Sonderausstellung in Schloss Homburg
Flucht und Vertreibung - brandaktuell

Birgit Ludwig-Weber stellte die Werke von Bömches in der Sonderausstellung im Schloss vor. | Foto: Friederike Klein
  • Birgit Ludwig-Weber stellte die Werke von Bömches in der Sonderausstellung im Schloss vor.
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Nümbrecht - Brandaktuell ist das Thema „Flucht und Vertreibung“ der
derzeitigen Sonderausstellung im White Cube von Schloss Homburg. Mit
der Hommage an den Künstler und Menschen Friedrich von Bömches, der
am 27. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre, will das Museum und
Forum Schloss Homburg auch einen Beitrag zur aktuellen politischen und
gesellschaftlichen Thematik leisten.

Seine ausgewählten und ergreifenden Werke machen die Tragik der
Erlebnisse von flüchtenden Menschen dabei beeindruckend greifbar.
„Friedrich von Bömches hat sich immer wieder ausschließlich mit
der Tragik der menschlichen Existenz beschäftigt. Eben mit den
Situationen, in die Menschen hineingedrängt werden, wenn sie in
Ausnahmesituationen geraten“, erzählte Birgit Ludwig-Weber,
Kuratorin der Ausstellung, bei der Exklusivführung in der Reihe
„Kulturhappen“ am zweiten Weihnachtstag.

„Heimat verlassen müssen, neue Heimat finden wollen, was aber
unlängst schwierig ist – das war sein Thema.“ Geboren wurde er
1916 in Kronstadt/Rumänien und stammte aus einer alteingesessenen
siebenbürgisch-deutschen Familie. Schon im Alter von 12 Jahren wurde
an kleineren Zeichnungen seine „unglaubliche virtuelle Begabung“
sichtbar.

Seine künstlerische Ausbildung erhielt er bei Hans Mattis-Teutsch,
Hans Eder und Fritz Kimm. Es folgten Werke der Tierwelt und weiten
Landschaft seiner Heimat, „alles naturalistisch bearbeitet“. Mit
22 Jahren wurde er rumänischer Soldat und im Jahr 1945 in einen
Steinbruch in der Ukraine verschleppt. Fünf Jahre dauerte die
Zwangsarbeit.  Prägende Jahre, die tiefe seelische Wunden
hinterließen.

„Er sprach nie darüber“, sagte Ludwig-Weber. „Diese Zeit war,
als ich in 1985 kennenlernte, fast ausgeklammert.“ Erst Jahrzehnte
danach, als er 80 Jahre alt war, entstanden die jetzt ausgestellten
Werke über die Deportation und das Erleben. Sie gehören zu der
Schenkung von rund 2.000 Werken, die von Bömches 1993 dem
Förderverein übergab, und die sich seit 2012 im Besitz des
Oberbergischen Kreises befindet.

Die Werke „sind nur ein Itzelchen von dem, was er geschafft hat“,
sagte Ludwig-Weber. Mehr als 20.000 Werke umfasst das Gesamtwerk von
von Bömches. Als Schlüsselexponat der Sonderausstellung dient das
Werk „die Namenlosen“ aus dem Jahr 2000. Es zeigt „die Masse,
die sich in Flucht, Isolation, Existenzängsten, in der Nähe des
Todes und des Sterbens befinden“.

Es ist ein Synonym für die Zweiteilung der Ausstellung. Zum einen die
Tragik der menschlichen Figur, zum anderen die ganz klar zu
erkennenden Arbeiten zum Thema Deportation und Lagerleben. Ein Werk
mitten in der Ausstellung verschlägt den Betrachtern fast die
Sprache. Das namenlose Werk zeigt verzweifelte Menschen auf einem
Boot. Brandaktuell und sehr wahrscheinlich zur Zeit der
vietnamesischen Boatpeople entstanden.

„Er hat immer politisches, aktuelles Zeitgeschehen sofort umgesetzt.
Vor allem wenn es zu seinem Thema ‚der Mensch ist in Not‘ ging.“
Als Künstlerpersönlichkeit sei von Bömches nicht wegzudenken in
Oberberg und in der Geschichte des Fördervereins Schloss Homburg.
1978 kam er mit Hilfe von Christian Peter Kotz nach Wiehl. 

Dort lebte er bis zu seinem Tod am 2. Mai 2010. Auch darüber, dass
von Bömches für den rumänischen Sicherheitsdienst Securitate tätig
gewesen sein soll, berichtete Ludwig-Weber. Teilweise entstanden diese
Vereinbarungen unter hohem Druck und wurde 2011 bekannt. Dafür müsse
man eigentlich den Betroffenen befragen, was leider nicht mehr
möglich ist.
Die Sonderausstellung ist bis zum 7. Mai während der Öffnungszeiten
des Schlosses zu sehen.  

 

- Friederike Klein

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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