Kuriose Kirchen und Bierbrunnen
Weiden in der Oberpfalz und seine Hidden Places
(djd). Die Suche nach außergewöhnlichen Orten, sogenannten Hidden Places, ist für viele Menschen zum Hobby geworden. Ausgefallene Spots lassen sich – und das wird diejenigen beruhigen, die keine Lust haben, in verfallene Gebäude einzusteigen – auch zwischen bunten Renaissancehäusern und reich verzierten Jugendstilgebäuden aufstöbern, zum Beispiel bei einem Stadtrundgang durch Weiden in der Oberpfalz. Einer der kuriosesten Orte der 42.000-Einwohner-Stadt im Oberpfälzer Wald ist die ehemalige Marien-Apotheke mit ihren zwei Eingängen, dem „katholischen Türl“ und dem „evangelischen Türl“. Letzteres ließ im 19. Jahrhundert der geschäftstüchtige katholische Marien-Apotheker ums Eck vom Haupteingang einbauen, um protestantische Kunden vor den Blicken seines wohl nicht gleichermaßen beliebten evangelischen Konkurrenten zu schützen.
Heilige auf Zeit
Ganz in der Nähe der „Zwei-Türen-Apotheke“ liegt die evangelisch-lutherische Kirche St. Michael. Wie weitere 48 Kirchen in der Umgebung wurde auch das barocke Gotteshaus im Zentrum von Weiden lange als Simultankirche von beiden Konfessionen gemeinsam im 14-tägigen Wechsel genutzt – und zwar weniger aus ökumenischen, sondern aus rein praktischen Gründen. Spannende Spuren aus dieser Zeit finden sich in St. Michael unter anderem am Altar. Nutzten ihn die Katholiken, konnten mittels eines Drehmechanismus Nischen für die Aufstellung von Heiligenfiguren geöffnet und im evangelischen Turnus wieder geschlossen werden. Unter www.weiden-tourismus.info gibt es Informationen zu allen Sehenswürdigkeiten sowie zu unterschiedlichen Themen- und Gruppenführungen. Ein öffentlicher Stadtrundgang startet in der warmen Jahreszeit immer samstags um 10 Uhr am Alten Rathaus, wo täglich um 11:35 Uhr und 16:35 Uhr auch ein Glockenspiel erklingt.
Geheimtipps für Stadtentdecker
Seine Nähe zur deutsch-tschechischen Grenze machte Weiden nach dem Zweiten Weltkrieg auch zur neuen Heimat von rund 10.000 Vertriebenen aus Westböhmen. Ihrer Geschichte und den vielen bewegenden Schicksalen widmet sich das Tachauer Heimatmuseum im Alten Schulhaus. Im selben Gebäude ist auch das Stadtmuseum untergebracht, in dem unter anderem Teile der historischen Einrichtung der „Zwei-Türen-Apotheke“ ausgestellt sind. Am Unteren Markt sollten Stadtentdecker am Mauermann-Brunnen vorbeischauen. In den vielen detailreichen Szenerien ist auch die Simultankirche St. Michael mit zwei symbolhaft als katholisch und evangelisch gekennzeichneten Eingängen zu erkennen. Und noch vor ein paar Jahren konnte bei größeren Sommerfesten eine inzwischen stillgelegte Leitung angeschlossen und so Bier direkt aus dem Brunnenauslauf gezapft werden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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