Bergisches Land kam im letzten Jahr auf 1.7 Millionen Gäste-Übernachtungen
4.000 Beschäftigte in Hotels und Gaststätten
RHEINISCH-BERGISCHER KREIS - Touristen zieht es in heimische
Betten: Das Bergische Land verzeichnete im vergangenen Jahr 1,66
Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland. Das
sind 0,2 Prozent mehr als im Vorjahr – und fünf Prozent mehr als
noch vor zehn Jahren. Das teilt die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.
Die NGG Köln beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen
Bundesamtes, das die Beherbergungszahlen der deutschen Reisegebiete
ausgewertet hat. NGG-Geschäftsführerin Manja Wiesner spricht von
einer „starken Bilanz – die jedoch nur mit dem starken
Engagement der Beschäftigten überhaupt möglich ist“.
Allein im Rheinisch-Bergischen Kreis beschäftigt das Gastgewerbe nach
Angaben der Arbeitsagentur rund 4.000 Menschen. „Allerdings
fehlen hier zunehmend Fachkräfte – auch, weil die Branche ein
waschechtes Image-Problem hat“, ist Wiesner überzeugt. Ein
Hauptgrund: immer extremere Arbeitszeiten. Zwar gehöre das Arbeiten
am Abend oder am Sonntag für Hotelfachleute und Kellner fest zum Job.
„Aber in den vergangenen Jahren sind die Schichten deutlich
länger und die Erholungszeiten kürzer geworden. Das macht nicht
jeder ewig mit“, so die Geschäftsführerin der NGG-Region
Köln.
Wiesner kritisiert insbesondere die Forderungen von Unternehmern, das
Arbeitszeitgesetz zu lockern. „Geht es nach dem Deutschen Hotel-
und Gaststättenverband (Dehoga), dann sollen 13-Stunden-Arbeitstage
bald zum Normalfall werden. Aber hier steht die Gesundheit der
Beschäftigten auf dem Spiel. Nicht umsonst gibt es gesetzliche
Grenzen“, so Wiesner.
Das Arbeitszeitgesetz schreibt eine Regelarbeitszeit von acht Stunden
täglich vor. In Ausnahmefällen kann sie auf zehn Stunden ausgedehnt
werden.
Nach einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin steigt das Unfallrisiko nach der achten Arbeitsstunde
exponentiell an. Und wer oft im Schichtdienst arbeitet, der hat ein
erhöhtes Risiko, am Herzen oder an Diabetes zu erkranken.
„Die guten Übernachtungszahlen und steigende Umsätze zeigen,
wie groß der Einsatz der Beschäftigten in der Gastronomie und
Hotellerie ist“, sagt Wiesner. Im Rheinisch-Bergischen Kreis
arbeiteten gerade gelernte Fachkräfte „längst am Limit“.
Die dürfe man nicht mit „Horror-Arbeitszeiten“
verprellen. Schon jetzt falle es der Branche schwer genug,
Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen.
Die NGG warnt davor, das Gastgewerbe zum „Vorreiter für
ausufernde Arbeitszeiten“ zu machen. Bei einer aktuellen
Branchenumfrage der Gewerkschaft gaben 81 Prozent der Befragten an,
ihre Arbeitsbelastung habe in den letzten Jahren zugenommen. Fast
jeder Zweite muss demnach in der Freizeit für den Betrieb
einspringen.
Dabei betreffen ungewöhnliche Arbeitszeiten auch viele andere
Wirtschaftsbereiche. Bundesweit arbeitet mittlerweile jeder vierte
Beschäftigte regelmäßig am Wochenende, so der aktuelle Mikrozensus.
Das sind rund neun Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer –
und 700.000 mehr als noch im Jahr 2010. In der Hotellerie und
Gastronomie liegt die Quote der Wochenendarbeiter sogar bei 86
Prozent, hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
ermittelt.
Hinzu komme die Arbeit auf Abruf, von der im Gastgewerbe jeder Vierte
betroffen ist. „Wenn der Chef per WhatsApp in letzter Sekunde die
Dienste verteilt, dann können Beschäftigte ihren Alltag kaum
planen“, kritisiert Wiesner.
Statt längere Arbeitszeiten zu fordern, sollten Hoteliers und
Gastronomen die Branche attraktiver machen:„Das fängt bei
einer guten Ausbildungsqualität an und reicht bis zur Bezahlung nach
Tarifvertrag. Und wenn das Personal Spaß an der Arbeit hat, dann
kommen die Gäste auch gern wieder.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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