"Schandfleck und Armutszeugnis"
Streitgespräch über Zustand und Nutzung der Bahnbögen
Innenstadt - (ha) Ohne große Umschweife kam Ruth Wennemar vom Bürgerverein
Kölner Eigelstein auf den Punkt: Als „Schandfleck“ und
„Armutszeugnis“ bezeichnete das Vorstandsmitglied im Rahmen einer
Informationsveranstaltung im gut besetzten Saal des Brauhauses „Em
Kölsche Boor“ das Terrain der Veedels-Bahnbögen und forderte von
den Verantwortlichen eine Beendigung des „leidvollen Themas“, das
die Anwohner seit 15 Jahren belaste. Doch wer trägt die Verantwortung
für die Beilegung von Vermüllung, Drogenkriminalität, Prostitution
und Parkplatznot? Dieser Frage und mutmaßlichen Lösungen widmete die
Initiative eine rund 90-minütige Debatte, bei der Pächter Lutz
Figge, Bezirkspolitiker verschiedener Fraktionen, Mitarbeiter der
Stadtverwaltung und Bewohner zu Wort kamen. Unabhängig von den
sichtbaren Problemen vor Ort, forderten die Veranstaltungsinitiatoren
zudem Klarheit über kommende Bauvorhaben, etwa auf dem Areal zwischen
dem Eigelstein und Am Salzmagazin, das nach Schließung der
Gaffel-Brauerei von der Althoff-Gruppe erworben wurde.
Bahnbögen-Pächter Lutz Figge wies den Vorwurf an einer Mitschuld der
Misere von sich: „Wir haben es hier mit zwei Schlachtschiffen zu tun
– der Stadt Köln und der Deutschen Bahn. Wir kommen da einfach
nicht weiter“, sagte Figge in Bezug auf die Klärung, wer in den
kritischen Räumen zuständig sei. Ulrich Höver, Leiter des
Bürgeramts Innenstadt, konterte, „Es wird immer auf die Stadt
abgeschoben. Mir ist bis heute nicht bekannt geworden, dass Sie den
Willen haben, hier etwas zu investieren.“ Auch Regina Börschel,
Fraktionschefin der Sozialdemokraten in der Bezirksvertretung
Innenstadt, drückte ihren Unmut aus: „Gerade in einem
Entréebereich der Stadt, in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof,
darf es nicht sein, dass man beispielsweise auf eine riesige
Bretterwand zuläuft. Das sind Probleme, die man als Verantwortlicher
relativ einfach beseitigen kann. Packen Sie es an!“
CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf Uerlich bezeichnete die Situation als
„never-ending Story“, für deren Abschluss es an der Zeit sei, ein
Konzept zu erstellen. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke versuchte zu
schlichten und erinnerte an das Gesamtvorhaben inklusive des
Bauprojekts: „Das ist die härteste Nuss, die ich in Köln jemals zu
knacken hatte. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen. Die Bürger
müssen mit einbezogen werden. Das ist die Aufgabe der
Stadtverwaltung, und dann können wir weitermachen.“ Hupkes
Forderung wurde von Baudezernent Markus Greitemann bestätigt: „Eine
Bürgerbeteiligung muss in jedem Fall durchgeführt werden. Wir nehmen
gerne Anregungen an. Aber letztendlich müssen Kompromisse gefunden
werden“, erklärte der Beigeordnete.
Nach vielen offenen Fragen erhielten die Veranstaltungsbesucher
hinsichtlich des geplanten Hotels „Urban Loft“ konkrete Antworten:
„Der Einzug ins Haus erfolgt im Frühling oder Sommer 2020. Wir
wissen nicht, was mit dem Dreieck passiert, aber wir planen eine
Außengastronomie mit Frühstück“, berichtete Fabian Engels von der
Althoff Beratungs- und Betreuungsgesellschaft. Darüber hinaus bleiben
für das erweiterte Terrain am Salzmagazin eine Brauerei sowie ein
Veedelstreff im Gespräch. Letzteres unterstützen auch
Lokalpolitiker. „Das Dreieck soll nicht bebaut werden, sondern zu
einem Quartiersplatz aufgewertet werden“, forderte Regina Börschel.
Ein zu erarbeitender Nutzungsplan soll diesbezüglich Grundlagen für
Entscheidungen schaffen. Infos unter www.eigelsteinveedel.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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