Küeter Botzeknööfe:
Sorge vor Finanzierungslücke wächst

Sie machen großflächig auf ihre prekäre Lage aufmerksam. Foto: Roggendorf
  • Sie machen großflächig auf ihre prekäre Lage aufmerksam. Foto: Roggendorf
  • hochgeladen von Angelika Koenig

Interview mit Sebastian Bergner, stellvertretender Vorstand der Elterninitiative
Kürten (rog). „Wir sind keine Verwahranstalt und wollen es auch nicht werden!", sagen Eltern, Mitarbeiter*innen und Vorstand der Kürtener Kindertagesstätte „Küeter Botzeknööfe“.
Was kennzeichnet die Küeter Botzekööpfe?
Wir sind ein Kindergarten in freier Trägerschaft, bei dem sich 1990 aus einem Kita-Notstand heraus eine Elterninitiative zum Verein organisiert hat. Damit verbunden sind Mitspracherechte ebenso wie Tätigkeitsverpflichtungen. Unser Schwerpunkt liegt auf Integrativität und Hochbegabtenförderung. Dafür können wir schon viele Jahre auf ein gut eingespieltes Team hervorragend ausgebildeter Mitarbeiter*innen bauen.
Fehlt Personal?
Auf dem Papier haben wir sogar zu viele pädagogische Fachkräfte. Doch in der Realität fehlt immer eine/r durch Krankheit/Urlaub/Fortbildung. Echter Fachkräftemangel wird sich bei uns aber glücklicherweise erst dann einstellen, wenn Mitarbeiter*innen in Rente gehen oder schwanger werden. Problematischer sind die hohen Lohnkosten. Denn nur mit qualifizierten und vor allem ausreichend vielen Erzieher*innen lässt sich unser selbst gesteckter Anspruch an Bildung und Förderung unserer Kinder in dieser Kita zu unser Zufriedenheit erfüllen.
Wieso reicht das zugeteilte Geld nicht?
Die finanziellen Zuschüsse folgen Verteilerschlüsseln, die das jeweilige Bundesland vorgibt. Dabei stehen Alter und Anzahl der Kinder in Relation zu den Betreuungsstunden bzw. zur Anzahl der ErzieherInnen, wobei auch noch deren Ausbildungsstufe berücksichtigt wird. Aus diesen Pauschalen müssen wir die Lohnkosten bestreiten. Es ist nicht zulässig, Gelder aus dem Vermögensbestand des Vereins regelmäßig für Personalkosten einzusetzen. Die Zuschüsse hinken aber leider dem tatsächlichen Bedarf hinterher.
Wieso entsteht aktuell ein Engpass?
Unsere pädagogischen Fachkräfte werden nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. Nun hat die Gewerkschaft ver.di nicht nur eine Gehaltserhöhung ab März 2024 erwirkt, sondern auch mehrere steuer- und abgabenfreie Sonderzahlungen, in Etappen von Juni 2023 bis Februar 2024. Wir begrüßen das, weil es eine Wertschätzung des Berufsstandes darstellt und wir die engagierte Arbeit, die unsere Erzieher*innen leisten, honorieren möchten. Zwar sieht das Kinderbildungsgesetz in NRW eine Anpassung der „Kindpauschalen“ vor, sie erfolgt allerdings zeitversetzt. Die aktuelle Anpassung ist für August 2024 in Aussicht gestellt. Bis dahin sollen Überbrückungshilfen fließen, von denen jetzt schon klar ist, dass sie nicht ausreichen. Für diese Lücke brauchen wir eine Übergangslösung.
Gibt es weitere Kritikpunkte?
Mit ihrem Sofortprogramm Kita greift die Landesregierung den Fachkräftemangel auf und setzt auf Quereinsteiger, FSJler und Ergänzungskräfte. Mit unserem Personal sind wir dann nach diesen Gesichtspunkten überbesetzt. Schlimmstenfalls würden uns Gelder gestrichen. Für das Selbstverständnis unserer Kita ist es jedoch zwingend notwendig, berufserfahrene, hoch qualifizierte und langjährig aktive Mitarbeiter*innen zu beschäftigen. Sie sind dauerhafte Vertrauenspersonen für unsere Kinder, betreuen sie pädagogisch angemessen, was in unseren Augen nicht bloß einer Verwahrung gleichkommen sollte, sondern mit Förderung der kindlichen Fähigkeiten, Erziehung und Bildung einhergeht.
Was könnte helfen?
Die Anpassung der Finanzierung geschieht zu langsam. Außerdem sind die Verteilschlüssel nicht mehr zeitgemäß. Wir bei den Küeter Botzeknööfe möchten unserem Konzept treu bleiben, Kinder frühzeitig in ihren Stärken zu fördern und bei Schwächen zu unterstützen. Wir möchten wir darauf aufmerksam machen, dass Kindergärten, wie unserer, wertvolle integrative pädagogische Arbeit an der kommenden Generation leisten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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