Den Ahnen auf der Spur
Reise eines Homburger Papiermachers

Geert Langius ist glücklich, seinem Urgroßvater einen neuen Grabstein widmen zu können. | Foto: Nadja Schwendemann
  • Geert Langius ist glücklich, seinem Urgroßvater einen neuen Grabstein widmen zu können.
  • Foto: Nadja Schwendemann
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Nümbrecht - Dass Ahnenforschung weite Kreise ziehen kann zeigt die Geschichte von
Geert Langius und Reinhard Dick. „Ich war schon längere Zeit damit
beschäftigt, den Beruf und die Arbeit meines Urgroßvaters Friedrich
Wilhelm Dick zu erforschen, berichtet Geert Langius.

Seine Heimat ist Annen in den Niederlanden, doch die Suche nach den
Spuren seiner Ahnen führte ihn eines Tages vor die Haustüre des in
Elsenroth lebenden Reinhard Dick. Der erforschte ebenfalls schon seit
einigen Jahren den weitläufigen Stammbaum seiner Familie. Das wussten
so einige Elsenrother und schickten den Holländer zu ihm. Als sich
die beiden gegenüberstanden, und die Ahnenlinien durchgingen, war
für Reinhard Dick schnell klar, „dann sind wir eine Familie!“

Bei Geert Langius Suche ging es um einen scheinbar gemeinsamen
Verwandten, Langius Urgroßvater mütterlicherseits, Friedrich Wilhelm
Dick. Er stammte aus Hillenbach bei Elsenroth, nahe der Papiermühle,
arbeitete dort als Papiermacher und war lutherisch– reformierten
Glaubens.

Doch, wie war Friedrich Wilhelm Dick nach Holland gekommen? Reinhard
Dick fand heraus, dass der Stammbaum dieser Linie Dick aus Elsenroth
im Jahr 1653, mit der Geburt eines Mannes namens Christian Dick,
beginnt. Weiter zeigt sich, dass der Vorname Christian in Elsenroth
und auch in Holland immer wieder auftaucht. Friedrich Wilhelm wurde im
Jahr 1838 in Elsenroth geboren.

Seine Eltern, Johann Christan Dick, verheiratet mit Maria Elisabeth
Lang, wohnten ab 1839/1840 in Hillenbach, in einem Haus, das zum
Gelände der Homburger Papierfabrik gehörte. Nachweisbar ist, dass
Vater Johann Christian und wahrscheinlich auch sein Sohn Friedrich
Wilhelm in der Papierfabrik gearbeitet haben. Friedrich Wilhelm war
also ein Urgroßvater mütterlicherseits von Geert Langius und war ein
Bruder, des Ur-Ur-Großvaters von Reinhard Dick und hier traf sich die
Linie der beiden Ahnenforscher.

Drei jüngere Geschwister und die Mutter von Friedrich Wilhelm starben
damals an Lungentuberkulose, noch bevor Friedrich Wilhelm 20 Jahre alt
war. Als dann der Vater, Henriette Hesh vom Fahlenbruch in zweiter Ehe
heiratete, verließ Friedrich Wilhelm sein Elternhaus in Hillenbach
und damit auch seinen Arbeitsplatz, die Homburger Papierfabrik.

Sein Weg führte ihn nach Norddeutschland, wo er wieder in
Papierfabriken Arbeit fand. Im Jahr 1872 heiratete er Anna Cornera
Weber aus Leer. In dieser Zeit arbeitete er als Papiermacher in einer
Emdener Papierfabrik.

Im Jahr 1875 zog die Familie nach Papenburg, wo er wieder als
Papiermachermeister bis 1887 arbeitete. In den Niederlanden, erlebte
in dieser Zeit, die Strohpappen-Industrie einen großen Aufschwung. In
einer Zeitspanne von nur 20 bis 25 Jahren wurden mehr als 20 Fabriken
gegründet, meist ausgerüstet mit deutschen Maschinen und teilweise
mit erfahrenen deutschen Fachleuten in der Belegschaft (Techniker und
Papiermacher).

Friedrich Wilhelm trat nun mit seiner Frau, vier Söhnen und drei
Töchtern die Reise nach Holland (Oude Pekela), in den östlichen Teil
der Provinz Groningen an. 1888 wurde die jüngste Tochter geboren.

Er arbeitete dort als Betriebsleiter bei der Strohpappenfabrik
Wilhelmina bis zu seinem Tod im Jahr 1912. Auch seine vier Söhne
arbeiteten in der Strohpappe- und Papierindustrie, in Holland, England
und Amerika, darunter Christian Wilhelm Dick (1873-1960), der
Großvater von Geert Langius.

Seine Suche, als Urenkel führte ihn wieder, von Elsenroth im
Homburger Land beginnend, nach Nieuwe Pekela in der Provinz Groningen
in Holland, zum lutherischen Friedhof hinter der Kirche. Dort fand er
zwei Gräber. Es handelte sich um das Ehepaar Friedrich Wilhelm Dick
(1838-1912) und Anna Cornera Weber (1850-1928), Langius Urgroßeltern.
Der Grabstein war nicht mehr vorhanden. Mit Hilfe einer Liste mit
allen bestatteten Personen, die am Eingangstor des Friedhofes
ausgelegt war, konnten er ohne große Mühe, die „vergessenen“
Gräber finden. Während der Zeit, als die Familie Dick in Oude Pekela
wohnte, hatte wie auch in Deutschland, die lutherische Kirche immer
eine spezielle Stellung eingenommen. Friedrich Wilhelm Dick wurde 1828
getauft und 1852 konfirmiert in der evangelisch-lutherischen Kirche in
Marienberghausen. Alle Kinder des Ehepaars sind in den lutherischen
Kirchen in Emden/Hinte, Leer und Papenburg getauft worden. Die
Großeltern von Geert Langius wurden in der lutherischen Kirche in
Nieuwe Pekela getraut. Friedrich Wilhelm Dick und seine Frau Anna
geborene Weber wurden dort beerdigt, nur 500 Meter entfernt von
„seiner“ Fabrik Wilhelmina.

Dieser Friedhof ist der einzige in Holland, wo nur Lutheraner
bestattet werden, und er kennt die ewige Grabruhe. Daher sind alle
Gräber noch vorhanden und gut zu finden.

Geert Langius beschloss, das Grab wieder sichtbar zu machen. Einige
Monate später konnte er eine Gedenkplatte mit Inschrift dort
anbringen.

Einer offiziellen Darstellung des Resultates konnten einige Familien
der Linie Dick aus Holland und Deutschland im September 2017
beiwohnen.

Jetzt steht bei den Gräbern von Friedrich und Anna eine der jüngsten
Gedenkplatten auf diesem Friedhof. Mit dem Text auf der Gedenkplatte
markierte Geert Langius die Lebensreise von Friedrich Wilhelm Dick und
seiner Familie, die größtenteils bestimmt war vom Papier und dem
lutherischen Glauben. „Sola scripura“.

- Nadja Schwendemann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.