Erinnerung an Leo Baer
Er stand für Vergebung und Versöhnung

„Das Dorf von Leo Baer“ mit Fotos des alten Nümbrecht übergab Dieter Hüschemenger mit Marion Reinecke an die Familienmitglieder Baer. | Foto: Foto Friederike Klein
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  • „Das Dorf von Leo Baer“ mit Fotos des alten Nümbrecht übergab Dieter Hüschemenger mit Marion Reinecke an die Familienmitglieder Baer.
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Nümbrecht - „Ein Versöhner, der den Nümbrechtern nach tiefen Verletzungen
seine Hand ausstreckte“ - so beschrieb Marion Reinecke, Vorsitzende
des Freundeskreises Nümbrecht-Mateh Yehuda, Leo Baer.

Zum Gedenken an ihn, der am 24. Januar 1918 in Nümbrecht geboren
wurde, 1935 in die Vereinigten Staaten von Amerika floh und am 29.
März 2016 dort im Alter von 98 Jahren starb, hatten der Freundeskreis
und der Heimatverein Nümbrecht in das Rathaus Foyer eingeladen.
„Nümbrecht war und blieb seine Heimat, die er nie vergaß. So seine
eigenen Worte“, sagte Reinecke, die einen Rückblick auf sein
bewegtes Leben hielt. Seine Sehnsucht nach Nümbrecht sei so groß
gewesen, dass er sich, kurz vor Ende des II. Weltkrieges im April 1945
und als US-Offizier im Ruhrgebiet, in einen Jeep setzte und ohne
Genehmigung nach Nümbrecht kam. Plötzlich stand er auf der
Hauptstraße. Viele Menschen waren erschrocken, tief betroffen,
beschämt und brachen in Tränen aus. Leo Baer tröstete sie und
reichte jedem die Hand.

„Das zeichnete Leo aus, bemüht zu sein um Vergebung und Frieden.“
Das war der einhellige Tenor aller, die während der Gedenkfeier zu
Wort kamen, von ihren Begegnungen und Gesprächen mit ihm erzählten.
Alle richteten ihre Worte an seine Familie, die extra für diesen Tag
ins Oberbergische kam. Seine Nichte Hannah Baer, die als letzte Baer
noch in Nümbrecht geboren wurde, mit ihrem Mann Ed, seine
Großnichten Sandy und Dede sowie sein Großneffe Michael, der Leo
Baers Nachlass verwaltet.

Frank Bohlscheid, Schulleiter des Hollenberg-Gymnasium Waldbröl, wo
Leo Baer ein Jahr zur Schule ging erinnerte daran, dass er oft auch
nach Waldbröl kam um Schüler und Lehrer zu treffen. „Seinen Appell
dürfen wir in unruhigen Zeiten nicht vergessen“, mahnte er. Thorgai
Wilmsmann, Schulleiter des Homburgischen Gymnasiums erinnerte an die
besondere Verbindung zwischen Baer und den Generationen, „wie jemand
mit über 90 Jahren so jung sein kann, so verbunden mit der jungen
Generation“, seinen Humor, seine menschliche Größe verzeihen zu
können, „auf andere zuzugehen, egal was sie vorher gemacht haben.
So eine Fähigkeit zu haben ist eine unglaubliche Botschaft!“ Über
60 Jahre war Baer Mitglied im Heimatverein. Geschäftsführer Dieter
Hüschemenger erinnerte an seine vielen Beiträge in der
Schriftenreihe „Heimatklänge“. „Ich vermisse sehr die
Telefonate abends. Die Gespräche bleiben unvergessen.“

Er überraschte die Familie mit einem Foto- und Gedenkbuch „Das Dorf
von Leo Baer“. Tief beeindruckt zeigte sich sein Großneffe Michael.
„Alle hier haben ein Stückchen Leo im Herzen.“ Mit der „Lore
&Leo Baer Stiftung“, die 2014 gegründet wurde, für die Leo Baer
damals 25.000 US-Dollar der Gemeinde übergab und nochmals 10.000
US-Dollar als Erbe erhielt, solle in seinem Sinn was gemacht werden.

Dazu gehören der Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel
sowie die Pflege des jüdischen Friedhofes. Das war ihm und seiner
Frau Lore, mit der er 66 Jahre verheiratet war, sehr wichtig.

„Mit guten Menschen wird das, was in der Vergangenheit geschehen
ist, nicht wieder passieren. Aber dafür müssen wir was tun“, so
Michael Baer. „Leo Baers Name bleibt unvergessen, durch seine
Gedanken und Taten der Versöhnung“, versprach Elke
Holländer-Pracejus, Vorsitzende des Heimatvereins. Sie sprach den
Dank aller aus für das, „was er Gutes für Nümbrecht getan hat und
Gutes in uns bewirkt hat“. Musikalisch begleiteten das Duo Vitali
Eberling und Alexander Maragowski, sowie Schüler Ole Bechheim die
Gedenkfeier.

- Friederike Klein

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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