Junge Frauen fühlen sich seelisch unter Druck
Hilfsangebote, Solidarität, Perspektiven und Auswirkungen
(PB/BNP/MP) Die Jugend wurde in den bisherigen Corona-Wellen dazu angehalten, mit den stärker gefährdeten Senioren solidarisch zu sein. Diese Solidarität haben sie auch gezeigt, denken 74 Prozent der 16- bis 29-Jährigen. Umgekehrt wird ihnen diese Solidarität nicht zuteil, bemängeln die jüngeren Deutschen: 63 Prozent sagen, sie hätten die Solidarität der Älteren mit den Jüngeren vermisst. Dies sind Ergebnisse der Studie „Generation Z & Health“ der pronova BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.
Pandemie Folgen
Jüngere Menschen leiden in vielen Lebenslagen besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie. Für die seelische Verfassung geben sie sich lediglich 6,7 von 10,0 Punkten, nur 40 Prozent beurteilen ihre psychische Gesundheit als gut. Zehn Prozent bezeichnen ihren psychischen Zustand sogar als schlecht. Besonders junge Frauen und Mädchen fühlen sich seelisch unter Druck: 44 Prozent von ihnen geht es in der Corona-Krise schlechter als vor der Pandemie. Dies sind Ergebnisse der Studie „Generation Z & Health“ der pronova BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.
Nach eigener Einschätzung haben sie viel gegeben und kaum etwas erhalten. Denn den 16- bis 29-Jährigen wurde in der Corona-Krise einiges abverlangt, sie litten stark unter Kontaktverboten und Homeschooling. 94 Prozent der jungen Deutschen belastet die Corona-Krise, ganz besonders die jungen Eltern. Für 68 Prozent der Generation Z liegt auf der Hand: Kinder und Jugendliche haben die Hauptlast der Pandemie und der Lockdown-Maßnahmen tragen müssen.
„Einen weiteren Lockdown würden die unter 30-Jährigen nicht mehr mittragen, nachdem gerade von ihnen monatelang Solidarität gefordert wurde“, sagt die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen, „sie fordern mittlerweile auch ihr Recht auf Bildung stärker ein als frühere Generationen.“
Die Corona-Krise hinterlässt auch langfristige Narben im Seelenleben der jungen Menschen. Bereits im Frühjahr 2021 hatten 55 Prozent der 16- bis 29-Jährigen in der Vorgängerstudie angegeben, seit Beginn der Pandemie häufiger traurig und depressiv zu sein. 56 Prozent fühlten sich häufig einsam. Schon zu dem Zeitpunkt gingen 80 Prozent davon aus, dass die Krise sie persönlich nachhaltig verändert hat.
Zahl des Monats: 95 Prozent der Deutschen unter 30 sind der Meinung, dass für sie der Kauf einer Immobilie deutlich schwieriger ist als früher. Dennoch sehen 53 Prozent von ihnen trotz aller Widrigkeiten „sehr gute“ oder „gute“ Chancen, um ihren Traum von den eigenen vier Wänden laut Umfrage BHW Bausparkasse/Kantar zu verwirklichen.
Soziale Medien als Lückenfüller
Was den jungen Menschen helfen soll, ist ihr vorbehaltloser Umgang mit dem Thema. 71 Prozent stellen fest, dass sie offener mit psychischen Herausforderungen umgehen sollen, als ihre Eltern oder Großeltern. „Rat suchen ist keine Schande – das haben sie gelernt“, sagt die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen. „Als während der Pandemie viele Unternehmungen und Verabredungen wegfielen, haben die jungen Deutschen versucht, diese Lücke in ihrem Leben mit sozialen Medien zu füllen. Dort tauschen sich die 16- bis 29-Jährigen auch über psychische Probleme aus, reden ohne Vorurteile über dieses Thema.“
Schon im Frühjahr hatten 54 Prozent der Generation Z angegeben, dass sie im Freundeskreis viel über ihre Sorgen im Zusammenhang mit Corona sprechen. Auch die Verwandten sind laut Studie wichtiger geworden. „Familien hat die schwierige Zeit zusammengeschweißt und das Vertrauen gestärkt“, bestätigt Mühlhausen.
Somit sind Partnerin und Partner (38 Prozent), Freundeskreis sowie Eltern (36 Prozent) die ersten Ansprechpartner bei psychischen Problemen. Doch auch der Gang zum Psychotherapeuten ist für sieben von zehn jungen Erwachsenen so selbstverständlich wie der Weg zum Hausarzt bei körperlichen Leiden.
„Die jungen Menschen kämpfen mit einem unguten Gefühl in vielen Lebenslagen – bei Menschenansammlungen in Räumen, bei Treffen mit unterschiedlichen Personen, aber auch wenn sie sich zurückziehen und eben nicht überall wieder mitmachen“, sagt Mühlhausen. 28 Prozent fürchten sich weiterhin vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus.
LeserReporter/in:Peter (PETE) Berger aus Köln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.