Kitzretter in Aktion
Notruf per WhatsApp

Bloß nicht mit den Händen anfassen. | Foto: Initiative
  • Bloß nicht mit den Händen anfassen.
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Nümbrecht - Die Rettung von Rehkitzen ist für die Wiehlerin Angelika Bonsch eine
Herzensangelegenheit, nachdem sie vor drei Jahren ein dramatisches
Erlebnis im Wald hatte. Ihr Hund spürte ein Kitz auf, und sie musste
es auf den Arm nehmen, damit es nicht zu Schaden kam. Sie machte sich
Vorwürfe, weil der Hund nicht angeleint war und gründete eine
Initiative, die sich die Rettung von Rehkitzen auf die Fahne schrieb.

Der Vorfall im Wald ging übrigens gut aus: Die Ricke nahm das Kitz
trotz des menschlichen Geruchs wieder an. Angelika Bonsch und ihre
Mitstreiter suchen seitdem regelmäßig Heuwiesen kurz vor dem Mähen
ab und haben schon vielen Jungtieren einen qualvollen Tod erspart.

Die Aktionen müssen mit der unteren Jagdbehörde, den zuständigen
Jagdaufsehern und natürlich mit den Landwirten abgestimmt werden.
Jagdaufsehers, Michael Burhans aus dem Revier Überdorf bei Nümbrecht
war der erste, der die Hilfe gerne in Anspruch nahm. Mit fünf
Freundinnen und mehreren Kindern rückte Angelika Bonsch an.
Stundenlang nahmen sie hektarweise Wiesengelände in Augenschein,
bevor der Mäher ins Spiel kam.

Wenn eine Wiese am frühen Morgen gemäht werden soll, werden Michael
Burhans und die anderen Jäger schon am Abend prophylaktisch tätig.
Sie stellen Radios, Stangen mit Fähnchen und Akustikwarner auf, um
den Ricken Angst einzujagen, damit sie die Kitze erst gar nicht im
hohen Gras ablegen. Burhans appelliert an die Landwirte und
Lohnunternehmer: „Sagt Euren Jagdverantwortlichen mindestens 24
Stunden besser 48 Stunden vor dem Mähen Bescheid und haltet Euch an
die ausgemachten Zeiten.

Wenn wir ein Kitz finden, muss es nach 1,5 bis zwei Stunden wieder
frei gelassen werden, weil es von der Mutter gesucht und gesäugt
wird.“ Zurück zu den privaten Rettern: Schnell entstand die Idee
für künftige Einsätze eine WhatsApp-Gruppe „Werde KitzretterIN“
für Helfer einzurichten. Michael Burhans nahm die Initiatorin in
seiner WhatsApp-Gruppe der Profis auf, also die der Jägersleute. So
können Sucheinsätze schnell koordiniert und Informationen
ausgetauscht werden.

Inzwischen gehören der Kitzretter-Gruppe 30 Mitglieder an, darunter
auch mehrere Kinder. Die kurzfristig anberaumten Einsätze gibt
Angelika Bonsch bekannt, und wer Zeit hat, meldet sich an.

Der absolute Rekord im Revier Überdorf war eine Suchstaffel an einem
Sonntagmorgen mit insgesamt 17 Personen, die in Reih‘ und Glied die
Heuwiese ins Visier nahmen.

Michael Burhans und seine naturkundigen und ebenso unermüdlichen
Kollegen erzählen den Helfern bei Einsätzen, wie Natur und Tiere
ticken und wie wichtig es ist, die Wiesen erst kurz vor dem Mähen
abzugehen.

Auch, dass Kitze nicht mit bloßen Händen anzufassen und in der Natur
zu belassen sind, selbst wenn sie schreien; das ist meist ein Ruf nach
der Ricke. Rund 100.000 Kitze kommen bundesweit durch Mähdrescher ums
Leben.

„Viel zu viele“, meint Angelika Bonsch. Sie bittet auch alle
Hundehalter, ihre Tiere im Wald anzuleinen. Kitze und auch
hochtragende Ricken haben bei wildernden Hunden keine Chance.Infos und
Anmeldung zur Gruppe: Angelika Bonsch, Tel. 0160/98 58 70 30.

- Anke Eifel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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