Theater des Wahnsinns
Schüler empfehlen "Die Physiker"

Die EF-Teens auf dem Weg in den "Untergrund". | Foto: Gesamtschule Marienheide
  • Die EF-Teens auf dem Weg in den "Untergrund".
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Marienheide. Die Jahrgangsstufe EF (Einführungsphase; das erste Jahr der gymnasialen Oberstufe) war zu Gast im Horizont Theater in Köln. Leon P. und Zoel L. waren ebenso begeistert wie ihre Mitschüler*innen; sie nehmen die Leser*innen mit, ziehen Parallelen zur heutigen Zeit und laden ein zum Besuch des Theaters:
„In der Nähe des Ebertplatzes, steht ein kleines, gar unscheinbares Häuschen, welches sich als ein Theater entpuppte. Wir mussten unsere Angst besiegen, damit wir die beleuchteten Stufen in den dunklen und engen Keller hinabsteigen und in das Theater gelangen konnten. Doch wir rechneten nicht mit der „Irrenanstalt“ des Dramas „Die Physiker” von Friedrich Dürrenmatt, in welcher wir 80 Minuten lang dem Wahnsinn nicht entkommen konnten.
Die Skepsis, welche sich noch vor Beginn des Theaterstückes in den Augen der Zuschauer gespiegelt hatte, verschwand schon nach den ersten Minuten, als das Licht der kleinen Bühne aufleuchtete und somit das Hauptereignis des Tages gestartet wurde. Und obwohl der Inhalt der dramatischen Komödie aus dem Deutschunterricht bekannt war, verloren die Zuschauer*innen keinerlei Interesse, sondern verfingen sich in den geschickt abgeänderten Szenen der Nervenheilanstalt „Les Cerisiers”. Auch wir wollten das Geheimnis um die drei Physiker bewahren und die toten Krankenschwestern ehren, doch wir bekamen ein tragisches Ende zu sehen. Denn das Stück zeigt, dass es nie einen einzelnen Helden geben kann und dass nicht alles nach Plan laufen wird, sondern der Zufall sozusagen auf groteske Art und Weise dazwischenfunkt.
Woran erkennen wir dies?
Zunächst haben wir Kommissarin Voß, die Gerechtigkeit will. Dass dieser Plan scheitert, erkennen wir daran, dass das Theaterstück nicht nach fünf Minuten vorbei ist, obwohl die Mörder sind ja bekannt sind. Dann haben wir Schwester Monika, mit ihrer energischen Liebe zum Physiker Möbius, die schließlich aufgrund ihrer Liebe ermordet wird.
Newton und Einstein, zwei vermeintlich verrückte Physiker, die eigentlich Geheimagenten sind und die Mission haben, die Errungenschaften von Möbius an sich zu nehmen.
Natürlich trifft der Satz auch auf den Protagonisten Johann Wilhelm Möbius zu. Dieser will den Helden spielen, indem er sich mit Absicht in die Nervenheilanstalt einweisen lässt und damit sein Leben als Ehemann und Familienvater aufgibt und zudem auf Ruhm und Geld als berühmter, genialer Wissenschaftler verzichtet, nur um die Welt vor seinen Erkenntnissen zu bewahren. Lediglich Fräulein Doktor von Zahnd, die Oberärztin der Nervenheilanstalt „Les Cerisiers”, die mit Geduld alle Fäden im Hintergrund zieht, erreicht am Ende ihr egoistisches Ziel: Möbius‘ Forschungsergebnisse zu kopieren, um im Namen des goldenen Königs Salomo die Weltherrschaft an sich zu reißen. Zum Schluss des Stückes stellt sich heraus, dass sie die wahre Verrückte ist!
Vor Krisen, grotesken Zufällen und schrecklichen, unvorhersehbaren Wendungen, wie sie Dürrenmatt nicht besser hätte erfinden können, können wir uns nicht retten – das wissen wir seit Corona und seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine im Februar des letzten Jahres. Die Frage, wie wir uns selbst reflektieren, uns dazu trotz Krise menschlich verhalten, ist die Frage, die letzten Endes im Raum steht und uns zum Nachdenken anregt.

Wir wollen uns für dieses Erlebnis bedanken und empfehlen euch dieses Schauspiel mit eigenen Augen und Ohren wahrzunehmen. Ihr könnt euch auf eine überwältigende kleine Vorstellung freuen. Vor allem bietet dieses Theater talentierte und motivierte Schauspieler*innen und eine zeitgemäße Umsetzung des Stückes. Wie der Name des Theaters schon sagt, kann man hier seinen Horizont erweitern.“

Redakteur/in:

Beate Pack aus Oberberg

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