Holocaust-Gedenktag
Erinnern heißt Handeln

In Nümbrecht wurde der Opfer des Holocaust gedacht. Für Musik sorgte das Duo SHOSHAN. | Foto: Nadja Schwendemann
  • In Nümbrecht wurde der Opfer des Holocaust gedacht. Für Musik sorgte das Duo SHOSHAN.
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Nümbrecht - Dieser Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ging
weit über den Charakter einer offiziellen Veranstaltung hinaus. Tief
berührend waren nicht nur die Musikeinlagen mit Gesang und Klavier
des Duos SHOSHAN mit Waldtraud und Raimund Rennebaum, sondern auch die
eindringlichen Worte, die an das zahlreiche Publikum im Nümbrechter
Rathausfoyer an diesem Abend gerichtet waren. Gestaltet wurde die
Veranstaltung vom Freundeskreis Nümbrecht-Mateh-Yehuda und der
Gemeinde Nümbrecht unter Mitwirkung der Kirchen und jeweils einer
Schülergruppe.

Unter dem Motto „Erhaltung jüdischen Lebens in Mittel- und
Osteuropa“ wurde auch die Wanderausstellung „Bibliothek der
geretteten Erinnerung“ gezeigt.

Dabei geht es um Einzelschicksale des Holocaust, die von den
Schülerinnen und Schülern des Homburgischen Gymnasiums mit eigenen
Beiträgen und Erfahrungsberichten nach einem Besuch in Auschwitz
begleitet wurden.

Sehr deutlich wurde in deren Ansprachen, wie wichtig es sei, sich
nicht nur die Zahlen von vielen Millionen Juden vor Augen zu halten,
die der Vernichtung anheimfielen, sondern die einzelnen Schicksale zu
beachten, um zu begreifen, was damals wirklich geschehen sein muss.

Ebenso legte auch Pfarrer Matthias Köhler von der evangelischen
Kirchengemeinde Nümbrecht seinen Schwerpunkt auf die Beachtung
einzelner Schicksale um erfahrbar werden zu lassen, welch ein
Martyrium und Drama sich damals abgespielt haben musss. Anhand des
Schicksals der eigenen Tante legt Köhler dar, wie wichtig es gewesen
wäre, nachzufragen „wie war das damals, in einer Diktatur zu
leben?“

Die wenigen Überlebenden des Holocaust, die noch unter uns sind,
solle man öfter zu Wort kommen lassen, um ihre Geschichte zu
erzählen, denn sie bergen Hinweise auf Vieles, was auch heute wieder
salonfähig zu werden scheint. Es gehe darum, zu erkennen, was
Antisemitismus ist, und wo er seine Anfänge zeige. Köhler verweist
auf unseren Verfassungsschutz, der die Entwicklung des Antisemitismus
in unserem Land beobachtet.

Dazu gehörten Rechtsextremismus wie Islamismus aber auch der Bereich
des Linksextremismus zeige antisemitische Färbungen. Doch auch die
Presse nimmt Pfarrer Köhler in die Pflicht. Einseitige
Berichterstattung über die Zustände in Israel schürten den
Antizionismus. In diesem Punkt fordert er genaueres Hinsehen und
Differenzierung, immerhin sei Israel der einzige intakte Staat im
Nahen Osten, der demokratische Werte vertrete, so Köhler.
Israelkritik sei somit eine Steilvorlage für Judenfeindlichkeit.

Es sei ein Verlust an Empathie in unserer Gesellschaft zu verzeichnen
und er stellt die Frage nach dem Grund, verweist auf die neuen Medien
und die schnelle, oberflächliche Meinungsmache. Erinnern heißt
handeln, ruft Marion Reinecke auf und formuliert die eindringliche
Bitte, sich jeder Form von Fremdenhass und Antisemitismus
entgegenzustellen.

Erschreckend wirken die Schilderungen, wie jüdische Kinder von
Polizei und Sicherheitsschutz abgeschirmt ihren Schulweg antreten
müssen, aus Angst vor Übergriffen. Heute offen seinen jüdischen
Glauben zu zeigen, sei wieder zur Gefahr geworden. Reinecke warnt vor
dem Wegsehen und mahnt, nicht die gleichen alten Fehler wieder zu
begehen.

- Nadja Schwendemann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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