Friseure bereiten Wiedereröffnung vor
Interview mit Obermeister Thomas Stagnier

Thomas Stangnier, Obermeister der Friseurinnung Bergisches Land: „Wir haben Respekt vor der neuen Situation...“. | Foto: Finn Paulsen
  • Thomas Stangnier, Obermeister der Friseurinnung Bergisches Land: „Wir haben Respekt vor der neuen Situation...“.
  • Foto: Finn Paulsen
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Rhein-Berg/Oberberg - Nach sechs Wochen Schließung dürfen Friseure ab Montag, 4. Mai,
wieder öffnen. Vor diesem Hintergrund haben sich die Betriebsinhaber
mit den Corona-Vorsichtsmaßnahmen auseinandergesetzt und die
Wieder-Eröffnung der Salons vorbereitet. Thomas Stangier ist der
Obermeister der zweitgrößten Innung in NRW - der Friseurinnung
Bergisches Land mit etwa 260 Mitgliedsbetrieben und mehr als 1.800
Beschäftigten in Leverkusen, Rhein-Berg und Oberberg.

Herr Stangier, wie laufen die Vorbereitungen bei Ihnen und bei
Ihren Kollegen und Kolleginnen?

Thomas Stangier: Sehr gut. Wir sind bereits mit dem Zollstock
durch den Betrieb gegangen, haben die Abstände kontrolliert, nehmen
Markierungen auf dem Boden vor, räumen andere Sitzmöglichkeiten weg,
besprechen uns in unseren Teams, auf was zu achten ist und wie wir
vorgehen und beginnen allmählich mit der Terminvergabe unter
Vorbehalt. Auf uns wartet eine völlig neue Situation und wir Friseure
haben großen Respekt.

Wie läuft dann ein Besuch exemplarisch bei Ihnen ab?
Thomas Stangier: Wir werden ausschließlich Kunden mit Terminen
bedienen können. Bislang waren unsere Kunden gewohnt, dass sie auch
mal schnell zwischendurch an die Reihe kamen – vor allem Männer-
und Kinderhaarschnitte. Das fällt weg. Wir erkundigen uns nach
Corona-Symptomen oder Kontakt zu Erkrankten. Das ist eine Vorgabe.
Kaffee, Wasser, die Lieblingszeitschrift dürfen wir nicht mehr
anbieten. Da fallen viele Gimmicks weg, die sonst für eine besondere
Wohlfühl-Atmosphäre sorgen. Wir wissen ja bei unseren Stammkunden,
wer wie viel Zucker im Kaffee hat oder lieber eine Börsenzeitschrift
liest. Aber es werden sich mit der neuen Situation sicherlich auch
neue Serviceleistungen herauskristallisieren. Um weitere Berührungen
und Kontakte zu vermeiden, darf der Kunde seine Haare auch nicht
selbst föhnen. Selbstverständlich haben wir im Salon Masken an und
unsere Kunden müssen ab Betreten des Geschäfts ebenfalls ihre
Gesichtsmasken tragen.

Vorgabe ist es auch, dass die Haare vor Ort gewaschen werden
müssen. Wie schneiden, färben und waschen Sie, wenn der Kunde eine
selbstgenähte Maske anhat, die am Hinterkopf geknotet wird?

Thomas Stangier: Die kann man genauso hinter den Ohren
herführen und unter dem Kinn knoten. In unserem Salon werden wir
Einwegmasken für zwei Euro das Stück anbieten, falls der Kunde die
Haare gefärbt bekommt und die eigene Maske nicht dreckig werden darf.
Derzeit hoffen wir, dass die Lieferung rechtzeitig ankommt.

Bürsten, Kämme, Scheren dürfen ohne Reinigung nicht für mehrere
Kunden genutzt werden. Brauchen Sie hier mehr Arbeitsmaterial?

Thomas Stangier: Nein. Bei uns hat sowieso jeder Friseur sein
eigenes Equipment, das nicht getauscht wird. Nach einiger Zeit ist
beispielsweise unsere Schere auf die jeweilige Hand eingestellt.

Neu hinzu kommt, dass wir nun nach jedem Kunden den Stuhl, die Ablage
und die Materialien feucht reinigen. Hier reicht aber ein
fettlösender Haushaltsreiniger. Und dann heißt es für uns wieder
Hände waschen oder desinfizieren.

Was wird sich noch ändern?
Thomas Stangier: Sicherlich die Preise. Wir hatten sechs Wochen
ganz geschlossen, viele Mitarbeiter sind oder waren in Kurzarbeit,
ihnen fehlt das Trinkgeld, das das Gehalt aufstockt.

Nach der Wiedereröffnung können wir schätzungsweise nur etwa 75
Prozent der Kunden im Vergleich zu vor der Pandemie bedienen. Auch das
sind Verluste. Unsere Ausgaben dagegen bleiben unverändert: Miete,
Material, Löhne und nun auch die Anschaffungen für die
Schutzmaßnahmen.

Sie haben zu Beginn des Gesprächs gesagt, Ihre Branche habe
Respekt vor dem, was kommt. Aber verspüren Sie auch Vorfreude?

Thomas Stangier: Natürlich. Friseur sein ist ja eine Berufung.
Wir sind so nah an Menschen ´dran, kennen oft ihr Seelenleben…wir
machen Menschen glücklich.

Sicherlich brauchen wir ein oder zwei Wochen, um uns an die neuen
Begebenheiten zu gewöhnen, bis Abläufe eingespielt sind und wir
wieder ein Gefühl für unseren Salonalltag haben. Aber wir sind sehr
gut vorbereitet und freuen uns auf unsere Kunden!

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.