Gemeinsame Aufführung von "Karneval der Tiere"
LandesJugendAkkordeonOrchester in der Sternsingerschule
Köln-Longerich. 1986 hat Prof. Jürgen Löchter das LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen gegründet mit dem Ziel, ausgewählte Amateurmusiker und Musikstudenten zu fördern und Akkordeonmusik bei repräsentativen Veranstaltungen zu verbreiten. So veranstaltet das Orchester jedes Jahr große Konzerte und tolle Konzerttourneen, so dieses Jahr nach Südafrika. Aber es gibt auch kleine, aber feine Projekte: Der Landesmusikrat NRW e.V. hatte seine Auswahlorchester nämlich aufgefordert, in die Schulen zu gehen und dort musikalische Talente auf einer breiten Basis anzusprechen.
Und das klappte am Freitag in der Sternsingerschule in Köln-Longerich beeindruckend, eine Grundschule mit dem Erziehungsprinzip Gemeinsames Lernen, in der auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam integrativ in den Klassen unterrichtet werden. Alle acht Klassen hatten sich im Unterricht intensiv mit der Suite "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saëns für Kammerorchester aus dem Jahr 1886 beschäftigt, die klassische Musik schätzen gelernt und Choreographien dazu erarbeitet. Und in der Turnhalle wurde vor vielen Eltern dann eine Auswahl der Sätze aufgeführt - das erste Mal mit Livemusik, gespielt von einem Ensemble des LJAO unter Leitung von Peter Lohmar - inklusive Bass, Percussion und E-Piano. Und zum Schluss tanzte die ganze Halle zu "Leev Marie" der Paveier als Zugabe.
Die Idee stammte von Stephanie Hegger, sozialpädagogische Fachkraft an der Sternsingerschule, selbst Akkordeonistin. An der Schule unterrichtet außerdem Ingrid Schliffkowitz einige Kinder am Akkordeon - daher die Idee, das LandesJugendAkkordeonOrchester um Unterstützung zu bitten. Die Klassen der Schule haben alle Tiernamen: 1a Zebraklasse, 1b Otterklasse, 2a Eichhörnchenklasse, 2b Känguruklasse, 3a Elefantenklasse, 3b Wombatklasse, 4a Löwenklasse und 4b Walklasse. Was war also naheliegender, den "Karneval der Tiere" aufzuführen: Der Löwe, der König der Tiere, möchte seine Untertanen kennen lernen und richtet eine Feier aus - den Karneval der Tiere; er befiehlt in dieser Zeit Frieden zwischen allen Tieren; auf der Feier herrscht eine ausgelassene Atmosphäre: Die Tiere hüpfen, gackern, schwirren und stampfen fröhlich durcheinander. Das Werk "Karneval der Tiere" hat vierzehn kleine Sätze. In der heutigen Aufführungspraxis werden die Stücke meist von einem Erzähler eingeleitet. Erste Skizzen dazu hat der Komponist als Lehrer an einer Privat-Musikschule in Paris aufgeschrieben. In der Aufführung in der Sternsingerschule übernahm Stephanie Hegger mit einer Schülerin und einem Schüler die Erzählerrolle - auf Basis der Texte von Loriot.
Für jede der acht Klassen wurde ein Satz gespielt: 1. Introduction et Marche royale du Lion - mit tiefem Brüllen des Löwen, 2. Poules et coqs - mit wildem Gezeter pickender Hühner, 4. Tortues - in der Langsamkeit der Schildkröten mit Themen aus "Orpheus in der Unterwelt" von Jacques Offenbach, 5. L’Éléphant - im schwerfälligen Walzertakt mit Themen aus "La damnation de Faust" von Hector Berlioz und aus dem "Sommernachtstraum" von Felix Mendelssohn Bartholdy, 6. Kangourous - mit hüpfenden Sprüngen und Accelerando/Ritardando, 7. Aquarium - mit Zierfischen in sich sanft bwegendem Wasser mit Luftblasen, 8. Personnages à longues oreilles - mit typischen Eselsschreien, 13. Le Cygne - eine Romanze, bei dem ein prachtvoller Schwan auf einem See dahingleitet. Weil der Aufbau mit kleiner Puppenbühne dazu etwas Zeit kostete, spielte das Ensemble als Intermezzo "You Dance", ein wirkungsvolles Stück des polnischen Akkordeon-Trios Motion Trio, das den jungen Musikerinnen und Musikern sichtlich Spaß machte und außerdem ihre Virtuosität zur Geltung brachte.
Dieses anspruchsvolle Programm zeigte eindrucksvoll, dass auch Mitglieder des LandesJugendAkkordeonOrchesters sich intensiv mit der Musik auseinandergesetzt hatten. Peter Lohmar hat die Akkordeonorchester-Arrangements geschrieben. Und das Ensemble hat extra ein Probenwochenende in der Akademie der kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW in Remscheid dafür absolviert.
Schulleiterin Regina Merkl berichtete, dass in ihrer Schule viele Flüchtlinge sind und dass für manche - insbesondere für Kinder mit hohem Förderbedarf - die Aufführung Stress bedeutet, trotzdem waren alle Kinder dabei. Aber während der Aufführung selbst in der Turnhalle sah man nur in fröhliche Kindergesichter! Sie waren nicht nur fasziniert von der klassischen Musik, sondern auch von der Musik des Akkordeonensembles - in der Generalprobe am gleichen Tag hatten sie ihren Satz das erste Mal in dieser Form gehört und dazu getanzt. Schulleiterin, Lehrerinnen und Lehrer sowie auch die zahlreich erschienenen Angehörigen der Kinder zeigten sich beeindruckt von den Interpretationen des Ensembles und begeistert über die absolut geglückte gemeinsame Aufführung.
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