Steptanz-Teil der Bergischen Tanzkultur
Urgestein Peter Müller verstarb mit 94 Jahren

Petra und Frank Müller waren Meister des Steptanzes. | Foto: Siegfried Raimann
  • Petra und Frank Müller waren Meister des Steptanzes.
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Overath-Untereschbach - (vsch). Kürzlich verstarb das Untereschbacher Urgestein Peter
Müller im Alter von 94 Jahren. Er kam am 18. März 1925 als Sohn des
Bergmanns Peter Josef Müller in Untereschbach zur Welt.

Bei der Firma Offermann in Bensberg wurde er Sattler und Polsterer.
Schon mit 14 Jahren erwarb er den Segelflugschein A und B und betrieb
das Segelfliegen von da an als anspruchsvolles Hobby. Im zweiten
Weltkrieg wurde er Soldat bei der Luftwaffe und gehörte zur Besatzung
eines Langstreckenbombers.

Zu Kriegsende geriet er in Frankreich in US-amerikanische
Gefangenschaft. Ein amerikanischer Bewachungssoldat brachte ihm dort
den Steptanz bei, der durch den amerikanischen Revuetänzer und
Filmschauspieler Fred Astaire Weltberühmtheit erlangt hatte. Mit dem
neu erworbenen Kunsttanz, der in klapperndem Rhythmus auf der Stelle
getanzt wird und Akrobatik, Mimik und Pantomime beinhaltet, trat er im
Lager auf und konnte eine bessere Verpflegung erhalten.

Trotz dieser Vergünstigungen floh er aus dem Gefangenenlager und
schaffte in 47 Tagen dank seiner navigatorischen Fähigkeiten zu Fuß
den Weg bis in das heimatliche Untereschbach. In der Nachkriegszeit
schaffte er sich eine berufliche Basis, wurde nach verschiedenen
Stationen Repräsentant einer deutschen Versicherung und blieb seiner
Heimat Untereschbach immer treu.

Neben seinem Beruf und seiner Familie pflegte Peter Müller zahlreiche
Hobbies. Auf den Flugplätzen Lindlar und Hangelar blieb er dem
Segelflug treu. Im Untereschbacher Karneval war er als
Sitzungspräsident und als Prinz Karneval aktiv. Er wurde Produzent
von ungeschwefelten Bioweinen aus heimischem Obst. An der Drechselbank
fertigte er Kleinmöbel.

Ein Glanzstück ist eine von ihm gebaute Wiege, in der seine Kinder
und nun auch die Enkel in den Schlaf geschaukelt wurden und werden.
Als seine Kinder Petra und Frank in den siebziger Jahren neun und zehn
Jahre alt wurden, konnte er sie für den Steptanz begeistern, den er
vor Jahrzehnten aus der amerikanischen Gefangenschaft mitgebracht
hatte.

Sie wurden als Müller-Geschwister mit schwarzer Hose, mit weißer
Spitzenbluse, mit schwarzem Zylinder und weißem Band und mit dem
Tanzstock ausgestattet. Eine Reihe von Jahren belebten sie auf der
mitgebrachten Hartfaserplatte gemeinsam im Dreiviertel-Takt mit Hacke,
Spitze, Sohle die Rheinische Tanzkultur.

Im Karneval und bei vielen anderen Gelegenheiten konnten Petra und
Frank eine Reihe von Jahren das Publikum mit ihren Künsten
verwöhnen. Der Kölner Tanzbrunnen, der Bergische Löwe und der Saal
am Bock in Bergisch Gladbach gehörten zu ihren Auftrittsorten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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