Gebäudewirtschaft legt am Ubierring riesige Sgraffiti frei
Wandkunstwerke entdeckt

Die Wandkunstwerke Otto Helmut Gersters zeigen auf die Kammerspiele bezogene Motive. | Foto: LRP/ Thomas Lehmkuhl
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Erfreuliche Entdeckung beim Umbau des ehemaligen
Rautenstrauch-Joest-Museums am Ubierring: Nach der Demontage von
Tuffsteinplatten an den Stellen in der Fassade, in die künftig
Fenster eingesetzt werden sollen, ist die städtische
Gebäudewirtschaft auf so genannte „Sgraffiti“ des Künstlers Otto
Helmut Gerster gestoßen. Bei Sgraffiti (Einzahl: Sgraffito) handelt
es sich um künstlerische Dekorationen von Wandflächen durch eine
historische Putz- und Kratztechnik.

 

Aktuell wird am Ubierring 45 das ehemalige Museumsgebäude für die
Nutzung durch die Oberstufe der Integrierten Gesamtschule Innenstadt
(IGIS) umgebaut. Die Schüler sollen dort vorübergehend einziehen,
bis der IGIS-Schulneubau am benachbarten Severinswall fertiggestellt
ist.

 

Die Sgraffiti am Ubierring sind dreifarbig (gelblich, olivgrün und
weiß). Die bisher aufgedeckten Bereiche sind ausgezeichnet erhalten,
die Oberflächen sind weitgehend unbeschädigt.

 

Für das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege handelt es sich um
einen besonders erhaltenswerten Fund, wie die stellvertretende
Amtsleiterin Dr. Marion Grams-Thieme ausführt: „Das ist ein sehr
beeindruckender Fund. Es ist ein Glücksfall, dass die Sgraffiti in
dieser Qualität und Vollständigkeit vorhanden sind. Von Otto H.
Gerster gibt es nur noch wenige erhaltene Kunstwerke. Insofern sind
die Darstellungen auch aus kunsthistorischer Sicht ein sehr wertvolles
Dokument für das Schaffen des Künstlers.“

Als die ersten verbauten Fenster im 1. Obergeschoss nun geöffnet
wurden, kamen in der Fassade die Wandkunstwerke Gersters zum
Vorschein. Die sieben Darstellungen dürften um 1967 mit den
Tuffsteinplatten verkleidet worden sein, da in dem Jahr das
Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring 45 seine Wiedereröffnung
feierte. Seit 2008 hat das Museum seine Heimat im Kulturzentrum am
Neumarkt.

 

Die künstlerisch bearbeiteten Wandflächen zeigen auf die
Kammerspiele bezogene Motive: drei figürliche Darstellungen mit
Symbolgestalten aus dem klassischen Drama, dem Tanz und der Komödie
direkt über den drei Eingangsportalen sowie die Theaterstilleben in
den seitlichen Fensterpaaren daneben. Auf die Fassade aufgebracht
wurden sie sehr wahrscheinlich unter der Mitwirkung Studierender von
Gerster, der von 1947 bis 1972 als Professor der Klasse für
Wandmalerei und figürliche Komposition an den Kölner Werkschulen
(heute TH Köln, Fachbereich „Kunst und Design“) in der
Nachbarschaft tätig war.

Die Kunstwerke werden nun fachkundig und behutsam in engster
Abstimmung mit der städtischen Denkmalpflege sowie dem
Landschaftsverband Rheinland weiter untersucht. Gemeinsam soll bis
Ende März 2020 im Zuge der derzeit laufenden Fassadeninstandsetzung
ein Konzept erarbeitet werden, wie möglichst alle sieben Kunstwerke
erhalten, freigelegt und restauriert werden können.

Auf den Zeitplan für den Beginn des Schulbetriebs für die Oberstufe
der IGIS nach den Sommerferien 2020 haben die Funde keinen Einfluss.

Die Wandkunstwerke Otto Helmut Gersters zeigen auf die Kammerspiele bezogene Motive. | Foto: LRP/ Thomas Lehmkuhl
Dreifarbig gestaltet sind die ausgezeichnet erhaltenen Wandkunstwerke am ehemaligen Museumsgebäude (Ubierring 45). | Foto: LRP/ Thomas Lehmkuhl
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