Ausstellung im Haus der Kunst
Wenn es knistert, knackt und schrumpft

Künstlerin Ingrid Golz und Vorsitzende des Nümbrechter Kunstvereines Birgit Ludwig-Weber freuen sich über die gut besuchte Vernissage. | Foto: Nadja Schwendemann
  • Künstlerin Ingrid Golz und Vorsitzende des Nümbrechter Kunstvereines Birgit Ludwig-Weber freuen sich über die gut besuchte Vernissage.
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Nümbrecht - Schon der Begriff „taugeröstet“ macht neugierig und wer wissen
möchte, was es damit auf sich hat, wird in Nümbrecht im Haus der
Kunst auf überraschende Antworten stoßen.

Die Kölner Künstlerin Ingrid Golz bietet diese Antworten in Form
ihrer außergewöhnlichen Papierskulpturen. „Von der Fläche zum
Raum“ ist Thema der Ausstellung und die Begeisterung und Energie,
die der Arbeit der über siebzig Jährigen Künstlerin zugrunde
liegen, strahlen aus der Kunst ebenso, wie aus der Schaffenden selbst.
Aufbruch ist ein immer wieder kehrender Aspekt in den Arbeiten.

Ob an den Wänden, am Boden liegend oder von der Decke hängend, hier
windet und formt sich von der Sonne getrockneter Flachs - taugeröstet
und später weiterverarbeitet zu handgeschöpftem Papier, das sich am
Ende in fragilen und ästhetischen Skulpturen mit unterschiedlichen
Brauntönen zeigt. Es war das Knistern und Knacken, verbunden mit dem
sichtbaren Schrumpfen des Materiales während des Trocknungsprozesses,
das Golz zu ihrer Kunst inspirierte.

Da lebt etwas, da spielen Naturgesetze eine tragende Rolle und die
Werke sind allesamt ein sichtbares Zeugnis einer intensiven Beziehung
und Kommunikation zwischen Künstlerin und Natur. Birgit Ludwig-Weber,
Vorsitzende des Kunstvereines Nümbrecht freut sich über die
zahlreichen Besucher der Vernissage.

Bei einer Ausstellung im Kunst-Kabinett Hespert habe sie Ingrid Golz
entdeckt und es war klar, Golz muss nach Nümbrecht. Und tatsächlich,
die Skulpturen aber auch die Graphiken scheinen wie geschaffen für
die lichtdurchfluteten Räume. Eindrücklich erläutert die
Kunsthistorikerin Gabriele Bundrock- ill das Schaffen und Vorgehen der
Künstlerin, die Beschaffenheit der Werke und das Material der
dreidimensionalen Papierobjekte.

Bei ihrer plastischen Formfindung muten diese wie organisch gewachsene
Körper mit einer eigenen, ganz speziellen Architektur in Form eines
stabilisierenden Gerüstes aus unterschiedlich langem und angeordnetem
Peddigrohr an, das zwischen die noch nassen, aus hellbrauner
Flachspulpe geschöpften Papierbögen eingefügt wurde, erläutert
Bundrock - Hill. Hier gehe es um Bewegung, Dynamik und Veränderung.
Verarbeitet werden Flachs, Baumwollfasern, Gummi- und Silikonschnüre,
Hanffäden und Peddigrohr.

Diese formen sich gemeinsam zu kokonähnlichen Gebilden, die den Raum
durch ihre leichte Bewegung in eine Art Schwingung zu versetzen
scheinen. Bemerkenswert die „Klavier-Tonimprovisationen“ wobei
einzelne Klaviertasten mit Papier aus Flachs und Reisstrohfasern
verarbeitet wurden. Auf den Tasten Notenblätter von Chopin, als
Zeitzeugen der letzten Musik, die auf diesen Tasten gespielt wurde.

Jeder einfallende Lichtstrahl, jeder kleinste Lufthauch ermöglicht
dem Betrachter eine wechselnde Raumerfahrung, und macht diese
Ausstellung zu einem wahrhaft sinnlichen Erlebnis.

- Nadja Schwendemann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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