Schießwettbewerbe und viel Wasser von oben
Festumzug fiel dem Regen zum Opfer
Von Michael Kupper
Lindlar. „Es war eine schöne Zeit – Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagte Norbert Dreyer im Festzelt nach seiner sechsjährigen Amtszeit als Bundeskönig des Oberbergischen Schützenbundes (OSB), in der ihn seine Frau Ursula begleitet hat. Ursprünglich für 2020 geplant, musste das 39. Bundesschützenfest zunächst auf 2021 und dann auf 2022 verschoben werden, bis die Proklamation der neuen Majestäten mit einem Großen Zapfenstreich vom Musikverein Wipperfürth und dem Tambourskorps „Rot-Weiß“ Kleineichen in diesem Jahr endlich stattfinden konnte.
Dreyer hat im Marienheider Sven Wottrich einen würdigen Nachfolger gefunden. „Kein Blick ging nach links, kein Blick ging nach rechts – es war, als ob er den Vogel hypnotisieren wollte“, schilderte OSB-Präsident Klaus Büser, dessen Kampf gegen sieben Mitbewerber, bevor sich Wottrich mit dem 128. Schuss zur Majestät der Majestäten machte. Mit seiner Gattin Mareen geht er nun durch drei Schützenjahre. Den Bundesprinzenvogel holte Christof Backhaus – ebenfalls aus Marienheide – mit dem 154. Schuss aus dem Kasten. Zur Bundesprinzessin hat er Merve Ugurlu erkoren. Der Präsident beglückwünschte die beiden: „Jetzt könnt ihr aller Welt zeigen, dass die Jugend von heute die Basis für das Schützenwesen von morgen ist.“
Im Anschluss an die Krönung ehrte Büser drei besonders verdiente Mitglieder des Schützenvereins Lindlar. Er verlieh Schriftführer Gregor Schüttler, seit 1991 im Verein und inzwischen zehn Jahre im Vorstand, für sein besonderes Engagement die „Silberne Ehrennadel“. Für 30 Jahre Vorstandsarbeit zeichnete er den Vorsitzenden Alexander Bosbach, seit 43 Jahren Lindlarer Schütze, mit der „Goldenen Ehrennadel“ aus. Hauptmann Georg Rüßmann, seit 1977 Vereinsmitglied und bereits 22 Jahre im Vorstand, hatte in den vergangenen Jahren bereits die Silberne und die Goldenen Ehrennadel erhalten. Seinen außerordentlich langen und besonderen Einsatz für die Schützenzunft würdigte Büser mit dem „Kleinen Orden an der Schluppe“.
„Der Posten des Wettergottes ist nicht mit einem Schützenbruder oder einer Schützenschwester besetzt“, bemerkte Büser angesichts des verregneten Tages. Die Rache folgte auf dem Fuße. Am Sonntag goss es in Strömen, sodass der Große Festumzug abgesagt werden musste. „Es war eine Entscheidung der Vernunft“, erklärte er im Festzelt. Ursprünglich war ein Umzug mit rund 40 Schützen- und zwölf Musikvereinen auf einer 4,2 Kilometer langen Strecke durch die Stadt geplant. „Wir haben bis zuletzt gehofft und die endgültige Entscheidung erst 20 Minuten vor dem Start getroffen“, schilderte sein Stellvertreter Thomas Töpfer. Der Stimmung des Schützenvolkes tat das keinen Abbruch, denn die Musikgruppen holten ihre Auftritte im prall gefüllten Festzelt nach.
Beim Königsvogelschießen des Schützenvereins Lindlar lehrte der 55-jährige Oliver Lenort den Adler mit dem 277. Schuss das Gesetz der Schwerkraft. Zuvor hatten sich Dr. Carsten Brodesser mit dem 7. Schuss die Krone, Ricardo Gerlach mit dem 100. Schuss den linken und Philip Caucal mit dem 169. Schuss den rechten Flügel geholt. Oliver Lenort regiert nun gemeinsam mit seiner Königin Sandra Wolf-Lenort. Schützenprinz wurde Niko Siegfried mit dem 260. Schuss. Er wählte Anna Tegthoff zu seiner Prinzessin. Ungewöhnlich war der Verlauf des Schülerprinzenschießens. Nachdem sich Merle Lob gleich mit dem ersten Schuss die Krone geholt hatte und Miriam und Johanna Wirtz den Vogel jeweils rund 50 Schuss später von seinen Flügeln befreiten, brauchte es weitere knapp 300 Schuss, bevor ihn Judith Wirtz mit dem 416. von der Stange holte und nun Schülerprinzessin ist.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.