48 Jahre Modellflug
Große Flieger geschrumpft

Ferienaktion-Koordinator Kai Oberlinger mit einem seiner Modelle, einem Helikopter mit 3kw-Elektromotor. | Foto: Ulrich Niepenberg
  • Ferienaktion-Koordinator Kai Oberlinger mit einem seiner Modelle, einem Helikopter mit 3kw-Elektromotor.
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Marienheide - (un) „Zwei bis drei Schritte machen, am Schwerpunkt anfassen, ein
wenig nach unten halten, loslassen und locker gleiten lassen“,
ertönt es leise und unaufgeregt aus dem Munde des ersten Vorsitzenden
des R.C.F. (Radio-Control Flight) Marienheide, Fred Grunow.

Dann schaut er in die erwartungsvollen Gesichter der vier Jungs, wie
sie nach und nach ihre während der Ferienspaßaktion gebastelten
Gleitflugzeuge in den an diesem Tag etwas zu böigen Wind stellen.

Fred Grunow freut sich, mit welchem Eifer die zwölf- bis 14-jährigen
bei der Sache sind.

Und niemand der vier nimmt es seinem Flieger übel, dass er auch schon
mal in die Bäume abdriftet und dass es einen Laufweg von 200 Metern
braucht, um ihn zu bergen und erneut flugfähig zu machen. „Wie gut,
dass es Sekundenkleber gibt“, lächelt Grunow zufrieden und bedauert
ein wenig, dass bei der Bastelaktion in einer Gummersbacher Bücherei
bei weitem nicht alle Kinder und Jugendlichen anwesend waren, die sich
angemeldet hatten.

Kai Oberlinger, Koordinator der Ferienaktion und Kassenwart des 1971
gegründeten Vereins: „Ich fliege seit 37 Jahren ferngesteuerte
Modelle. Mir hat es Spaß gemacht, den Jungs bei der Arbeit über die
Schulter zu schauen, ihnen Anleitungen zu geben und zu helfen bei den
Berechnungen und dem Zusammenbau, damit ihre Gleiter auch tatsächlich
fliegen.“

„Es ist ein generationenüberbrückender Sport, Jung und Alt geben
sich gegenseitig Tipps und tauschen sich aus. Zudem verstehen wir uns
als Lehrer-Schüler-Betrieb, geduldig und gerne stehen wir Profis
unseren Anfängern zur Seite“, ergänzt Fred Grunow.

Der R.C.F. hat zur Zeit 42 Mitglieder, zehn bis zwölf sind bei
idealen äußeren Bedingungen immer auf dem Bockelsburg-Gelände
oberhalb von Däinghausen anzutreffen, um ihre Modelle aufsteigen zu
lassen, unter ihnen so oft es geht Gründungsmitglied Jürgen Wisker
(77):

„Unsere Modelle dürfen ein Gewicht von 20 Kilogramm und eine
Flughöhe von 320 Metern nicht überschreiten. Das Gelände hat uns
Else Mülling, heute über 90 Jahre alt, in den 1970er Jahren
verpachtet. Mitbürger, denen der Modellflug nicht passte, wollten ihr
das Grundstück abkaufen, wir hätten uns einen neuen Standort suchen
müssen. Wir sind Frau Mülling heute noch dankbar, dass sie standhaft
blieb. Ihre Worte „Die Jungens bleiben hier“ sind Legende. Zum
Dank haben wir ein riesiges Banner mit den Worten „DANKE ELSE“
gefertigt und sind anschließend über ihr Haus geflogen.“

Im Modellflugbereich gab es in den letzten Jahren eine rasante
Entwicklung. Die Modelle fliegen leiser und sauberer, die Verbrenner
sind geräuschgedämmt, der Elektroantrieb ist mittlerweile sehr
präsent. Akkus für die Flugmodelle können an der hauseigenen
Solarstromanlage aufgeladen werden. Auch die Materialien sind mit
Carbon, Kunststoff, Schaumstoff und Holz vielfältig. Seit rund acht
Jahren werden Fernsteuerungsanlagen daheim über den Rechner
programmiert.

Auch Else Mülling war schon oben auf „ihrem“ Hügel und hat
staunend zugeschaut, wie optisch ansprechende Modelle wie die zwei
Kilogramm schwere Ju-52 oder die Fokker D 7 sich in die Lüfte
begaben. Flugzeuge, die im Original in der Zeit gebaut wurden, als
Else Mülling aufwuchs.

In der Modellseglerklasse RES hat der R.C.F. Marienheide mit Thorsten
Wirtz sogar einen Deutschen Meister in seinen Reihen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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