Wie aus einer Schnapsidee ein Straßenfeger wurde
"Boulevard Bechen"

Lustig geht es zu, wenn die Laienschauspieler von Boulevard Bechen loslegen. Hier Auszüge aus dem Stück „Dem Himmel sei Dank!". Foto: Boulevard Bechen
  • Lustig geht es zu, wenn die Laienschauspieler von Boulevard Bechen loslegen. Hier Auszüge aus dem Stück „Dem Himmel sei Dank!". Foto: Boulevard Bechen
  • hochgeladen von Angelika Koenig

Von Ute Roggendorf
Kürten. „Gern würde ich wenigstens einmal im Leben ein Theaterstück aufführen!“, verkündete Ellen Strippel ihren Freunden und Bekannten. Und weil diese auch Lust dazu hatten, trat die Laienspielgruppe 1996 zum allerersten Mal auf die Bühne. Sinnigerweise hieß das Stück „Hier sind Sie richtig!“. Aber das Publikum musste gar nicht zusätzlich ermuntert werden: Die Bechener strömten zu den Aufführungen und fragten bald: „Spielt Ihr nächstes Jahr wieder für uns?“ Daraus ist nun eine schöne Tradition geworden: Alljährlich an den ersten beiden Wochenenden des Novembers und dem Mittwoch dazwischen erfreuen sieben Aufführungen die Zuschauer. Mittlerweile ist das derzeit rund neun Köpfe starke Ensemble weit über die Gemeindegrenzen bekannt.
Was steckt hinter Boulevard Bechen?
Die Truppe aus begeisterten Theaterspielern nennt sich „Boulevard Bechen“ - aber was bedeutet das? Wenn man Wikipedia bemüht, zeigt sich, dass ein Boulevard-Theater „eine privatwirtschaftliche Theaterform ist, die sämtliche Genres spielt“. Nach deutscher Interpretation ist heutzutage die „ernste“ Seite eher selten vertreten, stattdessen stehen vorzugsweise leichte Komödien und Schwänke auf dem Spielplan. So auch bei den Bechenern: „Wir möchten unser Publikum unterhalten, es soll Spaß haben. Sein Lachen und Szenenapplaus ist unser bester Lohn.“ Gleichwohl versteht sich Boulevard Bechen nicht als Mundart- oder Bauerntheater. Vieles entsteht in Eigenregie, weil der Verein geschickte und engagierte Tischler, Maler und Schneider hat und immer einen willigen Trupp an Helfern. Für den Fundus ist ein Lager angemietet. Weitere Kosten verursachen die Aufführungsrechte, der professionelle Bühnenunterbau, die Beleuchtung, die erforderliche Versicherung sowie Plakat- und Ticketdruck. Das ist alles nicht viel, und so kommt es, dass Boulevard Bechen als gemeinnütziger Verein jedes Jahr eine beträchtliche Summe aus den Eintrittsgeldern spendet. „Wir teilen unsere Erlöse auf, damit möglichst viele etwas bekommen. Gespendet wird an Vereine und Organisationen, die sich hier in Bechen um Kinder und Jugendliche kümmern“, sagt Karl-Heinz Müller.
Vom ersten Anlesen bis zum Probenwochenende
Die Schauspieler sind das Elixier eines Theaterstücks. Deshalb schaut die Laienspieltruppe zuerst, wer in der jeweiligen Saison für Proben und Aufführungen zur Verfügung steht. Da ja alle nur in ihrer Freizeit schauspielern, muss der Alltag mit dem Hobby unter einen Hut gebracht werden. Erst dann werden mögliche Stücke gesichtet: „Wir stellen uns die Rollen immer direkt mit unseren Schauspielkollegen vor“, erklärt Daniela Preller, wie sie geeignete Stücke auswählen. In ihrem Lieblingsverlag findet sich eine gute Auswahl an Theaterstücken, die ihre Dramaturgie aus neuen Wendungen, steten Überraschungen und vielen Verwechslungen beziehen und auf eine harmonische Auflösung im Schlussakt hinsteuern. Etwas Lokalkolorit wird dann selbst eingebaut: „Das lieben die Zuschauer besonders!“ Geprobt wird von Anfang an gemeinsam: „Man braucht schließlich das Stichwort für den eigenen Einsatz!“ Zunächst ist noch das Textbuch dabei: „Wir proben auch die Aktivitäten: Aus welcher Tür komme ich? Wo gehe ich hin? Was nehme ich in die Hand?“
„Bei Kalyva“ heißt „bei Freunden“
Die ersten Aufführungen fanden noch in der Pausenhalle der Grundschule Bechen statt. Doch seit im Jahr 2000 die Familie Sakkas den Saal an ihre Taverne „Kalyva“ gebaut hat, ist Boulevard Bechen Stammgast dort. Die Halle ist groß und hoch, bietet Raum für rund 150 Leute und hat eine kleine Theke. „Wir dürfen uns hier völlig frei entfalten“, schwärmt Karl-Heinz Müller, „Für Dimi und Tony sind wir wie Freunde!“
Kleiner Vorgeschmack
Die Zuschauer dürfen sich dieses Jahr auf ein Weihnachtsstück freuen: Es geht um den Tag vor dem Heiligen Abend und das Durcheinander, das sich aus einer durchzechten Nacht der männlichen Familienmitglieder und den Festtagsvorbereitungen der Mutter ergibt.
Der Kartenvorverkauf wird im Vorraum der Raiffeisenbank Bechen stattfinden. Wer nun Lust verspürt, selbst bei Boulevard Bechen zu schauspielern, darf sich gern per E-Mail an havobu@goolgemail.com melden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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