Frühschicht in Eckenhagen
Krise schärft das Bewusstsein

Der letzte Gottesdienst vor dem Verbot. | Foto: Michael Kupper
  • Der letzte Gottesdienst vor dem Verbot.
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Eckenhagen - Nach der ersten „Frühschicht in der Fastenzeit“ der
Pfarreiengemeinschaft Oberberg Mitte in Bergneustadt am ersten Samstag
im März mit dem Motto „Unterwegs“ veranstaltete auch Eckenhagen
eine Woche später um 8 Uhr morgens in St. Franziskus Xaverius
Eckenhagen eine Frühschicht mit dem Titel „Gemeinsam“.

Während des Wortgottesdienstes wurde die Geschichte einer jungen Frau
erzählt, die ihren Segensort in einer Fußballarena gefunden hat. Sie
fragt sich, was so viel Menschen in dem Stadion zusammenbringt und
glaubt, dass es das Kollektiverlebnis, das gemeinsame Jubeln, Singen
und Mitfiebern ist, das gemeinsame Erleben von glorreichen Siege und
auch schmerzhaften Niederlagen. Gerade in schlechten Zeiten sei es das
Gemeinschaftsgefühl, das die Menschen dort zusammenführt anstatt
sich mit schöneren Dingen die Zeit zu vertreiben, gerade dann, wenn
wieder einmal eine Niederlage der Mannschaft zu erwarten ist.

In diesem Sinne trafen sich rund 25 Gläubige in der Kirche und beim
anschließenden gemeinsamen Frühstück – einen Tag, bevor
sämtliche Veranstaltungen wegen Corona untersagt wurden.

„Die Krise schärft das Bewusstsein für das Schöne und Wichtige im
Leben“, meint Carmen Johannsen aus Dümmlinghausen. „Ich finde es
toll, auf diese Weise in den Tag zu kommen.“ Das gemeinschaftliche
Frühstück ist für sie das „I-Tüpfelchen“ in der Fastenzeit:
„Das rundet die Frühschicht ab, anstatt danach einfach auseinander
zu gehen.“

Pfarrgemeinderatsmitglied Mechtild Heide hat diesen Pol der Ruhe und
Einkehr gemeinsam mit Elke Zehnder, Jutta Flitsch, Elke Riske und
Susanne Kriesten liebevoll vorbereitet, nicht wissend, dass es vorerst
eine der letzten Veranstaltungen in der Gemeinde sein würde.

Pfarrer und Kreisdechant Christoph Bersch beschreibt dabei den Umgang
mit der Krise: Schon seit etwa zwei Wochen seien die Weihwasserbecken
in den Kirchen trocken und anstelle des Friedensgrußes gebe es ein
freundliches Lächeln. Alle Veranstaltungen außer den Gottesdiensten
würden abgesagt und bei der Kommunionausteilung werde auf vorherige
Desinfektion geachtet. „Wir sehen uns in der Gemeinde aber nicht nur
als potenzielle Corona-Überträger, sondern als Brüder und
Schwestern im Glauben.“

Hinsichtlich der Beeinträchtigungen im Alltag durch die Pandemie sei
ihm wichtig, weder in die eine noch in die andere Richtung zu
polarisieren und auch nicht diejenigen Menschen zu verurteilen, die in
der unsicheren Lage Entscheidungen getroffen haben.“ Bersch
berichtet, dass er im ständigen Austausch mit Superintendent Michael
Braun und dem Generalvikariat stehe, um die Krise bestmöglich zu
meistern. Zwischenzeitlich sind wegen Corona alle Veranstaltungen und
Gottesdienste abgesagt, somit auch die Frühschichten. „Das ist
jedoch kein Grund, nicht im Gebet verbunden zu bleiben“, meint
Bersch. Jeden Abend um 19.30 Uhr läuten die Kirchenglocken, um dazu
aufzurufen.

Dann sei es Zeit, auch eine brennende Kerze ins Fenster zu stellen als
Zeichen dafür, im Gebet aneinander und die Corona-Opfer zu denken.
Christoph Bersch berichtet erfreut: „Zwischenzeitlich haben sich
auch die evangelischen Kirchen in Gummersbach, Derschlag, Bernberg,
Bergneustadt, Wiedenest, Engelskirchen, Ründeroth und Schnellenbach
in ökumenischer Solidarität auf gleiche Weise diesem Moment des
Innehaltens angeschlossen.“

- Michael Kupper

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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