Außerschulische Inklusion
„Besonderheit darf kein Ausschlusskriterium sein“

Anne Skribbe (l.) und Dorothee Nohn beraten im Lindlarer Büro der Servicestelle „Serv In“ Familien, Vereine und weitere Einrichtungen zum Thema außerschulische Inklusion. | Foto: Sandra Sonntag
  • Anne Skribbe (l.) und Dorothee Nohn beraten im Lindlarer Büro der Servicestelle „Serv In“ Familien, Vereine und weitere Einrichtungen zum Thema außerschulische Inklusion.
  • Foto: Sandra Sonntag
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Oberberg - (son) Vor allem in Bezug auf Kinder steht das Thema Inklusion seit
geraumer Zeit im Fokus unserer Gesellschaft. Dabei konzentriert sich
die Diskussion, wie Kinder und Jugendliche mit Behinderungen besser am
„normalen“ Leben teilhaben können, häufig auf den schulischen
Bereich. Doch wie sieht es mit Freizeitangeboten aus? Was können
Sportvereine und Jugendeinrichtungen tun, damit behinderte Kinder und
Jugendliche an ihren Aktivitäten teilnehmen können? Diese Situation
im Oberbergischen Kreis zu verbessern, inklusive Angebote zu finden
und Anbieter und Betreuer entsprechend zu schulen, ist die Aufgabe von
„Serv In“, der Servicestelle für außerschulische Inklusion in
Lindlar.

Im Auftrag einer Kooperation des Kreisjugendamtes und der Katholischen
Jugendagentur Leverkusen, Rhein-Berg, Oberberg beraten dort seit
Oktober 2017 Leiterin Anne Skribbe und Dorothee Nohn, pädagogische
Mitarbeiterin, Familien und Betreuer, suchen nach geeigneten Angeboten
oder helfen bei der Entwicklung inklusiver Projekte. Es gebe häufig
Klagen von Eltern, dass es für Kinder mit Behinderungen nur sehr
wenige Möglichkeiten gebe, sich an Freizeitaktivitäten zu
beteiligen, erzählt Dorothee Nohn: „Dabei ist es doch eigentlich
selbstverständlich, dass man miteinander lebt, allerdings findet das
in der Realität noch nicht wirklich statt“.

Tatsächlich würden behinderte Kinder viel Zeit in ihren Familien
verbringen und kaum am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die große
Herausforderung besteht für Anne Skribbe darin, dass die Anbieter
aktiv auf die Kinder und Familien zugehen müssten. „Die Bedingungen
sind einfach anders, ein Kind mit einer Behinderung tut sich oft
schwerer und die Hemmschwelle mitzumachen ist größer“, sagt die
Leiterin der Servicestelle. Man müsse den jungen Menschen das Gefühl
geben, eingeladen und willkommen zu sein. Darüber hinaus gebe es auch
häufig praktische Probleme, wie etwa fehlende Barrierefreiheit, die
zunächst aus dem Weg geräumt werden müssten.

Mit entsprechendem Coaching vor Ort helfe „Serv In“ den
Einrichtungen dabei, Hürden abzubauen und eine einladende
Willkommenskultur zu gestalten. „Oft ist es gar nicht so schwer, ein
Angebot inklusiv zu gestalten, eine Rampe und ein Flyer in leichter
Sprache können schon viel bewirken“, so Skribbe weiter.

Das Ziel müsse immer sein, die Selbständigkeit der betroffenen
Jugendlichen zu fördern, oftmals seien schon kleine
Orientierungshilfen ausreichend. Es gebe durchaus bereits Beispiele,
wie inklusive Freizeitaktivitäten funktionieren können, wie etwa im
Jugendzentrum Horizont. Mit Kerstin Krögis und Leiter Simon Lucas
arbeite man eng zusammen und die Angebote würden gut angenommen.
„Wir haben dort die Erfahrung gemacht, dass auch Kinder ohne
Behinderung von den Treffen profitieren“, so Skribbe.

Schwierig sei die Situation dagegen in den meisten Sportvereinen:
„Viele Übungsleiter trauen sich die Arbeit mit behinderten Kindern
mangels Erfahrung nicht zu und da es sich in der Regel um Ehrenamtler
handelt, fehlt oft auch die Zeit für die erforderliche, intensivere
Betreuung“, berichtet Dorothee Nohn aus ihren Erfahrungen. Durch
Zusammenarbeit mit dem Kreissportbund wolle man den Vereinen
zukünftig die Möglichkeit geben, Betreuer zu schulen und mehr
inklusive Sportangebote auf den Weg zu bringen. Für Anne Skribbe und
Dorothee Nohn ist ein gutes Netzwerk das A und O ihrer Arbeit: „Wir
kooperieren eng mit verschiedenen Organisationen und Institutionen im
Oberbergischen Kreis, um das Thema Inklusion in der Freizeit
nachhaltig zu etablieren und neue Angebote für die Kinder zu
schaffen“.

Denn eines steht für die beiden „Serv In“-Mitarbeiterinnen fest:
„Besonderheit darf kein Ausschlusskriterium sein“. Die
Servicestelle hilft Familien mit behinderten Kindern auch mit
Alltagsberatung sowie Einrichtungen und Vereinen der Kinder- und
Jugendarbeit bei Förderanträgen. Kontakt unter 0 22 66/4 64 01 60
oder per Mail an dorothee.nohn@kja.de. Die Bürozeiten in der
Pfarrgasse 2a in Lindlar sind montags bis freitags, 9 bis 14 Uhr. Nach
Absprache sind auch Hausbesuche möglich.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

28 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.