Gedenkfeier Reichspogromnacht
Die schwarzen Stunden nie vergessen
Nümbrecht. Mit mehr als 200 Teilnehmern war die Gedenkfeier anlässlich des 86. Jahrestages der Reichspogromnacht außerordentlich gut besucht. Die Gemeinde Nümbrecht, die Freundeskreise Nümbrecht-Mateh Yehuda und Wiehl-Jokneam sowie die Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) hatten unter dem Motto „Es brennt, es brennt“ eingeladen, um an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zu erinnern, diesmal unter Federführung des Freundeskreises Wiehl-Jokneam, dessen Vorsitzende Judith Dürr-Steinhart die Gedenkstunde moderierte.
„Wir dürfen diese schwarzen Stunden niemals vergessen, so etwas darf nie wieder geschehen“, betonte Bürgermeister Hilko Redenius bei den Gedenkstelen auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof. „Wir müssen aufstehen“, bekundete er. „Gerade in dieser Zeit.“ Er schilderte, dass er dieser Veranstaltung in den 15 Jahren seiner Amtszeit immer eine hohe Bedeutung zugemessen und gerne die Begrüßung übernommen habe.
„Es fällt mir schwer, die Situation der Menschen damals zu verstehen“, bekundete Landrat Jochen Hagt. Was in der Reichsprogromnacht passiert ist, sei in aller Öffentlichkeit geschehen: „Das war ein Akt der Barbarei, der jeglicher menschlicher Werte spottet und den Boden bereitet hat für die Vernichtung von Millionen Menschen.“ Daher sei nach dem Krieg auch Bestandteil des Grundgesetzes geworden, Würde, Leben und Unversehrtheit der Menschen zu garantieren: „Es ist bedauerlich, dass wir auch 2024 noch über Antisemitismus reden müssen.“
Schüler der Wiehler Sekundarschule für technisch orientierte Bildung (TOB) gedachten insbesondere den ehemaligen Nümbrechter Bürgern, die vom Holocaust betroffen waren: „Es ist wichtig, dass wir die Erinnerung an sie bewahren.“ Gemeinsam mit dem Violinisten Jaroslaw Petresky präsentierten sie das in jiddischer Sprache verfasste Lied „Es brennt“ des jüdisch-polnischen Dichters und Komponisten Mordechaj Gebirtig, der darin eine gewaltfreie Verteidigung der jüdischen Kultur fordert.
Pfarrer Michael Striss, Synodalbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises an der Agger für das Christlich-Jüdische Gespräch, unterstrich, dass die Juden niemals eine Großmacht gewesen seien und keiner habe befürchten müssen, von ihnen überrannt zu werden. Dennoch würden sie von vielen Seiten angefeindet, was rational nicht zu erklären sei. Er hob die Notwendigkeit hervor, Antisemitismus entschieden zu begegnen.
Im Anschluss legte der CJZ-Vorsitzende Frank Bohlscheid nach dem Vortrag eines Psalms gemeinsam mit Martin Baur-Lichtenstein vom Freundeskreises Wiehl-Jokneam ein Kranz vor den Gedenkstelen nieder, bevor Marion Reinecke, Vizevorsitzende der CJZ, das jüdische Gebet „Kaddisch“ las, das auch zum Totengedenken genutzt wird.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Michael Kupper aus Reichshof |
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