Im Gedenken an den Holocaust
Wenn Geschichte die Nachkommen berührt

Abraham Lehrer trägt sich im Gästebuch der Gemeinde Nümbrecht ein. V.l. Michael Grüder, Marion Reinecke, vier Schüler des Gymnasiums Nümbrecht. | Foto: Nadja Schwendemann
  • Abraham Lehrer trägt sich im Gästebuch der Gemeinde Nümbrecht ein. V.l. Michael Grüder, Marion Reinecke, vier Schüler des Gymnasiums Nümbrecht.
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Nümbrecht - Am 27. Januar 1945 wurde das Lager in Auschwitz durch die Sowjets
befreit. 1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog diesen
Tag der Befreiung zum nationalen Gedenktag erklärt. Seitdem wird zu
diesem Datum alljährlich auch in Nümbrecht des Holocausts gedacht.

Initiatoren sind der Freundeskreis Nümbrecht Mateh Yehuda, vertreten
durch Vorsitzende Marion Reinecke und die Gemeinde Nümbrecht.
Mitwirkende: Kirchen und jeweils eine Schülergruppe. Bürgermeister
Hilko Redenius begrüßte die Anwesenden.

Er erinnerte an die Ermordung von sechs Millionen Menschen und mahnte,
dass sich derartiges niemals wiederholen dürfe. „Dennoch wüten zur
Zeit rund 28 Kriege weltweit und immer wieder geschehen unvorstellbare
Dinge.“

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland sprach den Schülern des Homburgischen Gymnasiums ein
besonderes Lob aus. Sie waren vor kurzem in Ausschwitz gewesen und
hatten den Mut, sich dem Grauen der Vergangenheit zu stellen. Zwei
Schüler der zwölften Jahrgangsstufe schilderten eindrücklich und
bewegend ihre Reiseerfahrungen.

Es sei ein Leid unvorstellbarem Ausmaßes gewesen, meinte einer der
Schüler. Jüdische Eltern hätten ihre Kinder in Heime gebracht, um
sie vor den Nazis zu verstecken und selbst dort seien sie nicht sicher
gewesen.

Tief beeindruckt von ihren Reiseerfahrungen sahen sich die Schüler
veranlasst, zu verantwortlichem Handeln aufzurufen und sich immer
wieder neu zu erinnern. Abwechselnd trugen sie ein Gedicht vor, das
von Adam Goldwasser in Krakau verfasst wurde.

Auch Abraham Lehrer warnt vor dem Vergessen, und ruft zur
Auseinandersetzung mit dem Vergangenen auf, denn man spüre die Wunden
der Eltern heute noch.

Nach der Befreiung der Gefangenen in Auschwitz starben immer noch
viele durch die Folgen der Gefangenschaft. Lehrer warnte vor einer
besorgniserregenden Entwicklung in der Gesellschaft, in der rechte
Gedanken demokratisch gewählt werden und scheute nicht, Parteien und
Politiker und deren rassistische Äußerungen beim Namen zu nennen.

Doch er nimmt die Umstände als Herausforderung an. Er ruft gerade die
Wähler aus der Mitte auf, auf Wortwahlen zu achten, die Geschichte
kennen zu lernen und sich anzusehen, um nicht Opfer populistischer
Hetze zu werden.

Auch die sozialen Medien bleiben vor Kritik nicht verschont, gerade
dort finden sich alle 83 Sekunden neuer antisemitische Posts. Diese
Äußerungen seien dann der Nährboden der in Handlungen übergehe, so
der Vizepräsident.

Er fordert die Verwirklichung der Menschenrechte, individuelle
Freiheit, keine Diskriminierung und keine Gräueltaten aller Länder
und Völker.

Doch er vergaß nicht zu betonen, dass auf politischer Ebene viele
Entscheidungen getroffen wurden, um dem Antisemitismus
entgegenzuwirken. Pastoralreferent Michael Grüder sieht mit Hoffnung
und Zuversicht in die Zukunft und las einen Trost-und einen Denkpsalm.
Zur Havdala am Ende des Sabbats spielte das Ensemble Shoshan (Waltraud
Rennebaum, Gesang und Reimund Rennebaum, Klavier) das Loblied „Ha
Mavdil“. Eingestimmt wurde auf die Feier von zwei Schülerinnen des
Gymnasiums mit dem Lied „Dona Dona“ in deutscher Übersetzung.

- Nadja Schwendemann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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