„Gegen das Vergessen“
Mahnendes Gedenken

Matthias Bauer begleitete die Gedenkfeier musikalisch.   | Foto: Friederike Klein
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  • Matthias Bauer begleitete die Gedenkfeier musikalisch.  
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Nümbrecht - Eindringlich mahnten und warnten Schüler, Bürgermeister, die
Oberbergische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
(CJZ, die Freundeskreise Nümrecht/Mateh Yehuda und Wiehl/Jokneam bei
der 29. Gedenkfeier „Gegen das Vergessen" an der Gedenkstätte am
jüdischen Friedhof.

Vor 78 Jahren tobten die Novemberpogrome, besser bekannt als die
Reichskristallnacht. Und heute zeigen sich schon wieder Parallelen zu
der dunkelsten Zeit in der deutschen Geschichte.

„Es ist unsere Aufgabe jeden Unwissenden darüber aufzuklären. So
dass jeder - insbesondere in der jetzigen Situation- merkt, was um ihn
herum eigentlich passiert. Um zu erkennen, dass die unbegründete
Abwehrhaltung gegenüber einigen Personengruppen eine direkte
Parallele zu den Anfeindungen der damaligen Ideologie bildet."

Jana Stiletto, Jaqueline Ernst, Niklas Drögemeyer und Cedric Fenster,
Schüler der Realschule Bielstein, lasen aus ihren Tagebucheinträgen
vor und mahnten damit eindringlich. Sie waren stellvertretend für
insgesamt 135 Schüler da, die in den Osterferien das ehemalige
Konzentrationslager Auschwitz besuchten. An ihrer Seite ihr Lehrer
Sebastian Potschka und Schulleiterin Doris Hennicke. Verharmlosung und
Verleugnung müsse entgegen gewirkt werden durch grenzenlose
Aufklärung und Sensibilisierung für dieses Thema. Es sei zwar
wichtig klarzustellen, dass die jetzigen Generationen keine Schuld
für die damaligen Gräueltaten treffe.

„Jedoch liegt es in unserer Verantwortung dafür zu sorgen, dass so
etwas nie wieder passiert!"

Zu der 29. Gedenkfeier „Gegen das Vergessen" hatten die CJZ, die
Freundeskreise und die Gemeinde Nümbrecht eingeladen. In seiner
Ansprache warnte auch der Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker.

„Wir erleben Hass, der mit Glauben begründet wird. Wir alle sehen
mit Sorgen die Entwicklungen in der Türkei. Auch in Deutschland
erleben wir zunehmend verstärkte rechtsextreme, rechtspopulistische
Gruppierungen." Ebenso sprach er die Sorgen um das Ergebnis der
Präsidentenwahl in den USA, die zunehmende Kälte und Egoismus der
Gesellschaft, wie auch rechte Parolen an Biertresen und Stammtischen
an. „Hier ist nicht nur Politik gefordert. Hier sind alle
gesellschaftlichen Gruppierungen gefordert, damit nicht das wieder
passiert, was vor 78 Jahren passierte."

Er forderte auf Verantwortung zu übernehmen, sich einzubringen und
Demokratie zu leben. Denn Freiheit und Frieden seien keine
Selbstverständlichkeiten. Wolfgang Birkholz, Vorsitzender der CJZ,
erinnerte an die vielen Opfer, namentlich bekannt und unbekannt.

„Dass selbst in bürgerlichen Kreisen unterdessen wieder rechte
Parolen toleriert werden, und ihnen nicht widersprochen wird, ist
erschreckend", stellte er erschüttert fest. Zum Vorbild solle sich
jeder die Worte „schämt ihr euch denn gar nicht?" nehmen, die
Elfriede Horn in Nümbrecht am 9. November 1938 den SA-Leuten
entgegenrief. An den Nümbrechter Leo Baer (98), der im April
verstarb, erinnerte Bürgermeister Hilko Redenius mit einer
Schweigeminute zu Beginn der Gedenkfeier. Marion Reinecke, Vorsitzende
des Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda, sprach das Gebet, das
Kaddisch, auch in Gedenken an Leo Baer, den sie sonst nach der
Gedenkfeier immer angerufen hat. Den Kranz zum Gedenken legten Pastor
Peter Muskolus und Frank Norbeteit, seit 28 Jahren Schriftführer der
CJZ, nieder. Musikalisch begleitete Matthias Bauer die Gedenkfeier,
unter anderem mit einem Werk von Felix Mendelssohn-Bartholdy, dessen
Denkmal in Leipzig vor genau 80 Jahren, am 9. November 1936 abgerissen
wurde, da er als Jude galt.

- Friederike Klein

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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