Gedenkfeier zur Pogromnacht
Zur Mahnung - gegen das Vergessen

Bürgermeister Hilko Redenius, Abraham Lehrer, Dr. Roland Adelmann, Marion Reinecke und Wolfgang Birkholz. | Foto: Michael Kupper
  • Bürgermeister Hilko Redenius, Abraham Lehrer, Dr. Roland Adelmann, Marion Reinecke und Wolfgang Birkholz.
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Nümbrecht - „Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft nichts verloren“,
betonte Bürgermeister Hilko Redenius am Dienstag bei der Gedenkfeier
an der Gedenkstätte neben dem jüdischen Friedhof als Erinnerung an
die Pogromnacht am 9. November 1938. Als prominenten Redner begrüßte
er Abraham Lehrer, Vorstand der Kölner Synagogen-Gemeinde und
Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

„83 Jahre sind eine lange Zeit“, sagte der Kölner Unternehmer.
Doch seien die Gräueltaten nicht vergessen. Das immer wiederkehrende
Gedenken sei ein Sicherheitsgurt für die Gesellschaft, um solche
Verbrechen in Zukunft zu verhindern. „Die Nachgeborenen haben keine
Schuld, aber es ist ihre Geschichte“, erklärte der 67-Jährige
ausdrücklich.

Viel zu viele junge Menschen gingen rechten Rattenfängern auf den
Leim: „Die rechte Seite ist heute so präsent, wie seit Jahrzehnten
nicht mehr.“

Als Gegenmittel beschrieb Lehrer Bildung als wichtiges Bollwerk gegen
Antisemitismus. Das beträfe nicht nur Schulen, sondern auch die
Ausbildung an Universitäten. Es sei wichtig, die Vergangenheit
präsent zu halten, um die Menschen vor dem „braunen Gift“ zu
schützen. Er forderte, mehr Zivilcourage zu zeigen und so nicht nur
jüdischen Mitbürgern, sondern auch Alten, Kranken oder Menschen mit
Migrationshintergrund das Gefühl zu nehmen „Ich bin hier nicht
sicher und nicht gewollt“.

Lehrer erinnerte daran, dass in den zwölf Jahren des
nationalsozialistischen Regimes rund sechs Millionen Juden bestialisch
ermordet worden seien: „Lassen Sie uns gemeinsam Sorge tragen, dass
sich so etwas nie mehr wiederholen kann.“

Rund 120 Besucher waren der Einladung zu der Gedenkfeier gefolgt, die
die Gemeinde Nümbrecht, die Oberbergische Gesellschaft für
christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) sowie die Freundeskreise
Nümbrecht/Mateh Jehuda und Wiehl/Jokneam gemeinsam gestaltet haben.
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde „zur Mahnung und gegen
das Vergessen“ von einer siebenköpfigen Bläsergruppe des Wiehler
Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums unter Leitung von Annette Blecher.

Nachdem Frank Bohlscheid und Peter Tillmann, der jetzige und der
ehemalige Vertreter des GCJZ-Vorsitzenden Wolfgang Birkholz, einen
Kranz an der Gedenkstätte niedergelegt hatten, forderte der ehemalige
Wiehler Pfarrer Peter Musculos dazu auf, die Erinnerungskultur kreativ
zu gestalten. „Was macht die Erinnerung an die Konzentrationslager
mit uns?“, fragte er und antwortete darauf: „Aus dem Gewissen
wächst die Kraft zum Widerstand.“

Bei aller Nachdenklichkeit sehe er in Kindern und Jugendlichen eine
Hoffnung für die Zukunft, sagte Dr. Roland Adelmann, Vorsitzender des
Freundeskreises Wiehl/Jokneam: „Wir sollten uns an das erinnern, was
passiert ist und die Zukunft so gestalten, dass sich die Welt in eine
bessere Richtung entwickelt.“

Zum Abschluss las Marion Reinecke das Kaddisch, die in den
Konzentrationslagern ermordeten Angehörigen von Abraham Lehrer und
aus ihrer eigenen Verwandtschaft einschließend. Sie erläuterte, dass
dieses Gebet an Todes- oder Gedenktagen gesprochen werde: „Es ist
ein Erinnerungsgebet, verbunden mit einem Lob Gottes.“

- Michael Kupper

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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