Kritik an Ost-West-Achse
Bleiben Ideen der Bürger von Müngersdorf und Weiden außen vor?

Üppiges Entrée zum Äußeren Grüngürtel: Die Bürger möchten die Bäume an der Haltestelle „Junkersdorf“ erhalten.   | Foto: Hermans
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Vereine und Initiativen im Kölner Westen fühlen sich veralbert. Ihr Vorwurf: Die Verwaltung verweigert Gespräche mit ihnen, weil sie sich kritisch zum Ausbau der Ost-West-Achse äußern.

von Hans-Willi Hermans

„Das ist skandalös und symptomatisch für das Verfahren: Der Bürger wird außen vor gelassen“, schimpfte Viviane Fröhling, Vorsitzende der Bürgerinteressengemeinschaft Weiden, als sich kürzlich ein knappes Dutzend Vertreter von Initiativen und Bürgervereinen im Lindenthaler Bezirksrathaus traf. Man wollte über die Folgen diskutieren, die der geplante Ausbau der Ost-West-Achse auf die Umgebung der Bahnhaltestellen zwischen „Universitätsstraße“ und „Weiden-West“ hat. Eigentlich hatte die Verwaltung ja im vergangenen Jahr versprochen, das Gespräch mit den kritischen Bürgern zu suchen. Doch daraus wurde bislang nichts, und Bezirksvertreter Roland Schüler (Grüne) begrub gleich zu Anfang alle Hoffnungen: „Auch auf die Einladung für den heutigen Termin hat niemand geantwortet.“
Den Bürgern geht es nicht zuletzt um die Haltestelle „Junkersdorf“. Dort sollen rund 50 Bäume gefällt werden, um die Wendeschleife zu erweitern, die aktuell nur für 60-Meter-Bahnen ausgelegt ist. Künftig sollen dort, wie auf der gesamten Ost-West-Achse bis Bensberg, 90-Meter-Bahnen fahren, um dem höheren Fahrgastaufkommen gerecht zu werden. Bis Junkersdorf im Fünf-Minuten Takt, danach weiter bis Weiden im Zehn-Minuten-Takt.
In der Junkersdorfer Wendeschleife sollen weiterhin Bahnen zur Bewältigung des Stadionverkehrs bereitgehalten werden, wie Schüler erläuterte, etwa bei Fußballspielen, Konzerten oder anderen Veranstaltungen. Für den Ausbau der Schleife werden dafür an dieser Stelle eine Verlagerung der Aachener Straße nach Norden und der Wegfall des begrünten Mittelstreifens und damit des
Alleen-Charakters in Kauf genommen.
Vorschläge aus den Reihen der Bürger, die Wendeanlage wenige Meter nach Westen zu verschieben, auf ein Gelände zwischen Brauweiler Weg, Junkersdorfer Kirchweg und Rosenweg, gleich an der Aachener Straße, lehnt die Verwaltung bislang ab. Dort wäre zwar Platz, aber es würden 22 Parkplätze wegfallen und auf der Aachener Straße käme es an Müllabfuhr-Tagen zu Behinderungen. Außerdem sei am Kirchweg die Vorrangschaltung für den Bahnverkehr nicht mehr zu gewährleisten, wenn dort Bahnen im Fünf-Minuten-Takt unterwegs seien. „Das sind kleinere Nachteile, an anderen Stellen in der Stadt funktioniert das auch“, kommentierte Schüler die Behauptung.

Forderung: Fünf-Minuten-Taktung der Straßenbahnen bis Weiden

„Die Technokraten bestimmen, ,weiche Faktoren‘ wie die Aufenthaltsqualität werden nicht berücksichtigt“, meinte Harald Schäfer, Vorsitzender des Bürgervereins Müngersdorf. Viele Bürger lehnen Baumfällungen auch an anderen Haltestellen ab, außerdem befürchten sie, dass die verlängerten Haltestellen für die 90-Meter-Bahnen künftig die beiden Seiten der Aachener Straße noch stärker trennen.
Auch die Zusicherung von Roland Schüler, die Bezirksvertretung werde die von den Bürgern bevorzugte Junkersdorf-Variante weiter unterstützen, ist für Schäfer nur ein schwacher Trost: „Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera entscheiden wir uns für Syphilis.“ Denn eine wirkliche Verbesserung wäre nach Ansicht vieler Kritiker nur der Verzicht auf 90-Meter-Bahnen und die konsequente Einführung des Fünf-Minuten-Takts bis Weiden. Das wäre schnell umzusetzen, deutlich kostengünstiger und schonte die Natur.
Damit rennt man bei Roland Schüler offene Türen ein: „Ob 90-Meter-Niederflurwagen technisch machbar sind, ist noch gar nicht sicher, außerdem gibt es noch keine Genehmigung vom Land Nordrhein-Westfalen für die Pläne. Auch stehen bald Kommunalwahlen an und Vorstandswahlen bei der KVB.“ Die Karten könnten also demnächst noch mal neu gemischt werden.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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