Die innovationsstärksten Automobilkonzerne - Ranking
AutomotiveINNOVATIONS 2017
Rheinisch-Bergischer Kreis - Volkswagen ist auch 2017 innovationsstärkster Automobilkonzern vor
Daimler
Tesla kommt erstmals auf Rang drei vor BMW
Toyota erneut nicht in den Top-10 vertreten
Trend zu Autonomen Fahren und neuen Bediensystemen setzt sich fort
1.155 Innovationen von 19 Automobilkonzernen wurden bilanziert und
bewertet.
Rheinisch-Bergischer Kreis - Der innovationsstärkste
Automobilkonzern ist aktuell der Volkswagen Konzern, gefolgt von
Daimler. Überraschend rückt Tesla erstmals auf Rang 3 vor und setzt
sich damit vor den Premiumhersteller BMW
Das ist das Ergebnis der im zwölften Jahr in Folge aufgelegten Studie
AutomotiveINNOVATIONS 2017, die die Innovationen von 19 globalen
Automobilkonzernen und 58 Herstellermarken ausgewertet hat. Dabei
gingen 1.155 Neuerungen in die Bewertung ein.
Volkswagen führt wie im Vorjahr das Ranking an mit einem Indexwert
von 244 Punkten und 271 Innovationen, vor allem dank der starken
Leistungen der Marke Audi (vgl. Abbildung 1). Hoch bewertet wurden
wichtige sicherheitsrelevante Segmentneuerungen wie etwa die Abbiege-
und Ausweichassistenten in neuen Audi Modellen. Die VW-Tochter zeigt
außerdem mit den Diensten „Gefahrenwarnung“ und
„Ampelinformation“ Car-to-X-Anwendungen als erster in der
Mittelklasse und im SUV-Bereich.
Daimler verbessert sich mit 130 Punkten auf Rang 2 (Vorjahr 3) auch
dank vieler Weltneuheiten der neuen E-Klasse-Baureihe, wie z.B. die
beste Aerodynamik im Segment, der erste Stauende Kollisionswarner, die
erste Car-to-X-Gefahrenwarnung, der sparsamste Dieselantrieb im
Segment oder PreSafe Sound, das das Gehör auf einen drohenden Unfall
vorbereiten kann.
Den größten Sprung nach vorn macht in diesem Jahr Tesla. Der
amerikanische Nischenhersteller kommt nach Platz zehn im Vorjahr mit
87 Punkten nun auf Rang drei (2013: Rang 19). Hierfür genügen Tesla
vergleichsweise wenige Einzelinnovationen, die aber als Weltneuheiten
besonders hoch bewertet werden.
An der Spitze steht das Model S P100D: Dank eines neuen Akkus mit 100
kWh steigt die Norm-Reichweite (NEFZ) von 550 km auf nun 613 km. Damit
handelt es sich um das Serien-Fahrzeug mit der höchsten elektrischen
Reichweite weltweit. Derselbe Antrieb findet sich auch im Model X, das
damit zum SUV mit der höchsten rein elektrischen Reichweite wird.
Durch eine Erhöhung um 11% kommt das Model X P100D jetzt 542 km
(NEFZ) weit. Außerdem punktet Tesla mit weiterentwickelten autonomen
Fahr- bzw. Parkfunktionen.
BMW fällt mit 79 Punkten auf Rang 4 zurück nach Rang 2 im Vorjahr.
Im Vergleich zum Konkurrenten Daimler kann BMW fünf Weltneuheiten
weniger für sich verbuchen, außerdem ist der Anteil der wertvollen
und zukunftsträchtigen Neuerungen im Bereich Sicherheitssysteme bei
BMW nur halb so hoch.
Unter den 77 bewerten Innovationen finden sich 18 Weltneuheiten, wie
etwa On-Street Parking Detektoren oder Plug-in Hybride im Van und
Oberklasse Bereich, die zu den sparsamsten des Segments zählen. Unter
die Top-5 gelangt noch General Motors mit 73 Punkten, wobei
insbesondere der Chevrolet Bolt hervorsticht, ein Elektrofahrzeug der
unteren Mittelklasse mit einer Reichweite von 383 km bzw. 238 Meilen
(nach US-Norm; NEFZ: ca. 500 km).
Zu den weiteren Gewinnern zählen PSA und FCA. PSA kann sich dank 62
Innovatio-nen jetzt auf Rang 7 (Vorjahr 8) verbessern, während
Fiat-Chrysler auf Rang 8 springt (Vorjahr: Rang 15). Für FCA ist es
das beste Ergebnis der letzten Jahre. Verantwortlich dafür sind 77
Innovationen, die sich vor allem auf die neuen oder überarbeiteten
Modelle Alfa Romeo Giulia, Chrysler Pacifica, Maserati Levante und
Maserati Quattroporte verteilen.
Zu den überraschenden Verlierern gehört wie schon im Vorjahr der
nach Volkwagen absatzstärkste Hersteller Toyota.D
er japanische Konzern verliert im Wettbewerbsvergleich weiter an
Innovationsstärke und kommt nur noch auf Rang 15 von 19 globalen
Herstellern. Das ist die mit Abstand schlechteste Platzierung bislang,
noch im Jahr 2013 lag Toyota auf Rang fünf (Vorjahr: zwölf). Toyota
kann 35 Innovationen vorweisen, es fehlt den Japanern aber an
Weltneuheiten (3).
