Ein Hoffnungsschimmer
Neue Ateliers im Kölner Norden statt Dauerleerstand
Longerich - (rs) Köln wird seinem Nimbus als „Kunststadt“ zumindest in der
Frage der öffentlich geförderten Ateliers für bildende
Künstler*innen seit langem nicht gerecht. Nach Schließungen der
Atelier-Standorte in Nippes, dem Bundesbahn-Ausbesserungswerk und den
Clouth-Ateliers, hat es im Kölner Norden keine nennenswerten Angebote
mehr gegeben. Nur im Clouth-Quartier werden einige wenige
Atelierräume angeboten. Dabei gibt es sehr wohl Möglichkeiten. Eine
liegt in Longerich an der Neusser Landstraße auf dem
Kantinen-Gelände. Seit einigen Jahren steht dort ein
denkmalgeschütztes Gebäude aus den 1920er-Jahren mit großer
Grünfläche leer. Die Stadt hat das Gebäude von einem Erbpächter
fest bis zum Jahr 2029 gemietet und vorrübergehend als Unterkunft
für Geflüchtete genutzt. Jetzt steht es leer, zumindest fast leer,
denn das Untergeschoss hat ein Musikproduzent gemietet.
„Der derzeitige Leerstand ist nicht hinnehmbar“, so die Nippeser
Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert. Sie hatte im September als zu
einem Ortstermin auf das Kantinengeländen an der Neusser Landstraße
eingeladen. „Wir hätten aus den über 50 unterschiedlich großen
Räumen gerne Wohnungen oder ein soziokulturelles Zentrum gemacht“,
sagt sie. Aber dafür sei das Gebäude nicht konzipiert, und weil die
Umbaukosten so horrend wären, sei man fast automatisch auf den
Vorschlag gekommen, das Gebäude als Atelier-Standort zu nutzen.
Die Bezirksbürgermeisterin ist nach einer weiteren Ortsbesichtigung
mit Vertretern aus der Kulturszene und dem Kulturamt überzeugt, dass
die Einrichtung als Atelierräume sehr schnell erfolgen könne, denn
die räumlichen Voraussetzungen und die Infrastruktur seien dafür
geeignet. „Selten gibt es die große Chance, den Kölner Norden als
Kulturstandort zu stärken“, sagt sie.
Die Bezirksvertretung Nippes wird in ihrer kommenden Sitzung Anfang
November auf ihren Vorschlag reagieren. Grüne, Linke, FDP, GUT und
Klima Freunde werden beantragen, den Kulturausschuss und der Stadtrat
dazu aufzufordern, das Haus auf der Neusser Landstraße 2 mit mehr als
50 Räumen für kulturelle Zwecke, möglichst als Atelierhaus und
teilweise auch als Musik-Proberaum herzurichten. Zudem soll mit den
Fachämtern erörtert werden, ob die Vermietung über einen noch zu
gründenden Förder- und Trägerverein oder direkt durch die Stadt
Köln erfolgen soll.
Zur Organisation und Verwaltung dieses Atelierhauses und zur Betreuung
der Künstler*innen sollen die nötigen personellen Kapazitäten
bereitgestellt werden, entweder durch die Vergabe an einen
gemeinnützigen Förder- und Trägerverein oder durch die Einrichtung
einer Stelle im Kulturamt.
Seit langem würden in Köln bezahlbare Atelierräume fehlen, heißt
es in der Begründung des Antrages. Zwar unterhalte die Stadt Köln
einige, doch gebe es auch lange Wartelisten von Künstler*innen, die
solche Atelierräume anmieten wollen. Mit der Herrichtung des
Gebäudes könnte die Bezirksvertretung zum Schließen dieser Lücke
beitragen und gerade auch im Kölner Norden Künstler*innen
Arbeitsmöglichkeiten verschaffen. Im Gegensatz zu anderen oft sehr
abgenutzten Räumlichkeiten, sei hier wenig zu renovieren oder zu
modernisieren. Die Einrichtung als Atelierhaus bis mindestens 2029 sei
daher die zu begrüßende Variante. Zur Anschub-Finanzierung schlagen
die Antragsteller vor, unter anderem auch den Sondertopf Atelierräume
des Dezernats für Kunst und Kultur zu verwenden.
Bis Ende des Jahres hat das Gebäude allerdings der Allgemeine
Studentenausschuss (ASTA) angemietet und dort Notschlafstellen für
Studenten eingerichtet, die keine Unterkunft in Köln gefunden haben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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