Lindlars Kulturschätze
Ein Bummel mit Winfried Panske

Im Lindlarer Ortskern gibt es viel zu entdecken. | Foto: Sandra Sonntag
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  • Im Lindlarer Ortskern gibt es viel zu entdecken.
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Lindlar - Kultur statt Landschaft - mit einem seiner jüngsten Projekte hat sich
Winfried Panske auf neues Terrain begeben. Unter dem Motto
„Kulturbummel“ führte er rund 30 Teilnehmer vom historischen
Lindlarer Ortskern bis zum Freizeitpark und präsentierte Details und
Anekdoten zu den Kulturgütern am Wegesrand.

„Im Rahmen meiner Ortsführungen ist mir aufgefallen, dass die
meisten an Denkmälern und Kunstwerken vorbeigehen ohne sich näher
damit zu befassen“, so der Natur- und Landschaftsführer. Daraufhin
sei die Idee zu einem Bummel entlang der Kulturgüter entstanden.

Los geht es am „Steenkühlerbrunnen“ am Lindlarer Marktplatz. Der
2002 vom Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) geschaffene Brunnen
ist ein Wahrzeichen für die Grauwackeindustrie, die seit rund 1000
Jahren die Gemeinde Lindlar prägt. Er zeigt eine typische
Steinhauerfamilie vor 100 Jahren, inklusive Ziege, die als „Kuh des
kleinen Mannes“ die Bedeutung der Selbstversorgung zur damaligen
Zeit symbolisiert.

Auch im angrenzenden Biergarten gibt es mit der Bronzeskulptur
„Frauenkopf“ der Lindlarer Bildhauerin Christiane Tyrell und dem,
vom 2014 verstorbenen, langjährigen VVV-Vorsitzenden Manfred Hamm
gestalteten, bunten Buchenstamm zwei Kunstwerke zu entdecken.

Der Kirchhof der katholischen Pfarrkirche St. Severin ist ein
regelrechtes Paradies für Geschichtsinteressierte. An der Außenwand
der Kirche finden sich zahlreiche ehemalige Grabsteine aus der Zeit
vor 1806, als sich der Friedhof noch direkt an der Kirche befand. Aus
hygienischen Gründen wurde dieser danach an die heutige Stelle
verlegt, welche sich damals noch außerhalb des Ortszentrums befand.
Des Weiteren steht dort eines von insgesamt 400 Wegkreuzen der
Gemeinde Lindlar, aus dem Jahr 1765, an dem viele Jahrzehnte lang der
Schlusssegen am Ende der Prozessionen erteilt wurde sowie die
beeindruckende „Arche Noah“ aus Grauwacke, ein Geschenk der St.
Reinoldus Steinhauergilde zum 800-jährigen Jubiläum von St. Severin
im Jahr 1999.

Zwei große Steinblöcke am Rand des Platzes weisen symbolisch auf die
Bedeutung des Alten Amtshauses als Ort der Friedensverhandlungen
zwischen Franzosen und Österreichern im Jahr 1795 hin.

Eine Gedenktafel erinnert an das Schicksal von zehn russischen
Zwangsarbeiten, die im April 1945 im Lindlarer Steinbruch willkürlich
erschossen wurden, als Vergeltungsakt der NSDAP für einen Vorfall in
Overath. „Nach Kriegsende haben die Amerikaner die Leichen ausgraben
lassen und die Bevölkerung Lindlars gezwungen, sich die Toten
anzusehen, um den Menschen das Ausmaß der nationalsozialistischen
Gräueltaten vor Augen zu führen“, weiß Winfried Panske zu
berichten. Auf Initiative des damaligen Pfarrers Josef Rottländer
sowie des Ehepaares Elisabeth und Kunibert Broich sei die Gedenktafel
1995 als Erinnerung und Mahnung an diese dunkle Zeit deutscher und
eben auch Lindlarer Geschichte angebracht worden.

Ein weiteres populäres Denkmal ist der „Bessemsbenger“ neben der
alten Schule in der Eichenhofstraße. 1984 von Ehrenbürgermeister
Josef Bosbach erschaffen, symbolisiert er die Armut der Menschen in
Lindlar in früheren Zeiten, als der Steinbruch witterungsbedingt kein
ganzjähriges Einkommen bieten konnte. So wurde Birkenreisig
gesammelt, zu Besen gebunden, von den Kindern bis in das Ruhrgebiet
verkauft und der Erlös brachte die Familien über den Winter.

Direkt daneben, vor dem Gebäude der Kreissparkasse, erinnert das
Kriegerdenkmal des Steinmetzes Hugo Brochhagen an die
deutsch-französischen Kriege von 1864 bis -66 sowie 1870/71.

Im Otto-Lob-Winkel erinnert eine Gedenktafel aus dem Jahr 1985 an den
1834 in Lindlar geborenen Dirigenten und Komponisten, der während
seines 20-jährigen Aufenthaltes in den USA dort zahlreiche deutsche
Gesangsvereine gegründet hat. Einer der Höhepunkte seines Schaffens
war der Auftrag, für die Beerdigung des 1865 ermordeten
amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln einen musikalischen
Abschieds-

gruß zu komponieren. Das so entstandene „Schlummere sanft in
heil`ger Ruh“ präsentierte auf der Trauerfeier ein eigens von ihm
gegründeter deutscher Chor.

Neben dem Ortszentrum hat auch der Lindlarer Schlosspark
beeindruckende Kunstwerke zu bieten. Die bedeutende deutsche
Bildhauerin und Malerin Yrsa von Leistner (1917-2008) ist mit zwei
Werken vertreten: dem Relief „Das große Welttheater“ direkt am
Schloss sowie einem Kruzifix aus afrikanischem Hartholz am
Schlossweiher. Ein weiteres Exemplar dieses Kreuzes steht in der
Kathedrale von Melbourne.

Zahlreiche weitere Gedenktafeln, Skulpturen und Kunstwerke laden in
der Gemeinde Lindlar dazu ein, sich genauer mit ihnen zu
beschäftigen.

Winfried Panskes Neugierde ist noch lange nicht gestillt und aufgrund
des großen Interesses hat er eine Wiederholung des kulturellen
Bummels für das kommende Jahr fest eingeplant. Infos: 0 22 66/78 12.

- Sandra Sonntag

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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