Dann wurde doch alles gut
Bürokratischer Hürdenlauf führte zu einem glücklichen Ende
Nümbrecht - Eltern von Kindern mit Behinderung wird das Leben nicht immer einfach
gemacht. Das hat auch Familie B. aus Nümbrecht hautnah erfahren
müssen. Julienne ist an Trisomie 21 mit autistischer
Spektrumsstörung erkrankt, auch bekannt als Down-Syndrom. Integrative
Gruppen mit therapeutischer Begleitung, wie sie integrative
Kindertagesstätten vor einigen Jahren noch anbieten konnten, werden
heute nicht mehr finanziert.
Es gibt zwar ein Ersatzmodell, aber um therapeutische Unterstützung
müssen sich die Eltern selbst bemühen. Juliennes Mutter, Andrea B.
berichtet von einem bürokratischen Hürdenlauf, der an den Nerven der
Eltern zehrt, die sich damit oft alleine gelassen und überfordert
fühlen.
Expertenmeinungen aus Ämtern oder Arztpraxen wirken dann schon mal
wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Kind mit Behinderung habe für die
Gesellschaft keinen wirtschaftlichen Nutzen und daher könne man auf
besondere finanzielle Hilfe nicht hoffen, oder die Ansicht eines
Arztes, man hätte ja vorher wissen müssen, dass man ein behindertes
Kind austrägt, waren einige der schlimmsten Sätze, der sich Andrea
B. und ihr Mann ausgesetzt sahen. Bedingt durch einen Umzug in die
Gemeinde Nümbrecht benötigte Familie B. im Juni 2017 einen Platz
für ihre heute sieben Jahre alte Julienne.
Alles schien perfekt, denn der große Wunsch nach einem kleinen
Häuschen mit Garten und dem Leben in der Natur und netten Nachbarn
ging in Erfüllung. Nun fehlte nur noch ein Kita-Platz. Und diesen so
kurz vor den Sommerferien zu finden, war nicht einfach. Nach einer
anstrengenden Suche wurde die Familie dann doch noch fündig. Die
VfsD- Helene-Lange Kita in Gaderoth, idyllisch am Waldrand gelegen,
verfügte über einen plötzlich frei gewordenen Platz. Ganz ohne
Erfahrung mit Kindern mit Behinderung, aber mit einer großen Portion
Zuversicht konnte die Leiterin Elke Marx den freien Platz und die
dazugehörige Einzelbetreuung zur Verfügung stellen. Von diesem Tag
an begann ein großer Prozess des Lernens voneinander, schilderten
Birgit Zimmermann und Ute Reinelt, die Erzieherinnen der Gruppe von
Julienne. Es sei ein großer Vertrauensvorschuss, den Juliennes Eltern
in das Team der Kita legten und Frau B. habe alle, auch die anderen
Eltern, von Beginn an mit großem Einfühlungsvermögen in das Projekt
„Inklusion“ mitgenommen. Einfühlungsvermögen und viel Liebe, sei
das, was ein Kind brauche, betont Juliennes Mutter und beides bekomme
sie hier, auch von den anderen Kindern und deren Eltern.
Denn auch für Kinder ohne Behinderung und deren Eltern sei es ein
großer Lernprozess und eine Chance zu einer neuen Art der
Verständigung. Julienne, die ab August in eine Förderschule gehen
wird, ist ein Sonnenschein, der auch die härtesten Rabauken unter den
Kleinen weich werden lässt. „Sie ist für uns alle ein Gewinn und
wir sind froh, dass sie hier ist.“ betont Elke Marx.
Und wer Julienne zwischen all den anderen Kindern zusammen mit ihrem
Einzelbetreuer Veysel Askin, der von den anderen Kleinen liebevoll
„der coole Veys“ genannt wird, beobachtet, erkennt schnell, dass
Julienne voll in das Gruppengeschehen integriert ist. Über eine
Auszeichnung, als Dank und Anerkennung für das besondere Engagement
für Kinder mit Down Syndrom am diesjährigen Welt-Down-Syndrom-Tag,
dem 21. März, durfte sich das Kindertagesstätten-Team freuen.
- Nadja Schwendemann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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