Kulturelle Angebote für die Gemeinschaft
Landrat besucht evangelische Gemeinden
Rhenisch-Bergischer Kreis - Einmal im Jahr besucht Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke verschiedene
Kulturinstitutionen im Kreis, die sich unter einem vorher festgelegtem
Motto fassen lassen.
Das diesjährige Luther-Jahr legte den Besuch dreier ganz
verschiedener evangelischer Kirchengemeinden nahe: in dem kleinem Dorf
Dabringhausen (Wermelskirchen), dem Stadtteil Rösrath-Kleineichen,
bei dem die Nähe zur Stadt Köln spürbar ist und der Gnadenkirche in
Bergisch Gladbach, die sich als Stadtkirche an die Bedürfnisse der
Großstadt anpasst.
Im Mittelpunkt stand jeweils, welche kulturellen Angebote diese
bieten, inwiefern sie dadurch das Leben im Ort mitgestalten und was
fehlen würde, wenn es die Kirche in dieser Form nicht mehr gäbe.
Denn eine Gemeinsamkeit zieht sich wie ein roter Faden durch alle drei
Gemeinden: Ihre Angebote und kulturellen Aktivitäten sind offen für
alle Interessierten, unabhängig von deren Konfession.
Musik, Theater und Flüchtlingsarbeit: Offene evangelische
Gemeindearbeit in Wermelskirchen-Dabringhausen
Das Ensemble aus Kirche, Kindergarten, Familienzentrum, Gemeindehaus
und dem Restaurant Markt57 ist mitten im Dorf gelegen und prägt das
Ortsbild von Dabringhausen. Doch nicht nur rein äußerlich ist die
Kirche für das Dorf ein wichtiger Bezugspunkt. Die Gemeinde fasst
rund 2.500 Mitglieder und bietet insbesondere für Kinder und
Jugendliche vielfältige Angebote.
„Es gibt eine Art musikalische Früherziehung in der Kita, den
Kinderkreis, den offenen Jugendraum und natürlich die Vorbereitung
der Konfirmanden“, berichtet Pfarrerin Elke Mielke. Gerade in
letztere wird viel Zeit und Engagement investiert. „Wir
versuchen, den Jugendlichen zu vermitteln, dass sich alte kirchliche
Fragen auch ins Heute übertragen lassen und die Inhalte des Glaubens
Teil des eigenen Lebens sind“, erklärt Kathrin Wengler, die
sich als ehrenamtliche Kirchenmusikerin in viele Projekte der Gemeinde
einbringt.
Da dürfen es gerne auch mal unkonventionelle Methoden, wie die
Erarbeitung eines Musikraps und ein von den Konfirmanden selbst
einstudiertes Theaterstück sein. Bei traditionell geistlicher Musik
bleibt man hingegen, wenn es um den Chor geht, der einige Male im Jahr
auftritt, Gottesdienste begleitet oder auch mal Workshops zur eigenen
Weiterentwicklung besucht oder ausrichtet.
Hier kommt nicht nur die Orgel zum Einsatz, sondern die Stücke –
oftmals Gospels – werden häufig von einem modernen E-Piano oder
Gitarren begleitet. Ganz selbstverständlich ist es für die
Pfarrerin, dass die rund 50 aktiven Chormitglieder nicht der Gemeinde
angehören müssen. „Die Konfession steht dabei nicht an erster
Stelle“, betont sie.
Das gilt auch für die Ferienfreizeiten, bei denen alle Jugendlichen
mitfahren können. „Am Morgen der Abfahrt hat man das Gefühl,
das ganze Dorf ist auf den Beinen und kommt hier zusammen“,
freut sich Kathrin Wengler über die gemeinschaftsstiftende
Wirkung dieses Angebotes. Dieser Zusammenhalt zeigte sich auch im
Rahmen der Flüchtlingsarbeit in den letzten beiden Jahren.
„Das Engagement war sehr groß und die Begegnung mit den
Flüchtlingen eine Horizonterweiterung für die Gemeinde“,
betonen die beiden Frauen. Aber gerade in solchen Situationen
zeigt sich die Bedeutung einer funktionierenden Gemeindearbeit.
„Gemeinde muss es leisten, willkommen zu heißen.“ Dies
Credo gilt in Dabringhausen übergeordnet.
Das Kolumbarium in Rösrath Kleineichen: In besonderer Atmosphäre
den Verstorbenen nahe sein
Betritt man die frühere Kreuzkirche Kleineichen, erreicht man einen
atmosphärischen Raum, der Ruhe ausstrahlt. 2013 wurde die zuvor
entwidmete Kirche als sogenanntes Kolumbarium wieder eröffnet und
dient nun als Urnengrabstätte.
