Spurensuche an der Burgruine Großbernsau
Bürgerverein initiiert Untersuchungen am „Zahn von Overath“

An den ersten Informationen zum Abschlussbericht waren viele interessiert (von links): Bürgermeister Christoph Nikodemus, Gabriele Schmitz (Untere Denkmalbehörde Overath), Klaus Frank (LVR-Amt 
Bodendenkmalpflege), Beigeordneter Bernd Sassenhof, Andreas Koschmann (Vorsitzender HBV Overath), Manfred Weber (Vorstandsmitglied BGV Overath), Eberhardt Dommer (HBV Overath) und Hartwig Soizke (BGV Overath).  | Foto: Dieter Roth
  • An den ersten Informationen zum Abschlussbericht waren viele interessiert (von links): Bürgermeister Christoph Nikodemus, Gabriele Schmitz (Untere Denkmalbehörde Overath), Klaus Frank (LVR-Amt
    Bodendenkmalpflege), Beigeordneter Bernd Sassenhof, Andreas Koschmann (Vorsitzender HBV Overath), Manfred Weber (Vorstandsmitglied BGV Overath), Eberhardt Dommer (HBV Overath) und Hartwig Soizke (BGV Overath).
  • Foto: Dieter Roth

Overath. Bei einem Pressetermin vor Ort informierte Klaus Frank vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege über die Ergebnisse der aufwendigen Untersuchungen an der Burgruine Großbernsau. Begeistert berichtete der stellvertretende Amtsleiter der Außenstelle Overath von Messungen an der noch bestehenden Bruchsteinwand, von einem Laserscan der gesamten Insel und den dort stattgefundenen Ausgrabungen. Er informierte und erklärte direkt an den gefundenen Objekten vor Ort und anhand von Schautafeln alter Darstellungen und neuen Plänen.

Der Vorstand des Heimat- und Bürgervereins Overath (HBV) hat alte Pläne wieder aufgegriffen, um die historische Burgruine Großbernsau mehr in die Öffentlichkeit zu rücken.

Nur Wenige kennen das Bodendenkmal an der B55 in der Nähe der Autobahnabfahrt. Hauptsächlich ehrenamtlich, mit nur geringem finanziellem Aufwand, wurde die auf einer Insel noch stehende Bruchsteinwand der ehemaligen Wasserburg von den wuchernden Pflanzen befreit, eine passende Aussichtsplattform mit Infotafel angelegt und eine Sichtachse zum „Zahn von Overath“ geschaffen.

Hilfe und Beistand für das Projekt fand Andreas Koschmann, Vorsitzender des HBV Overath, bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Overath, beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Overath, und beim Bergischen Geschichtsverein Overath (BGV). Auch das LVR-Amt für Denkmalpflege in Pulheim, das Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege der TH Köln und das Architekturbüro Dr.-Ing. Ekkehard Kandler aus Köln unterstützen die umfangreichen Arbeiten an der Burgruine. Finanziert durch Fördermittel vom Land NRW, umfangreichen Privatspenden und Eigenmitteln des Vereins konnte jetzt der zweite Abschnitt, die Messungen und Untersuchungen der bestehenden Überreste der Wasserburg, abgeschlossen werden. Koordiniert wurden die ganzen Maßnahmen von Dr. Jens Berthold, dem Leiter der Außenstelle Overath.

Die Wasserburg wurde etwa 1350 erbaut und war wahrscheinlich nur bis zum 18. Jahrhundert bewohnt. Danach stand das Anwesen leer und verfiel. Während des Zweiten Weltkrieges stürzte der letzte noch aufrechtstehende Turm ein. Heute steht nur noch ein Stück Bruchsteinmauer, etwa acht Meter breit und circa 15 Meter hoch. Deutlich erkennbar ist eine Feuerstelle mit Kamin.

Bei den Ausgrabungen durch Studenten der TH Köln wurden Überreste von Gebäudemauern, Hausecken, Fußböden und befestigte Wege freigelegt. Leider ermöglichen diese „wenigen“ Fundstücke keinen wirklichen Rückschluss auf den Grundriss der Wasserburg. Hierzu müsste mit großem Aufwand die Insel abgetragen und tiefer gegraben werden.

Eindeutig erwiesen ist die Existenz von zwei Gebäuden auf der Insel – eine Hauptburg und eine Vorburg. Gefundene Bruchstücke von Schieferplatten mit erkennbarem Nagelloch erzählen dem Fachmann heute von der damals gängigen Art der Dachgestaltung. Leider wurden im Laufe der Jahrhunderte die Mauersteine, die Holzbalken, die Fußbodenplatten, all das noch brauchbare Baumaterial der leerstehenden Burg von den Bauherren in der Umgebung wiederverwendet. Durch diese, früher durchaus übliche Form der Nachhaltigkeit, wurden alle Gebäude weitestgehend zerstört und die Zeugnisse der damaligen Zeit oberflächlich für immer vernichtet.

Auch große Teile des Industriegebietes auf der anderen Straßenseite gehörten mit zur Wasserburg. Hier waren die Wirtschaftsgebäude und die Stallungen, die Gesinde- und Lagerhäuser angesiedelt. Heute erinnert der Straßenname „Burghof“ an diese Vergangenheit.

Stolz blickt Andreas Koschmann in die Zukunft. „Wir sind auf einem guten Weg, Schritt für Schritt geht es voran. Der erste und der zweite sind getan, jetzt folgen die nächsten – die Sanierung und Maßnahmen zum Erhalt der bestehenden Einheiten stehen an. Und später, im fünften oder sechsten Schritt, machen wir uns auch Gedanken um eine dann mögliche Nutzung der

Anlage.“

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dieter Roth aus Bergisch Gladbach

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