Kopflose Zerstörung
Immer öfter pietätlose Diebstähle auf Kölner Friedhöfen

Eine zerstörte Jesusfigur auf einem Friedhof. Symbolfoto.  | Foto: Markus Clemens (Archiv)
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Zuletzt kam es in Köln und deutschlandweit immer wieder zum Diebstahl von Metall sowie weiteren Gegenständen auf zahlreichen Friedhöfen. In der Domstadt steigen die Fallzahlen seit 2022 deutlich an. Der dadurch entstandene Schaden ist für viele Betroffene groß, auch aus emotionaler Sicht. Nur: Lassen sich solche Taten überhaupt verhindern? Und was unternehmen die Verantwortlichen, um es den Dieben künftig deutlich schwerer zu machen?

von Alexander Büge

Köln. Zurückzuführen sind die Taten auf gut organisierte Banden, die im großen Stil zuschlagen. Gegenstände im hohen sechsstelligen Gesamtwert haben sie alleine in diesem Jahr bereits gestohlen.
„Es kommt immer wieder in unterschiedlichem Ausmaß zu Diebstählen auf den Friedhöfen. Größeren materiellen Schaden richten dabei meist Metalldiebe an, wobei auch Diebstähle von Blumen oder sonstigen Grabdekorationen eine hohe emotionale Belastung für die Hinterbliebenen verursachen“, heißt es von den Verantwortlichen des Kölner Grünflächenamtes, die für die 55 städtischen Friedhöfe zuständig sind. „Zuletzt kam es zu Metalldiebstählen größeren Ausmaßes auf dem Friedhof Longerich und auf dem Westfriedhof.“

Das Holzherz auf Gisela Hartmanns Grab wurde wenige Tage nach der Beisetzung gestohlen. | Foto: Peter Hartmann; Montage: Gürlek
  • Das Holzherz auf Gisela Hartmanns Grab wurde wenige Tage nach der Beisetzung gestohlen.
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Auch auf dem Südfriedhof gibt es immer wieder Diebstähle. Peter Hartmann ist einer der Geschädigten dort. Nur wenige Tage nach der Beisetzung seiner Mutter wurde von deren Grab kürzlich ein Holz-Herz im Wert von 180 Euro gestohlen. „Dass man so etwas einfach wegnimmt, damit die Totenruhe stört und ein Grab beschädigt, ist wirklich schlimm“, sagt Hartmann, der den Diebstahl umgehend gemeldet hat. „Wie weit ist die Menschheit inzwischen eigentlich gesunken?“

Tatsächlich häufen sich die Taten diesbezüglich in der Domstadt spürbar. Während die Kölner Polizei im Jahr 2022 etwa 60 Fälle verzeichnet hat, waren es im Jahr 2023 etwa 85. Für das laufende Jahr rechnen die Beamten mit einem weiteren Anstieg, wobei voraussichtlich mehr als 100 Fälle dieser Art verzeichnet werden könnten, wie Polizei-Pressesprecher Sascha Wallmeroth bestätigt: „Es ist leider relativ einfach, auf dunklen Friedhöfen zu agieren.“

Besonders geschützt sind die zuletzt betroffenen Anlagen samt ihrer Gräber allesamt nicht. „Die oben genannten Friedhöfe sind eingefriedet und die Tore werden nachts verschlossen. Trotzdem kam es dort zu Diebstählen in erheblichem Ausmaß“, heißt es vonseiten des Grünflächenamts. Und weiter: „Die Möglichkeiten der Friedhofsverwaltung, Diebstähle gänzlich zu verhindern, sind begrenzt.“ Eine lückenlose Sicherung oder gar Überwachung von allen 55 städtischen Friedhöfen mit einer Gesamtgröße von 485 Hektar sei nicht zu leisten. Auch das abendliche Verschließen der Friedhofstore böte keinen vollkommenen Schutz.

Tatsächlich ist Letzteres bei einem Großteil aller Friedhöfe noch nicht einmal der Fall: „Der überwiegende Teil der Friedhöfe wird nicht jeden Abend verschlossen“, so die Verantwortlichen des Grünflächenamtes. „Auch bietet das Verschließen der Friedhöfe keinen sicheren Schutz vor Diebstählen und Vandalismus.“ Immerhin: In jedem Einzelfall werde die Polizei eingeschaltet. Art und Umfang der polizeilichen Maßnahmen, zum Beispiel zusätzliche Bestreifungen oder Ähnliches, liege allerdings im Ermessen der zuständigen Polizeidienststellen.

Doch sind diese – wenig überraschend – personell nicht dazu in der Lage, die Friedhöfe flächendeckend sowie permanent zu überwachen. Deshalb wurden von der Friedhofsverwaltung nach den letzten Diebstählen teils private Sicherheitsdienstleister eingesetzt.

Ein Albtraum für die Hinterbliebenen: Wie hier auf dem Friedhof in Höhenberg im Juni 2024 kommt es derzeit wieder verstärkt zu Vandalismus auf den Friedhöfen Kölns - meist durch Metalldiebe.	 | Foto:  Jasmin Verbeek
  • Ein Albtraum für die Hinterbliebenen: Wie hier auf dem Friedhof in Höhenberg im Juni 2024 kommt es derzeit wieder verstärkt zu Vandalismus auf den Friedhöfen Kölns - meist durch Metalldiebe.
  • Foto: Jasmin Verbeek
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Im großen Stil wurden die Sicherheitsmaßnahmen auf den 55 Friedhöfen der Stadt allerdings nicht erhöht. So müssen sich besorgte Menschen selbst Gedanken machen, wie sie die Grabstätten ihrer Liebsten am besten schützen. „Die Täter nehmen leider keinerlei Rücksicht auf die Gefühle der Hinterbliebenen oder auf besonders gestaltete Grabmäler“, heißt es vom Grünflächenamt. Der wirksamste Schutz gegen Metalldiebstähle sei, schlicht und einfach auf die Verwendung wertvoller Metalle bei der Grabstättengestaltung zu verzichten.

Das alleine könne laut Peter Hartmann jedoch nicht die Lösung sein. Schließlich seien viele Menschen bei der Planung und Gestaltung von Grabstätten durch die Satzungen bereits jetzt enorm eingeschränkt. Zudem wären bereits bestehende hochwertige Anlagen weiterhin ungeschützt. Eine Situation, die für viele Friedhofsgänger alles andere als hinnehmbar sei.

Deshalb plädiert der Betroffene für eine spürbare Erhöhung der Präsenz durch die Polizei sowie private Sicherheitsdienste. Gleichzeitig ist Hartmann klar: Auch dadurch können nicht alle Friedhöfe vor Dieben geschützt werden. „Dadurch, dass das Thema öffentlich angesprochen wird, sind viele Menschen hoffentlich wachsamer, sodass es die Täter schwerer haben“, hofft Hartmann.

Das sieht Polizeisprecher Wallmeroth ähnlich: „Wir haben das Ganze im Auge, sind diesbezüglich aber auch auf die Bevölkerung angewiesen, die uns Hinweise geben kann, wenn etwas Auffälliges gesehen wird.“

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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