Marialinden blüht auf
Blumenkästen mit Wildstauden bepflanzt
Overath - (red) Zunehmend verschwinden Arten auch aus dem dörflichen Umfeld,
weil notwendige Lebensraumstrukturen verloren gehen. Frei nach dem
Motto „Naturschutz beginnt vor der eigenen Haustür“ begleiten die
beiden Biologischen Stationen Rhein-Berg und Oberberg seit 2019
insgesamt vier Dorfgemeinschaften im LVR-Projekt „Bienen, Blüten
und Begegnung – Biodiversität in bergischen Dörfern“ auf dem Weg
zu mehr Artenvielfalt in den Dörfern.
Die Dorfgemeinschaft Marialinden startet nun mit einer Pflanzaktion in
die Umsetzungsphase. Ein warmer Samstagvormittag im Mai. Rund um den
Kirchvorplatz in Marialinden ist viel los. Zahlreiche Wandernde lockt
der Ort von nah und fern und hier am Brunnen ist der Startpunkt für
viele Touren rund um den Ort.
Und noch etwas passiert: Es ist Pflanzzeit. Die Blumenerde in den
Kübeln rund um den Platz wird ausgetauscht und mit Sand vermischt,
neue Pflanzen werden eingesetzt. Eigentlich alles wie immer und doch
ganz anders. Denn nicht nur Covid-19 ist spürbar – Menschen tragen
Masken und halten großen Abstand. Auch in den Kübeln ist etwas
anders: Die Pflanzen sind keine fremdländischen Petunien oder
Geranien, sondern noch unscheinbare zierliche kleine Wildstauden und
Gräser. Alle sind in Deutschland oder wenigstens Mitteleuropa
heimisch.
„Genau das ist wichtig, wenn man etwas für die heimische
Insektenwelt tun will. Denn Insekten und Pflanzen sind aneinander
angepasst.“, erläutert Manuela Thomas von der Biologischen Station
Rhein-Berg. „Heimische Pflanzen bieten auch in vielen Fällen viel
mehr Nektar und Pollen an. Darüber hinaus gibt es sogar oft
Wildbienenarten, die sich auf nur eine Pflanzenart oder -gattung
spezialisiert haben.“ So etwa die Glockenblumen-Scherenbienen. Wie
der Name schon sagt, fliegen sie auf Glockenblumen sowohl als Pollen-
und Nektarquelle als auch als Schlafplatz. Natürlich sind auch
Glockenblumen unter den 15 verschiedenen Pflanzenarten, die ab sofort
in Marialinden wachsen. Aber auch Tüpfel-Johanniskraut, eine bekannte
Heilpflanze, und Weißer Mauerpfeffer sollen Falter und Bienen
anlocken.
Wenn alles gut geht, war das die letzte Bepflanzung der Kübel. Denn
die verwendeten Wildstauden und Gräser haben noch einen anderen
Vorteil: Sie sind winterhart. Das ist nicht nur praktisch, sondern
auch noch besonders nachhaltig. Es reicht aus, alle zwei Jahre mit
etwas Kompost zu düngen. Auch gegossen werden muss deutlich weniger,
da die Pflanzen bewusst so ausgewählt wurden, dass sie an einen
trockenen, sonnigen Standort angepasst sind und von Natur aus mit
wenig Wasser zurechtkommen.
Die Idee zu dieser neuen nachhaltigen Bepflanzung entstand bei dem
Workshop „Artenvielfalt im Dorf“ Ende November 2019. Damals waren
rund 40 Marialindener der Einladung des Bürgerkomitees und der
Biologischen Station Rhein-Berg gefolgt. Gemeinsam wurden mehrere
Aktionstage, Exkursionen und Maßnahmen beschlossen, die in 2020 und
2021 umgesetzt werden sollen.
Dieses war die erste Aktion im LVR-Projekt „Bienen, Blüten und
Begegnung – Biodiversität in bergischen Dörfern“, das noch bis
Ende 2021 läuft. Es wird gefördert vom Landschaftsverband Rheinland
im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft und beratend begleitet
vom Oberbergischen Kreis sowie dem Rheinisch-Bergischen Kreis.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.