Sensation oder Panikmache?
BUND findet Fledermaus und fordert Rodungsstopp

Die Quarzgrube wandert nur langsam. Laut Informationen der Quarzwerke Frechen sollen Teile des Buschbeller Waldes „in den kommenden 90 Jahren“ abgebaggert werden. In den nächsten Jahren seien keine Rodungen geplant.  | Foto: Lars Kindermann
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  • Die Quarzgrube wandert nur langsam. Laut Informationen der Quarzwerke Frechen sollen Teile des Buschbeller Waldes „in den kommenden 90 Jahren“ abgebaggert werden. In den nächsten Jahren seien keine Rodungen geplant. 
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Frechen - Sensation oder Panikmache? Diese Frage stellen sich Biologen und
Naturschützer im Buschbeller Wald in Frechen. Laut einer
Pressemitteilung der BUND-Kreisgruppe Rhein-Erft wurden in dem Altwald
der Quarzwerke Frechen, die auf dem Areal Quarzsand abbauen,
„verschollene Fledermausarten“, darunter die streng geschützte
Nymphenfledermaus, entdeckt. Das Unternehmen spricht hingegen von
„unnötiger Panikmache ohne Anlass und Fakten“.

Es geht um den Buschbeller Wald, laut BUND, einen der letzten
Altwälder im Rhein-Erft-Kreis. Nach Meinung der Naturschützer
müsste das Areal als „Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet“ gemeldet
sein, dies sei aber aus wirtschaftlichen Gründen unterlassen worden.
Unter dem Wald liegt feiner Quarzsand, der seit 135 Jahren in Frechen
abgebaut wird und zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region
beigetragen hat.

Neben vielen anderen Tieren sind in dem Altwald verschiedene
Fledermausarten beheimatet. Wie viele Arten und welche, darüber sind
sich die Experten aber nicht einig.

Die BUND-Ortsgruppe zweifelt die Ergebnisse der - vom Frechener
Unternehmen beauftragten - Fachgutachter an und hat vor Ort eigene
Untersuchungen durchgeführt.

Die „externe wissenschaftliche Artenanalyse“ sei zwar noch nicht
abgeschlossen, aber schon jetzt ergäbe die Auswertung sogar Erstfunde
von - in Nordrhein-Westfalen bislang nicht nachgewiesenen - Arten, wie
beispielsweise der Nymphenfledermaus, die in alten Mischwaldgebieten
lebt.

Laut Pressemitteilung hat die BUND-Kreisgruppe Rhein-Erft die
zuständigen Behörden über die Neufunde informiert und aufgefordert,
die „Zerstörung des Lebensraums Buschbeller Wald“ sofort zu
untersagen.

Auf Anfrage der SonntagsPost bestätigten die Quarzwerke Frechen, dass
im Buschbeller Wald verschiedene Fledermausarten, wie die
Zwergfledermaus, das Braune Langhohr, die Wasserfledermaus und das
Große Maushohr, beheimatet sind.

Auch diese Arten stehen unter besonderem Schutz. Der Bestand würde
regelmäßig von unabhängigen Biologen erfasst und beobachtet.

Den Fund der Nymphenfledermaus schließt Quarzwerke Biologin Britta
Franzheim nicht aus, hält ihn allerdings für unwahrscheinlich:
„Sie ist eine Art, die bei Erfassungen leicht verwechselt werden
kann“, sagt sie.

Ihre Vermutung: Die Biologie-Doktorandin des BUND könnte ihren Fund
mit der – als „stark gefährdet“ eingestuften und im Buschbeller
Wald bereits nachgewiesenen – Bartfledermaus verwechselt haben.

Generell seien in Frechen aber alle Fledermausarten willkommen.
Schließlich sei für sie extra ein Teil des Altwaldbereiches
hergerichtet und im angrenzenden Rekultivierungsgebiet eine
„Fledermausvilla“ in einer umgebauten Trafostation und eine
künstliche Fledermaushöhle errichtet worden.

Die Pressemitteilung der BUND-Kreisgruppe bezeichnet das Unternehmen
als „unnötige Panikmache ohne Anlass und Fakten“. Besonders
verwundert zeigen sich die Quarzwerke über den - vom BUND geforderten
- „sofortigen Stopp“.

Es sei zwar richtig, dass ein Teil des Buschbeller Waldes in den
kommenden 90 Jahren schrittweise abgebaggert werden soll, aber in den
nächsten Jahren sei kein Vortrieb des Tagebaus geplant.

Die Quarzgrube wandert nur langsam. Laut Informationen der Quarzwerke Frechen sollen Teile des Buschbeller Waldes „in den kommenden 90 Jahren“ abgebaggert werden. In den nächsten Jahren seien keine Rodungen geplant.  | Foto: Lars Kindermann
Kleines Tier – große Wirkung: „Die Bechsteinfledermaus – dieses Tier hat fast eine Milliarde Euro Börsenwert vernichtet“, titelte das Handelsblatt, nachdem der BUND – durch den Nachweis der kleinen Fledermaus - die Rodung des Hambacher Forstes verhindern konnte. In wieweit die 4 bis 5 Gramm schwere Nymphenfledermaus in die großen Fußstapfen des finanziellen 14 Gramm-Schwergewichts steigen kann, bleibt abzuwarten. | Foto: NABU/privat
Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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