 19 Uhr: Podiumsdiskussion: Spaß ohne Grenzen? Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung im Karneval
Mittwoch, 7. Februar 2024, 19 Uhr: Liederabend: Eine jüdische Zeitreise durch den Fastelovend (im Urania Theater, Köln-Ehrenfeld)
Donnerstag, 29. Februar 2024, 19 Uhr: Family Talks: Im Gespräch mit Nachfahr*innen jüdischer Karnevalisten (online)
Donnerstag, 21. März 2024, 19 Uhr: Vortrag und Gespräch: Purim – der „jüdische“ Karneval?
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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