Vom Sammeln, Forschen & Ausstellen
Verborgene Schätze
Nümbrecht - Es ist ein besonderer Moment, wenn man als Besucher der
Kabinett-Ausstellung „Verborgene Schätze“ im White Cube auf
Schloss Homburg geschichtsträchtigen Gegenständen aus längst
vergangener Zeit gegenübersteht. Die gezeigten Exponate stehen die
meiste Zeit im Depot des Schlosses und gehören zu einer vielfältigen
Sammlung die sich seit 1926 stetig weiterentwickelt.
Der Schwerpunkt der Sammlung bezieht sich auf das Leben im
Oberbergischen Kreis, schildert die museumspädagogische Mitarbeiterin
Kerstin Meyer-Bialk, während sie die rund 20 Gäste durch die
Ausstellung führt. Gerne bleibt man am Porträt der Mathilde de Buhr
hängen, das der Maler Carlo Mense in den Anfängen des 20.
Jahrhunderts geschaffen hat. Spannend wird es, als eine Besucherin in
die Runde verrät:
„Ich habe die Dame persönlich gekannt“ und kurz ihre Erfahrung
schildern kann. Standuhren, Blechplattenspieldosen, Postkarten die um
die Jahrhundertwende verschickt wurden, die wertvolle
Schmetterlingssammlung der jungen Heddy Krause, alle Gegenstände
erzählen ihre eigene Geschichte und dienen dem Museum nicht nur als
Ausstellungsstücke sondern auch als Objekt für wissenschaftliche
Auswertungen. Ob Sitzmöbel oder Kleidungsstücke jedes der Exponate
hat seine ganz eigene Bedeutung, denn die Art der Aufmachung ließe
finanziellen und sozialen Status erkennen. So erklärt Kerstin
Meyer-Bialk, woher der Ausdruck „unter die Haube kommen“ stammt.
In einer Vitrine zeugen verschiedene Kopfbedeckungen von den
Verhältnissen, in denen ihre Träger oder Trägerinnen lebten. Ledige
Damen durften das Haar offen tragen, während es eine Verheiratete
unter einer Kopfbedeckung (Haube) zu verstecken hatte. Besonders
beeindruckend zeigt sich die Sammlung der Zinnobjekte,
Gebrauchsgegenstände aus dem alltäglichen Haushalt oder dem
medizinischen Bereich. Die Wärmflasche mit „Ludelloch“ sorgt für
ein Schmunzeln und Meyer-Bialk verrät, dass es Babymilchfläschchen
waren, die in diesem Loch warmgehalten wurden. Die teilweise
monströsen Klistiere aus Zinn lassen einen schon mal schaudern. Die
Avantgarde aus der Provinz stellte das „Spitzer-Geschirr“ dar.
Der nüchterne Stil des Art déko aus den 1920 Jahren wäre auch heute
noch auf jeder Festtafel konkurrenzfähig. Ein kleiner unscheinbarer
musealer Leckerbissen war in einer der Vitrinen zu finden. Die
aufwendig gearbeiteten steinernen Bauklötze des deutschen
Reformpädagogen Friedrich Wilhelm August Fröbel.
Ganze Kirchtürme konnte man nach Vorlage damit bauen und waren somit
nicht nur für Kinderhände eine Bereicherung. Am Ende der Führung
lockte ein „Kulturhappen“ mit Schnittchen und Getränken. Die
Ausstellung ist noch bis 14. Februar zu sehen. Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags, 10 bis 16 Uhr. www.schloss-homburg.de,
Tel. 0 22 93/9 10 10
- Nadja Schwendemann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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