Der Kreisimkerverband Oberberg lud ein zum
Seminar zur Bienengesundheit
Seminar zur Bienengesundheit am 24.10.2024 in Gummersbach.
Zum ersten Mal führte der Kreisimkerverband Oberberg (KIV-O) seine jährliche Fortbildungsveranstaltung für die Imkerschaft als Seminar gemeinsam mit dem Oberbergischen Kreis (OBK) durch im Sitzungssaal des „Hohenzollernbads“ Gummersbach. Als Referenten waren zu Gast: Prof. Dr. Robert Paxton, Dr. Pia Aumeier, Dr. Horst Wehrle, Veterinäramt, Tatjana Puchberger, Umweltamt.
Für Norbert Herod, 1. Vorsitzender KIV-O sind gesunde Bienen oberste Priorität: "Mehrere Themen zur Bienengesundheit wurden besprochen (Faulbrutbekämpfung, Varroa, AM, Vespa Velutina u.a. mehr). Für unsere engagierte und lernbegierige Imkerschaft, für Nachwuchs- aber auch für erfahrene Imker & Imkerinnen sind Schulungen gut und wichtig".
Prof. Dr. Robert Paxton, Leiter, Allgemeine Zoologie, Universität Halle hielt einen Online-Vortrag: „Bienenviren, ein unlösbares Problem?“
Dr. Paxton promovierte 1985 an der Universítät Sussex über das Geschlechterverhältnis bei einsamen Wespen. An der Universität Cardiff (Vereinigtes Königreich) forschte er als Postdoc über Bienen und Bestäubung, beschäftigte sich an der Universität Uppsala (Schweden) mit Bienen Populationsgenetik, übernahm dann weitere Forschung über die Genetik der sozialen Evolution an der Universität Tübingen. 2003 erhielt der Wissenschafler eine akademische Stelle an der Queen’s University Belfast (UK).
Seit 2010 hat Prof. Dr. Paxton eine Professur für Zoologie an der Universität Halle. Seine Hauptforschungsgebiete sind: soziale Evolution, Wirt-Parasit-Beziehungen, Bestäubung und Umweltschutzgenetik, mit einem taxonomischen Schwerpunkt auf Bienen.
Der Veterinär Dr. Horst Wehrle und die Biologin Tatjana Puchberger vom Artenschutz, Kreisverwaltung, informierten über „Aktuelles aus dem Artenschutz, Verbraucherschutz und Tierseuchenbekämpfung“.
Vespa Velutina
wurde von Tatjana Puchberger in ihrem Vortrag vorgestellt, der Biologie, Vermehrung, Lebensform und Fangmethoden, eindrucksvoll durch Bildmaterial unterstützt, erklärte.
Die invasive Großwespe Vespa Velutina hat schon längst in Oberberg Einzug gehalten, entsprechende Maßnahmen sind bereits ergriffen. Die Imkerschaft wurde entsprechend sensibilisiert und zur Achtsamkeit und Meldung von Sichtungen angeregt.
Dr. Pia Aumeier ist der Imkerschaft fest verbunden, ihre Kurse sind weit im Voraus ausgebucht. Die Wissenschaftlerin hat uns mit den neuesten Erkenntnissen aus der „Aktuellen Forschung zu neuen Behandlungskonzepten“ bekannt gemacht. Allen TeilnehmerInnen wurde klar, die promovierte Biologin kennt keine Berührungsängste im Umgang mit Honigbienen. Ob sie sommerlich leicht bekleidet in einen Schwarm hineingreift, Bienentrauben wie Handschuhe trägt oder mittendrin im Flugbetrieb steht und Arbeiten an den Völkern durchführt, alles wirkt entspannt und locker. Dabei gibt sie ihr immenses Fachwissen über „ihre Mädels“ aus ihrer langjährigen Forschungsarbeit leicht verständlich und humorvoll weiter.
Unzählbar viele Menschen hat sie schon an die Imkerei herangeführt mit ihren Kursen. Pia Aumeier's Schulungen sind speziell und unglaublich intensiv. Für richtige Antworten wurden Kunststoff-Varroa-Milben in gut sichtbarer Größe verteilt. Seit über 30 Jahren sind die Milben Teil ihrer Forschung. Ja über diese kleinen Bienenschädllinge kam sie überhaupt zur Bienenhaltung. Nein, es war nicht die Liebe zum Honig, der weltweit bekannte und unbesiegte Schädling der Honigbienen war und ist für sie als Wissenschaftlerin hoch faszinierend durch ihre Anpassungsfähigkeit, ihre Wandelbarkeit und ihre unglaubliche Resistenz.
In allen Vorträgen konnten Fragen gestellt werden, die eingehend beantwortet wurden. Der gemeinsame Gedankenaustausch sollte an diesem Tag im Vordergrund stehen, der Raum war gut gefüllt, er wurde vom OBK zur Verfügung gestellt. Es hat sich gezeigt: Imkerliche Erfahrungen und wissenschaftliche Forschung ergänzen sich und bringen uns weiter in der täglichen Herausforderung Bienen und Insekten am Leben zu erhalten.
Die Natur ist stetig im Wandel, die Klima-Verhältnisse ändern sich, die Honigbienen (und auch andere Bestäuberinsekten) müssen sich mehr und mehr anpassen, den ständigen Veränderungen trotzen. Namhafte Wissenschaftler führen Studien durch, erforschen die Bienen und deren Lebensumstände, Krankheiten und noch viel mehr.
Tatsache bleibt: Apis mellifera, die westliche Honigbiene hat kein leichtes Leben, sie wird durch mehrere Gefahren bedroht: Die Varroamilbe (Varroa destructor), Die asiatische Hornisse (Vespa Velutina), Pestizide in der Landwirtschaft, Vernichtung von Blühwiesen, Versiegelung von Bodenflächen, verschiedene Krankheiten z. B. der "amerikanischen Faulbrut" aber auch durch Krankheiten die durch die Varroa-Milbe übertragen werden. Von ihr geht immer noch die größte Gefahr aus.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Milbe von von Ostasien nach Europa eingeschleppt. In ihrer Heimat besteht zwischen Varroa und der dortigen heimischen östlichen Honigbiene Apis cerana eine sogenannte Koexistenz. Die Varroamilbe befällt dort lediglich die Drohnen, also die männlichen Bienen.
Die östl. Honigbiene hat sich an die Milbe angepasst, die Arbeiterinnen werden nicht vernichtet. Vielleicht bringt die Zeit und die Evolution eine Anpassung an diesen Parasiten? Oder es wird eine Züchtung der westlichen Honigbiene geben, die resistent sein wird gegen Varroa. Bis dahin bleiben die Behandlungsmethoden mit Ameisensäure, Milchsäure und Oxalsäure eine Möglichkeit die Milben zu reduzieren.
LeserReporter/in:Stefania Herod aus Nümbrecht |
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