Wohnen ohne Autolärm
Delegation des französischen Senats besuchte Autofreie Siedlung

Senatoren des französischen Senats machten einen Abstecher von der UN-Klimakonferenz zur Autofreien Siedlung in Nippes, dem einzigen Öko-Quartier der Stadt. | Foto: Schriefer
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  • Senatoren des französischen Senats machten einen Abstecher von der UN-Klimakonferenz zur Autofreien Siedlung in Nippes, dem einzigen Öko-Quartier der Stadt.
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Nippes - (rs). Ob das wirklich das einzige Ökoquartier in Köln sei, fragt
Hervé Maurey, Mitglied des französischen Senats ein bisschen
ungläubig. Vielleicht denkt er, ach die Deutschen, diese
Öko-Schwindler. Sie bauen am meisten Kohle ab, haben die stärksten
Dieselmotoren und in ihren Supermärkten gibt es Plastiktüten in
allen Größen. In Frankreich sei das längst passé, sagt Madame
Angèle Préville, wie Hervé Maurey Mitglied des französischen
Senats und der fünfköpfigen Delegation aus Frankreich, die einen
Abstecher von der UN-Klimakonferenz in Bonn nach Nippes gemacht hat,
um sich die autofreie Siedlung zeigen zu lassen.

Ja, in französischen Städten, außer in Paris, gebe es auch solche
autofreien Viertel, sagt Hervé Maurey auf die Frage von Hans-Georg
Kleinmann, Bewohner der Öko-Siedlung in Nippes und Vorsitzender des
Anwohnervereins „Nachbarn 60“. Er führt die Besucher von der
Kesselhausstraße durch den Teil des Viertels auf dem Gelände des
ehemaligen Bundesbahn-Ausbesserungswerks, das keinen Autoverkehr
duldet. „Wir haben uns mit der Stadt gegen den Investor, der das
ehemalige Bahngelände ohne eine autofreie Siedlung bebauen wollte,
durchgesetzt“, sagt Hans-Georg Kleinmanns. Ein niederländischer
Investor habe schließlich das Projekt vor zehn Jahren umgesetzt.
1.550 Bewohner leben hier, und nur 80 von ihnen besitzen einen Pkw.
„Für die haben wir das Parkhaus an der Kesselhausstraße“, sagt
Hans-Georg Kleinmann. Dort befinde sich auch eine Carsharing-Station.
Den Einwand, dass die Bewohner der autofreien Siedlung halt ihre Pkw
in den angrenzenden Straßen im Sechzig-Viertel abstellen würden,
wischt er beiseite. „Wir haben die Stadt aufgefordert, dort
Anwohner-Parken einzuführen“, sagt er. Das sei vor einer Weile auch
geschehen.

Die Autofreie Siedlung sei nicht frei von Schadstoffen in der Luft,
gibt Kleinmann zu. „Der Dreck vom Verkehr aus der Stadt und der
Feinstaub aus dem nahe liegenden Braunkohlenrevier schwappt natürlich
auch zu uns herein.“ Was aber positiv auffällt, ist die Ruhe in den
kleinen Sträßchen und Plätzen am Bahnwärterweg und am Alten
Stellwerk. Hier stört kein Brummen, kein Hupen und kein Quietschen
von Reifen die Ruhe. Dafür sind Fahrräder allgegenwärtig. Sie
stehen in den kleinen Vorgärten, in Tiefgaragen, die ausschließlich
Fahrrädern vorbehalten sind, und in Boxen für Kinderwagen, Räder
und Handkarren.

Was daneben ebenfalls groß geschrieben wird in der Autofreien
Siedlung, das sei die Nachbarschaft, vermittelt Hans-Georg Kleinmann
den Senatoren aus Frankreich. Er hat ihnen daher als erstes die
Mobilitäts-Station an der Kesselhausstraße gezeigt. Hier könnten
sich Gruppen treffen, würden Spielgeräte, die sich Kinder etwa zu
Geburtstagsfeiern ausleihen können, Tische, Bänke, Karren und vieles
mehr aufbewahrt, sagt der Vereinsvorsitzende. Er führt die Besucher
auch zum gemeinschaftlichen Garten, in dem Gemüse angebaut werden
kann. Zur Selbstversorgung der Bewohner der Autofreien Siedlung reicht
der natürlich nicht aus. Dafür befindet sich auch ein Kiosk auf dem
Gelände, in dem sich die Bewohner mit einigen Grundnahrungsmitteln,
Zeitungen und Getränken versorgen könnten. Am Ende der Promenade
durch die Autofreie Siedlung verlässt Hans-Georg Kleinmann mit seinen
Gästen aber das Gelände. „Wir gehen zum Lunch ins Gernot‘s“,
sagt er. Denn ein Restaurant gebe es nicht im Öko-Quartier.
Irgendetwas fehlt doch immer.        

Senatoren des französischen Senats machten einen Abstecher von der UN-Klimakonferenz zur Autofreien Siedlung in Nippes, dem einzigen Öko-Quartier der Stadt. | Foto: Schriefer
Die Gäste aus Frankreich besuchten auch den gemeinschaftlichen Garten, in dem Gemüse angebaut werden kann. | Foto: Schriefer
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