Naturstein, Blattgold und Helligkeit
Severinskirche öffnet nach Sanierung ihre Türen

Die graue Farbe an den Innenwänden der Kirche wurde entfernt und die Natursteine an Pfeilern und Bögen freigelegt.  | Foto: Broch
  • Die graue Farbe an den Innenwänden der Kirche wurde entfernt und die Natursteine an Pfeilern und Bögen freigelegt.
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INNENSTADT - (sb). Viel heller als früher! Das ist gleich der erste Eindruck, wenn
man das  frisch sanierte Gotteshaus an der Severinstraße betritt.
„Sie sehen nicht das historische Gesicht, sondern das Gesicht der
renovierten  Kirche“, erklärte Dr. Joachim Oepen vom
Kirchenvorstand der Gemeinde St. Severin. Seit Herbst 2014 war die
Kirche im Vringsveedel geschlossen, weil sie aufwändig saniert wurde.
Im Außenbereich wurden die komplette Dachfläche erneuert und
sämtliche Fassaden überarbeitet. Beschädigte und lose Steine wurden
ersetzt, Hohlräume und Risse bearbeitet. Auch die Bleiglasfenster
wurden ausgebaut und behandelt, teilweise erhielten sie zusätzliche
Schutzverglasungen. „Im Innenraum haben wir uns für eine
Steinsichtigkeit entschieden“, schilderte Oepen, im Hauptberuf
Historiker und Archivar am Historischen Archiv des Erzbistums.
Steinsichtigkeit bedeutet, dass die graue Farbe, die sich an den
Wänden des Innenraums befand, entfernt und an allen tragenden
Elementen wie Pfeilern und Bögen die Natursteine freigelegt wurden.
Ebenfalls die Kapitelle der Säulen wurden neu gestaltet. Die
Farbgebung dafür wurde aufgrund historischer Befunde,
denkmalpflegerischer Aspekte und Kriterien aktueller Ästhetik
festgelegt, erläuterten Oepen und Barbara Ellerbrok, ebenfalls
Kirchenvorstand. „Die Farbgestaltung steigert sich zum Kirchenchor,
wo die Kapitelle mit Blattgold bemalt sind. Dadurch entsteht der
Eindruck eines einheitlichen Kirchenraumes, der zuvor nicht gegeben
war“, beschrieb Oepen. Man liege gut im Zeitplan, sagten er und
Ellerbrok, auch wenn die Kirche ursprünglich schon vor Weihnachten
hätte wieder eröffnet werden sollen. „Für die Verzögerung haben
vor allem die Zuganker gesorgt, die in der gesamten Kirche
ausgetauscht werden mussten“, erklärte Architekt und Bauleiter Jens
Kratzheller. Die Zuganker, die die auseinanderdriftenden Wände an
einer weiteren Auseinanderbewegung hindern sollen, waren in den
70er-Jahren eingebaut worden, mit einem Stahl, der sich im Laufe der
Jahre als korrosionsanfällig erwiesen hatte.

Die in der Kirche befindlichen Kunstwerke waren für die Zeit der
Sanierung ausgelagert und größtenteils ebenfalls aufwändig
restauriert worden. Die 20 Tafeln der Severinslegende hängen wieder
an der alten Stelle im Kirchenchor, allerdings leicht gekippt und
durch ein neues Beleuchtungskonzept anders in Szene gesetzt, so dass
sie jetzt – im Gegensatz zu früher – wesentlich besser zu
erkennen sind. In der Osternacht wurde erstmals nach der Schließung
wieder ein Gottesdienst in der Kirche gefeiert. „Vor allem die
älteren Gemeindemitglieder waren sehr überrascht und  ergriffen vom
neuen Gesicht der Kirche“, erzählte Ellerbrok. „Die Reaktionen
waren durchweg begeistert“, berichtete Oepen.

Die Sanierung kostete rund sieben Millionen Euro. 81 Prozent davon
trägt das Erzbistum, die restlichen 19 Prozent die Gemeinde. In
vielen Aktionen war Geld für die Maßnahme gesammelt worden, auch
habe es großzügige Einzelspenden gegeben, so Ellerbrok.

Noch stehen in der Kirche keine Bänke. Vom 1. bis zum 14. Mai wolle
man allen Besuchern bewusst eine besondere Raumerfahrung im sanierten
Gotteshaus ermöglichen. Unter der Überschrift "Zurück in St.
Severin - Kirchen-Raum-Erfahrung" finden eine Reihe von
Veranstaltungen in der Kirche statt.

Die Veranstaltungsreihe beginnt mit einer Messfeier am 1. Mai um 9 Uhr
und endet mit einem Taizé-Abendgebet am 14. Mai um 20 Uhr. Während
der beiden Wochen  ist die Kirche täglich in der Zeit von 9 Uhr bis
18 Uhr geöffnet. Das vollständige Programm und weitere Infos
finden sich unter
http://www.sankt-severin.de

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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