Ein Appell für den Frieden
Schüler berichteten über ihre Gedenkstättenfahrt
Innenstadt - (ha) Schüler des Hansa-Gymnasiums erinnerten mit einer Dokumentation
an ihre neuntägige Gedenkstättenfahrt nach Berlin, Auschwitz und
Krakau. An der Studienreise hatten 30 Oberstufenschüler teilgenommen.
Finanziert wurde das Projekt durch die Stiftung „Erinnern
ermöglichen“ sowie Fördergelder des Landes Nordrhein-Westfalen.
Neben Film- und Bildmaterialien sowie musikalischen Beiträgen
präsentierten die Jugendlichen Essays mit ihren Eindrücken von
Besuchen des Holocaust-Mahnmals, der Ausstellung „Topographie des
Terrors“, des einstigen Deportationsbahnhofs Grunewald sowie des
Konzentrationslagers in Auschwitz und des jüdischen Viertels in
Krakau. Als Ehrengast begrüßten die Veranstalter zudem Zeitzeugin
Mariya Neiman, die als Kind im Ghetto bei Minsk vier Jahre auf eine
Befreiung hoffte. Der Besuch konnte durch eine Kooperation mit dem
Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte e.V.
realisiert werden. „Es ist wichtig, dass die Schüler wissen, was
damals geschah. Ich bitte die Jugendlichen, dafür zu kämpfen, dass
die Geschichte sich nicht wiederholt“, wandte sich Neimann (89) an
die Kölner Abiturienten.
„Ich dachte eigentlich, ich wüsste alles über den Holocaust. Ich
kann sagen, dass diese Fahrt mein Leben verändert hat. Es ist für
mich unmöglich geworden, auch nur einen Nazi-Witz durchgehen zu
lassen. Leider passiert das immer noch viel zu oft. Da kann ich nicht
mehr mal grinsen. Man muss die Leute für das Geschehene
sensibilisieren. Ich erzähle dann von Schicksalen aus Auschwitz.
Meistens vergeht den Menschen dann das Lachen, denn trotz der Dummheit
bricht ja nicht gleich die ganze Menschlichkeit weg“, berichtete
Anton (17). „Im Geschichtsunterricht lernt man unheimlich viele
Zahlen und Fakten, aber niemand kann sich vorstellen, was damals
passiert ist, wenn man nicht an den Orten war. Das war eine sehr
schmerzliche aber letztendlich gute Erfahrung. Mitunter dachte ich,
das halte ich nicht aus, beispielsweise beim Vortragen eines
Zeitzeugentextes. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass die
Gefangenen das alles durchleben mussten, während wir nur so kurz da
sind und nicht um unser Leben fürchten müssen. Diese Erfahrungen
werde ich nie vergessen“, ergänzte Mitschülerin Antonia (17).
Auch die Vorbereitung der Reise war intensiv: „Wir haben uns ab
November letzten Jahres zehn Mal nach dem Unterricht getroffen. Es war
klar, dass es für alle Beteiligten eine einschneidende Zeit werden
wird“, erklärte Koordinator Norbert Grümme, der die Fahrten seit
2012 organisiert. Für die Nachbereitung erstellten die Schüler einen
rund 80 Seiten umfassenden Reader, der im Rahmen einer Projektwoche
vorgestellt wurde.
Die nächste Studienfahrt soll im kommenden Februar stattfinden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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