Engel und Postkarten
Peter Ruland präsentiert kurzweiligen Vortrag
Lindlar - (son) „Die Postkarte war sozusagen die SMS des analogen
Zeitalters“, erklärte Peter Ruland seinen Zuhörern im Lindlarer
Severinushaus mit einem Augenzwinkern. Passend zur Adventszeit
präsentierte der pensionierte Schulleiter und Regionalhistoriker aus
Engelskirchen, auf Einladung der „Aktiven Senioren Lindlar (ASL)“,
seinen kurzweiligen Vortrag „Engel – himmlische Sendboten im
Spiegel von Ansichtskarten, im Zeitraum von 1890 bis 1930“.
Dabei standen sowohl Postkarten mit Engel-Motiven im Mittelpunkt als
auch die Frage, wie sich die Darstellung von Engeln im Laufe der
Geschichte verändert hat. Sein Ziel sei es, den Zuhörern die
Möglichkeit zu eröffnen, Engel aus einer neuen Perspektive zu
betrachten und deutlich zu machen, dass es bei diesem Thema kein
„richtig“ oder „falsch“ gebe, sondern jeder einzelne seine
persönlichen Vorstellungen und Erlebnisse habe.
So begann er seinen Vortrag zunächst mit der grundsätzlichen
Definition, dass Engel Wesen seien, die von Gott bereits vor den
Menschen geschaffen und als Boten ausgesendet wurden, um seine
Wünsche und Vorstellungen zu übermitteln. In Gemälden und
Skulpturen seien sie von jeher dem Menschen ähnlich dargestellt
worden, zusätzlich ausgestattet mit zwei Flügeln, weiteres Merkmal
sei die weiße Bekleidung als Zeichen der Unschuld. Die seit dem
Mittelalter bekannte, christlich geprägte, Darstellung von Engeln
habe sich im Laufe des 19. Jahrhunderts und der damit einhergehenden
Industrialisierung verändert. Dies könne man besonders gut anhand
von Motiven damaliger Post- und Ansichtskarten verfolgen, berichtete
der 70-Jährige weiter, und veranschaulichte diese These mit einer
umfangreichen Auswahl seiner persönlichen Postkartensammlung. Seit
1872 habe die Post das Versenden von kurzen Nachrichten in Form von
Postkarten zugelassen und dies habe sich, aufgrund der geringeren
Kosten im Vergleich zum Brief, schnell großer Beliebtheit erfreut.
Besonders zu Weihnachten wurden Engel im nervösen Zeitalter der
Industriellen Revolution in einer idealisierten Umgebung dargestellt.
Dörfliches Leben, glückliche Kinder, Schnee, Musikinstrumente und
ein Sternenhimmel beispielsweise repräsentierten den Wunsch der
Menschen nach Harmonie und einer Flucht aus dem hektischen Alltag. Die
meisten Postkarten mit Engelmotiven wurden zu kirchlichen Festen wie
Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Kommunion und Konfirmation versendet.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Darstellung der Engel menschlicher.
Immer häufiger wurden auch leibliche Genüsse, der Fortschritt der
Technik sowie sogar der Erste Weltkrieg thematisiert. Damit ging der
Bezug zur Bibel endgültig verloren und Engel waren keine göttlichen
Sendboten mehr. In einer lebhaften Gesprächsrunde wurde auch nach der
Beendigung des Vortrages noch über persönliche Meinungen und
Erlebnisse zum Thema Engel diskutiert, bevor der unterhaltsame
Nachmittag zu Ende ging.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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