Die Schultüte gehört zum ersten Schultag

Sie hat Jahrzehnte überlebt

Rhein-Berg. Bald ist es wieder soweit! Dann beherrschen vor den Grundschulen Mädchen und Jungen mit ihren Schulranzen und begleitet von ihren Eltern das Szenenbild. Zur Einschulung gehört die Schultüte. Sie ist heute gefüllt mit Süßigkeiten, Spielzeug oder Schulutensilien.
Ihren Siegeszug in die deutschen Familien trat die Schultüte vor über 200 Jahren an. Von Thüringen und Sachsen aus schwappte der Brauch, zur Einschulung eine Schultüte (damals auch Zuckertüte genannt) in den deutschsprachigen Raum. Ähnlich wie der Tannenbaum bleibt die Schultüte eine sehr „deutsche Sache“, sagt Dr. Peter Joerißen, Vorsitzender des Fördervereins des Schulmuseums Bergisch Gladbach e.V. „Manchmal wird behauptet, es sei eine protestantische Sache“, so Dr. Joerißen weiter. Auch im Depot des Schulmuseums „schlummern“ einige Schultüten. Deren genaue Datierung ist nicht möglich. Auch ihre Formen variieren von der sechseckigen bis hin zur runden Schultüte. Märchendarstellungen, Landschaften oder der schlichte Hinweis „Mein erster Schultag“ waren die beherrschenden Motive, wenn die Schultüte gekauft und nicht selbstgebastelt und mit Glanzbildern verschönert wurde. Heute zieren Spyderman, Einhorn und Co die bunten Tüten.
Abstammen könnten die heutigen Schultüten von ihren kleineren Vorgängern den „Storchentüten“. Die bekam ein Geschwisterkind, wenn Nachwuchs in der Familie ankam. So sollte sich das Kind nicht benachteiligt fühlen.
Natürlich konnten sich Schultüten längst nicht alle leisten. Fotos um 1900 zeigen adrett gekleidete Kinder mit ihrer Schultüte. Sie dürften aus gutsituierten Familien stammen. Dr. Peter Joerißen geht davon aus, dass zunächst Äpfel und eine Brezel den Inhalt der Tüte bildeten. Später dann gab es immer mehr Süßigkeiten, um den Kindern den Schulstart zu versüßen. Deshalb hieß die Schultüte in manchen Gegenden auch „Zuckertüte“.
Das Schulmuseum Bergisch Gladbach – Sammlung Cüppers, Kempener Straße 187, hat eine Dauerausstellung, bietet „Unterricht wie zu Kaisers Zeiten“ und Sonderausstellungen an. Infos auf www.das-schulmuseum.de