Kappesfest
Wo der Kappesmeister den Kahm abschöpft
Eckenhagen. Lange Schlangen hatten sich am letzten Samstag vor dem Wohnhaus und dem Backes auf dem „Isenhardshoff“ gebildet. Traditionell hatte der Heimatverein Eckenhagen zu seinem Kappesfest in das Bauernhofmuseum eingeladen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, schildert der Reichshofer Heiner Toenne.
Er kommt regelmäßig, um sich das gesunde Kraut zu holen: „Zum Warten bringe ich mir immer einen Klappstuhl mit.“ Toenne berichtete, dass die ersten Sauerkrautfreunde bereits zwei Stunden vor der Öffnung um 11 Uhr gekommen waren, um hundertprozentig einen der begehrten Eimer abzubekommen.
Gut einen Monat zuvor hatte ein rund 25-köpfiges Team um den Vereinsvorsitzenden Werner Valperz in einer Großaktion 70 Zentner Weißkohl „jeschaavt“ und nur mit Salz versehen in große Steinguttöpfe gefüllt. „Kappesmeister“ Manfred Schöler hatte die Fässer daraufhin täglich kontrolliert und den Kahm, der sich während des Gärprozesses auf natürliche Weise bildet, regelmäßig abgeschöpft. „Die Qualität ist dieses Jahr besonders gut – der Kappes war schon nach gut zwei Wochen fertig“, schildert er nun, während er Eimer um eimer an die Wartenden ausgibt. Einer Kundin erläutert er, dass das Kraut roh gegessen oder für ein Mittagessen auch gekocht werden könne.
Davon konnten sich die Gäste in der guten Stube gleich überzeugen. In der Museumsküche bereitete das Team um die dienstälteste Köchin Monika Schöler Kasseler, Dampfkartoffeln und handgestampftes Kartoffelpürree. Schöler entrüstet sich: „Ein Gast hat doch tatsächlich geglaubt, dass wir das aus der Tüte nehmen.“ Handarbeit dauert allerdings länger.
So wurde das Sauerkraut von einem anderen Team am Freitag auf mehreren Platten bereits vorgekocht. Ina und Claudia Pape aus Nümbrecht loben dieses ehrenamtliche Engagement: „Wir haben selbst schon einmal versucht, Sauerkraut zu machen und wissen, wie viel Arbeit das ist.“ Auf dem Kappesfest entscheiden sich die Frauen jedoch für eine Museumswurst vom Grill mit handgemachtem Pflaumensenf nach einem Spezialrezept – das Kraut haben sie ja in ihrem Eimer.
Derweil steht die Kölnerin Katja Liebig am Backes und holt sich ein Steinofenbrot. Auf das Kappesfest aufmerksam geworden ist sie schon vor ein paar Jahren durch ihre Gummersbacher Großeltern.
Brot habe sie bislang aber nicht probiert:
„Da lasse ich mich überraschen – gegen frisches Brot spricht ja nie etwas.“ Frisch im Steinofen gebacken gab es auch Kartoffel-Dinkel-Brot, Rheinisches Schwarzbrot, einen Braugerstenkranz und drei verschiedene Sorten Stuten.
Während „Heizmeister“ Heinz Jaeger den Ofen für eine weitere Ladung von 30 Steinofenbroten vorbereitet, erzählt er, dass befreundete Bäcker in Iseringhausen und Würdinghausen sie für das Fest unterstützen: „Die haben die ganze Nacht durchgebacken.“
Abgerundet wurde das Fest durch einen kleinen Markt, auf dem etwa Holzdeko, warme Strickwaren und Schmuck, aber auch Fleisch, Wurst und Wild vom Hof Benderscheid sowie Gewürze angeboten wurden. Wesentlich ruhiger gestaltete sich der Sonntag aufgrund der feuchten Witterung. Deshalb hatte sich der Heimatverein für eine Vorverlegung der Öffnung um eine Stunde entschieden.
Dennoch blieben ein paar wenige Brote über, die der Verein gerne an die Tafel gespendet hat. Einen dicken Wermutstropfen gab es jedoch nach dem Ende des Kappesfestes, als Werner Valperz feststellte, dass das kunstvoll gestaltete Holzschild „Haferkiste“ über dem Ausschank abmontiert und gestohlen worden war: „Selbst die Schrauben sind weg – So etwas ist eine Unverschämtheit.“
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Michael Kupper aus Reichshof |
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