Immerhin bringt Toyota mit dem Prius Plug-in Hybrid den
verbrauchsärmstes Serien-PHEV in den Markt. Auch Ford verliert trotz
59 Innovationen drei Plätze und erreicht nur noch Rang neun. Dies ist
vor allem auf den hohen Anteil eher niedrig bewerteter Innovationen
zurück zu führen.
Im Ländervergleich können die deutschen Hersteller ihre Position als
Innovationsführer mit 36 Prozent aller Innovationen ausbauen: Von
insgesamt 1.155 Welt-, Konzern- und Markenneuheiten konnten 158 als
"Weltneue Innovationen" identifiziert werden. Davon entfallen auf
Volkswagen (inkl. Audi) 53 Weltneuheiten, auf Daimler 23 und auf BMW
18 Weltneuheiten. Dieselbe Anzahl (18) kann Tesla für sich verbuchen.
Nach einem größeren Abstand folgt Ford mit neun weltneuen
Innovationen.
Nach der Gesamtzahl der Innovationen zeigen sich deutliche Verluste
der japanischen Hersteller, die sowohl von den US-Autobauern als auch
von den Europäern (ohne Deutschland) überholt werden (vgl. Abbildung
2).
Studienleiter Stefan Bratzel: "Mit den paradigmatischen
Veränderungen von Technologien und Geschäftsmodellen kommen
zunehmend neue Player ins Spiel, die wie Tesla durch Agilität und
Fokussierung eine hohe Innovationskraft entwickeln können. Die
etablierten Hersteller tragen dagegen schwer am Rucksack der
bisherigen Technologien und Kundenerwartungen. Zur Finanzierung von
Zukunftsthemen müssen sie den Spagat von etablierten und neuen
Technologien aushalten. Es zeigt sich jedoch, dass insbesondere die
deutschen Hersteller den Kampf um das Auto der Zukunft intensiv
aufgenommen haben.“
Im aktuellen Untersuchungszeitraum steigt der Anteil der Sicherheits-
und Fahrerassistenz-Innovationen mit 28% aller Neuerungen auf einen
neuen Höchststand seit Beginn der Studienreihe vor zwölf Jahren.
Dasselbe gilt für neue Bedien- und Anzeigekonzepte, die mittlerweile
fast 16% aller Innovationen ausmachen. In den drei Zukunftsfeldern
Elektromobilität, Sicherheit/Fahrerassistenzsysteme und Connectivity
erzielen die globalen Automobilhersteller derzeit die größten
Fortschritte. Hier wurden mehr als 600 einzelne Neuerungen (52% aller
Innovationen) identifiziert, unter denen sich besonders viele hoch
bewertete befinden (vgl. Abbildung 3).
Hingegen sinkt der Anteil der Innovationen bei konventionellen
Antrieben: Lag deren Anteil im Jahr 2010 noch bei über 30%, so
beträgt er aktuell nur noch etwas mehr als zehn Prozent. Den
Herstellern fällt es in diesem Bereich erstens zunehmend schwer bei
ohnehin steigenden Grenzkosten weitere spürbare
Verbrauchsfortschritte zu erzielen. Zweitens besteht häufig ein
technischer Zielkonflikt zwischen CO2- bzw. Verbrauchsreduzierung und
realer Schadstoffminimierung, der nach der Abgaskrise zugunsten
letzterer neu aufgelöst werden muss. Außerdem befinden sich die
Hersteller in der Umbruchphase zur Umsetzung der neuen Messzyklen und
damit realistischeren Verbrauchsangaben.
Hierzu Stefan Bratzel: „Die Hersteller haben sich durch die
‚prüfstandsfokussierte Optimierung‘ des Verbrennungsmotors in
eine Sackgasse manövriert und stark in Politik und Öffentlichkeit an
Glaubwürdigkeit eingebüßt. Sie müssen jetzt für real saubere und
gleichsam effiziente Dieseltechnologien viel Geld investiert.
Allerdings möchte der Kunde dafür jedoch kaum mehr bezahlen und ist
im Zuge von Fahrverbotsdiskussionen stark verunsichert. Gleichzeitig
brauchen die Hersteller den auch in der Realität effizienteren
Diesel, um die CO2-Flottengrenzwerte 2021 zu erreichen. Insgesamt
mangelt es jedoch derzeit aufgrund der aufgeheizten Stimmungslage
sowie den Fehlern der Vergangenheit von Politik und Automobilindustrie
an Rationalität in der Diskussion, um den Zielkonflikt Klimaschutz,
Luftreinhaltung und Sicherung der Arbeitsplätze sinnvoll
aufzulösen.“
Die jährliche Innovationsstudie des Center of Automotive Management
kann als Trendbarometer für die globale Automobilindustrie gelten.
Jede einzelne Innovation, definiert als Verbesserung des
Kundennutzens, wird anhand ihres Innovations- und Reifegrads nach
gleichem Muster gewichtet (MOBIL-Ansatz). Aus der Summe der
gewichteten Einzelinnovationen wird das Ranking der Hersteller
errechnet.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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