Anonyme Spurensicherung bei Sexualstraftaten
Wenn der eigene
Körper zum Tatort wird
Mit dem Projekt „Dein Körper, ein Tatort“ legt der Rhein-Erft-Kreis einen Schwerpunkt auf den Schutz und die Unterstützung von Betroffenen sexueller Gewalt. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, das Kreisgesundheitsamt und der Verein Frauenforum Brühl-Hürth haben mit dem St. Katharinen-Hospital in Frechen einen neuen Projektpartner an ihrer Seite, um Betroffenen eine anonyme Spurensicherung (ASS) zu ermöglichen. Diese erhalten medizinische Hilfe und die Möglichkeit, Spuren zu sichern, unabhängig davon, ob sie später eine Strafanzeige erstatten möchten oder nicht.
Rhein-Erft-Kreis (lk). Das Projekt hat das Ziel, Betroffene von Sexualstraftaten zu ermutigen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und Spuren zu sichern, unabhängig davon, ob sie sich später für oder gegen eine Strafanzeige entscheiden möchten.
Das St. Katharinen-Hospital in Frechen bietet dazu nun medizinische Soforthilfe nach sexualisierter Gewalt an. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, Spuren in den gynäkologischen Abteilungen anonym sichern zu lassen. Das medizinische Personal im Krankenhaus erhält dazu Schulungen durch erfahrene Rechtsmediziner und das Gesundheitsamt.
Dr. Ralf Rosendahl, Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe im St. Katharinen-Hospital, betont die Bereitschaft des Krankenhauses zur Zusammenarbeit: „Besonders in einer solchen Ausnahmesituation ist eine einfühlsame und fachkundige Betreuung notwendig. Unser erfahrenes Team ist dafür sensibilisiert und geschult. Durch unsere Zusammenarbeit im Projekt möchten wir dazu beitragen, dass Betroffene genau die medizinische Hilfe und Unterstützung erhalten, die sie benötigen.“
Die ärztliche Versorgung der Betroffenen steht dabei im Vordergrund, und die Entscheidung über eine Anzeige kann in Ruhe zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden. Das Angebot der anonymen Spurensicherung ermöglicht es Spuren für einen Zeitraum von zehn Jahren aufzubewahren. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Tatspuren, selbst leichte Spuren, so schnell wie möglich ärztlich untersucht werden.
Für Betroffene, die unsicher sind, ob sie den Täter anzeigen möchten oder nicht, bietet dieses Projekt daher die Möglichkeit, ohne Zeitdruck eine Entscheidung zu treffen. Sie können fachlichen Rat bei Beratungsstellen einholen und Gespräche mit Vertrauenspersonen führen, um herauszufinden, ob und wann sie eine Anzeige erstatten möchten. Verschiedene Beratungsstellen stehen dabei unterstützend zur Seite und bieten Informationen und Hilfe an.
Landrat Frank Rock erklärt die Wichtigkeit des Projekts für die Betroffenen: „Es ist von großer Bedeutung, den Betroffenen von Sexualstraftaten umfassende Unterstützung zu bieten und ihnen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und dem Heilungsprozess zu helfen. Gemeinsam mit unseren Partnern setzen wir uns dafür ein, dass die Betroffenen die nötige Unterstützung erhalten und wir als Gesellschaft sensibilisiert werden, um sexueller Gewalt entgegenzuwirken.“
Das Frauenforum Brühl-Hürth e.V., die Gleichstellungsstelle der Kreisverwaltung und das Kreisgesundheitsamt werben für die anonyme Spurensicherung, da vielen Menschen diese Möglichkeit nicht bekannt ist.
Folgende Frauenberatungsstellen im Rhein-Erft-Kreis stehen Betroffenen neben dem St. Katharinen-Hospital in Frechen als Ansprechpartner zur Verfügung:
Frauenforum Brühl-Hürth, Telefon: 0 22 32 – 37 01 37 oder 0 22 33 – 37 55 23, E-Mail: beratung.bruehl@frauen-forum.biz, oder beratung.huerth@frauen-forum.biz
Frauenberatungsstelle im Café F. in Pulheim, Telefon: 0 22 38 – 8 14 52, E-Mail: frauenberatungsstelle@cafef.deFrauenberatungsstelle „Frauen helfen Frauen im Rhein-Erft-Kreis“ in Kerpen-Horrem, Telefon: 0 22 73 – 98 15 11, E-Mail: kontakt@frauenberatungsstelle-kerpen.deZusätzlich steht auch das Hilfetelefon – Gewalt gegen Frauen rund um die Uhr zur Verfügung. Betroffene können das Beratungsangebot telefonisch oder per Online-Beratung nutzen. Das Hilfetelefon ist vertraulich und kostenfrei erreichbar unter der Telefonnummer 0 80 00 - 11 60 16 oder auf der Website:
www.hilfetelefon.de
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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