In weißen Stelen, die im Raum verteilt sind und an einen Wald
erinnern sollen, finden insgesamt 762 Urnen Platz. Rund 35 Prozent
davon sind bereits belegt oder auch reserviert. „Auch wenn die
Idee der Kirchenumnutzung zunächst auf große Vorbehalte gestoßen
ist, findet das Kolumbarium jetzt großen Anklang“, berichtet
Claudia Casser, die als Mitglied des Presbyteriums die Umgestaltung
der Kirche eng begleitet hat.
Die Angehörigen finden hier einen Platz zum Trauern und um den
Verstorbenen zu gedenken. Daneben gibt es im Kolumbarium aber auch
Andachten, Gottesdienste der besonderen Art sowie Lesungen oder
Konzerte.
Auch der Hospizverein nutzt die Kreuzkirche für Veranstaltungen.
„Wir stellen fest, dass sich die Einstellung der Menschen zu Kirche
geändert hat. Sie wird heute je nach Bedarf in bestimmten
Lebenssituationen in Anspruch genommen und hat eine Art
Eventcharakter“, so Pfarrer Armin Kopper. Die Gemeinde legt Wert
darauf, dass Kirche neben Glauben, Spiritualität und sozialem
Engagement auch als Kulturträger erlebt wird.
„Wir bieten regelmäßig Tagestouren für Senioren, aber auch
Pilgerreisen für alle Interessierten an. Dabei erfahren die Menschen
Gemeinschaft und werden wieder an Kirche herangeführt“,
erzählt Armin Kopper. „Für viele ist Kirche mehr als der Ort
des wöchentlichen Gottesdienstes“, ergänzt Landrat Dr.
Hermann-Josef Tebroke, „daher ist es wichtig, dass Räume neu
gedacht werden. Das ist hier in der Kreuzkirche gut gelungen.“
Viel los rund um die Gnadenkriche in Bergisch Gladbach
„Wir sind ein Ort der Begegnung und der angstfreien Kommunikation
für alle Menschen in der Stadt – unabhängig von Alter, Konfession
oder Herkunft“, das schickt Pfarrer Thomas Werner dem Gespräch
mit Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke voraus.
Um tatsächlich viele unterschiedliche Gruppen anzusprechen, gibt es
hier zahlreiche Angebote von jung bis alt: von der Krabbelgruppe bis
zur Kinderdisco, einen Spieleverleih, die Multimediawerkstatt und ein
Jugendcafé, Selbsthilfegruppen oder den Seniorenkreis.
Daneben finden verschiedene Beratungen und Dienstleistungsangebote
statt, Interkulturalität wird gelebt und im „Engel am Dom“ kommen
alle zum Austausch, Plausch, zu Veranstaltungen und gemeinsamem Essen
zusammen. „Wir wollen die Leute nicht mit der Bibel einfangen,
sondern die Menschen so lassen und sie dort abholen, wo sie stehen“,
erklärt der Pfarrer das Konzept. Nicht immer sind die Projekte
dabei unumstritten, gibt er zu.
„Wichtig ist, dass wir die Menschen mitnehmen, das Gespräch und
den Dialog suchen“, betont er. Da kommt es auch schon mal vor,
dass er spontan ins Café Quirl´s gerufen wird, um dort über
aktuelle Themen mitzudiskutieren. Denn das Quirl´s ist weit über die
Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt.
Hier finden im Sommer sonntags bei freiem Eintritt Open Air-Konzerte
statt. Im benachbarten Jugend Kulturzentrum Q1 gibt es Poetry-Slam, im
„Engel am Dom“ Kabarett und vieles mehr. „Die Menschen
wissen, dass der Veranstalter dahinter die evangelische Kirche ist“,
sind sich Pfarrer Thomas Werner und sein ehrenamtliches Helferteam
sicher. Hier wird ein erweiterter Kulturbegriff gelebt, der Spaß mit
Anspruch verbindet. Immer wieder ist die Gnadenkirche, die direkt in
der Innenstadt steht, auch ein Ort für ungewöhnliche und
experimentelle Ausstellungen und Konzerte.
„Wir werden wahrgenommen und suchen den offenen Diskurs. Dabei
schauen wir nicht nach dem, was uns trennt, sondern was uns
verbindet“, betont Thomas Werner. Diese Angebote sind aus dem
Stadtleben nicht mehr wegzudenken, darin ist man sich einig.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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