Endlich wieder Arbeit
Jeder hat eine 2. Chance verdient!
Jeder Mensch hat eine Chance verdient. Auch eine zweite Chance. Bei der Radstation Köln finden 22 Menschen, die lange keine Arbeit mehr hatten, eine neue Arbeit und so ins Leben zurück.Dafür sorgt IN VIA, das ist eine soziale Initiative in Köln und Umgebung.
Heute fahren wir zum Kölner Hauptbahnhof mit der S-Bahn. Nur 2 Minuten vom Gleis entfernt, direkt da drunter, ist die Radstation Köln. Nicht die Seite mit dem Kölner Dom, sondern am Breslauerplatz. Von weitem sehen wir schon das gelbe Schild. Roland Neuschil begrüßt uns. Der ist Bereichsleiter und kümmert sich seit 2007 um die Leute, die hier arbeiten: Ein Meister in der Fahrradwerkstatt, zwei Sozialpädagoginnen und 22 Mitarbeiter, die sehr lange arbeitslos waren. Manche 15 Jahre lang. Wegen Alkohol, Drogen, einer kaputten Beziehung, Depressionen oder anderen Sachen. Bei der Radstation bekommen sie eine 2. Chance.
Sie haben geregelte Arbeitszeiten, arbeiten im Team, verdienen selber Geld und bekommen Lob – das ist wichtig, um ins Leben zurückzufinden.
Manche sind Singles, die alleine sind und froh sind unter Menschen zu kommen.
Die Radstation ist für sie wie eine Art Familie.
Und wenn es mal Probleme gibt, dann sind zwei Sozialpädagoginnen da zum Unterstützen.
Es quietscht, rattert und rumpelt als über uns eine S-Bahn fährt.
In der Radstation stehen überall Fahrräder über- und untereinander gestapelt.
961 Stellplätze gibt es.
Köln ist die zweitgrößte Radstation in NRW
Es ist die zweitgrößte Radstation in NRW.
Nur die Radstaion in Münster ist größer. Die hat 3500 Plätze.
Zu 95 Prozent kommen Touristen hier hin.
Sie können sich eins von den 150 gelben Fahrrädern ausleihen.
Man kann sein Rad auch hier parken für 1 Euro am Tag und wenn man einen Platten hat, kann man das Rad in der Werkstatt reparieren lassen.
Hier treffen wir Pierre (47). Ziemlich groß, kräftig, Muskelpakete, Käppi und zwei Ohrringe.
Er schaut uns neugierig an.
Pierre ist gerade dabei ein kaputtes Hinterrad auszuwechseln von einem Kunden, wo hinten der Reifen kaputt war.
Er arbeitet seit Februar 2021 in der Radstation zusammen mit einem Kollegen und dem Werkstattmeister; montags bis freitags von 7 bis 16 Uhr.
Vorher war er Garten- und Landschaftsarbeiter.
Wir fragen ihn: „Warum waren Sie arbeitslos?“
Wir fragen ihn: "Waeum waren Sie arbeitslos?"
Darüber möchte Pierre nicht sprechen.
Er erzählt uns, dass er jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fährt. Bei Wind und Wetter.
Er fährt auch in seiner Freizeit mit dem Rad und macht Radtouren mit einem Kumpel.
Seine Lieblingstour ging 7 Tage bis zum Bodensee.
Jeden Tag 100 Kilometer.
„Radfahren bedeutet für mich Freiheit!“, sagt uns Pierre, „und Leute treffen, andere Städte kennenlernen und um den Kopf frei zu kriegen.“
„Radfahren bedeutet für mich Freiheit!“
Das hört sich super an. Radfahren ist für viele Menschen mit Behinderung schwer.
Wir fragen Herrn Neuschil: „Könnten Sie nicht einen Kurs machen, damit wir das Lernen?“
Wir haben Glück: Die Sozialpädagogin gibt Kurse.
Es gibt auch Tandems, wo man nicht hintereinander sitzt, sondern nebeneinander.
Vielleicht könnt ihr mal eins anschaffen?
Das findet Herr Neuschil eine sehr gute Idee.
Dann könnten wir beim nächsten Mal zusammen eine Stadtrundfahrt mitmachen.
Die macht die Radstation nämlich auch.
Text: Blatt-Gold vom Projekt "Fit für Medien" (teils selbst geschrieben, teils mit Unterstützung), initiiert von der Gold-Kraemer-Stiftung in Kooperation mit der CaritasStiftung im Erzistum Köln und der Kämpgen Stiftung.
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