40 Jahre als Trainer aktiv
Paul Esser - das Ende einer Fußball-Ära
Im Fall von Paul Esser darf mit Fug und Recht behauptet werden: Da endet eine Fußball-Ära. Am Sonntag steht er ein letztes Mal als Trainer „seiner“ Lechenicher an der Seitenlinie.
Erftstadt. Wenn am Sonntag, 12. Juni, kurz vor 17 Uhr in Mariadorf der Abpfiff für „seinen“ SC Germania Erftstadt-Lechenich für diese Landesliga-Saison ertönt, dann verabschiedet sich Paul Esser nicht nur in die Sommerpause, sondern nach vier Jahrzehnten auch als Trainer von der Fußball-Bühne des Mittelrheins. Dann kann er auf rund 2.000 Pflicht- und Freundschaftsspiele und mehr als 180.000 Spielminuten als Trainer zurückzuschauen - eine bewegte und sehr erfolgreiche Zeit, in der im Zeichen des Fußballs auch viele Freundschaften entstanden sind. „Paul hat es immer verstanden, die Spieler an den Verein zu binden und ein Team zu formen“, sind sich Weggefährten wie Ralph Hoppen, Dirk Manns oder Karsten Kochems einig. Letzter wird die Landesliga-Mannschaft in der kommenden Saison übernehmen – und sich sicher auch das ein oder andere Mal mit seinem Ex-Coach austauschen. Denn Paul Essers besondere Leistung war es, „fußballerisch und menschlich alles herauszuholen, um Erfolg zu haben. Dabei kam aber auch der Spaß nie zu kurz“, erinnern sich seine Begleiter - ein Erfolgskonzept, wenn man sich die sportliche Vita von Paul Esser einmal genauer anschaut:
Von der Kreis- bis in die Mittlerheinliga
Alles begann als Spielertrainer in der Saison 1982/83 beim VfB Erftstadt - zu dieser Zeit wurde ein gewisser Helmut Kohl nach einem Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt zum Bundeskanzler gewählt! Nach drei Spielzeiten in der Kreisliga B stand sein erster Aufstieg als Trainer an, es sollte bei weitem nicht der letzte sein. In der Kreisliga A folgte vielmehr gleich der „Durchmarsch“ in die Bezirksliga. Der erste Pokalsieg wurde in der Folgesaison 86/87 gefeiert, bevor 87/88 ein erster Abstieg zu verkraften war. Vom VfB zog es Esser zur Saison 1989/90 zum BSV Wissersheim in die Kreisliga B Düren. Auch dort gelang ihm der Aufstieg in die Kreisliga A.
Nach drei Jahren ging es aber wieder zurück zu seinem „Herzensclub“ nach Lechenich. Von 1992/93 bis 96/97 spielte er mit „seinen“ Jungs in der Kreisliga A. Es folgten sechs Spielzeiten in der Bezirksliga. In dieser Zeit schied die Fußballabteilung aus dem VfB Erftstadt aus und wurde zum FC Erftstadt. In der Saison 2002/03 schnürte Esser dann erstmals nicht mehr selbst die Schuhe, der Erfolg blieb ihm aber treu: Der FC feierte den Landesliga-Aufstieg. Vier Spielzeiten behauptete sich das Esser-Team in der Liga, bevor 2006/07 noch einmal ein Abstieg zu Buche stand. Nach drei Spielzeiten kehrte der FC zurück in die Landesliga, wo in der zweiten Saison nicht nur die Fusion des FC Erftstadt mit Germania Lechenich vollzogen wurde, sondern auch sensationell der Aufstieg in die Mittelrhein-Liga bejubelt werden konnte.
Ein weiteres Highlight der Saison und der Vita von Paul Esser: Das Finale um den Mittelrhein-Pokal, das gegen den FC Hennef mit 0:3 verloren ging. Nach drei Jahren Mittelrheinliga ging es zurück in die Landesliga, in der der SC Germania Lechenich seither quasi zum Liga-Inventar zählt.
„Fußballverstand, gepaart mit persönlicher Bindung!“
Paul Esser sah in dieser Zeit hunderte Spieler kommen und gehen - geblieben sind zahlreiche Freundschaften, die zum Teil weit über den Fußball hinausgewachsen sind. „Er hat ganze Fußball-Generationen im Verein aus dem Jugendbereich in die Senioren integriert und mit ihnen beachtliche Erfolge gefeiert“, blicken Ralph Hoppen und Dirk Manns zurück. Sein Erfolgsrezept? „Das fußballerische Verständnis - gepaart mit der persönlichen Bindung zu den Spielern. Er hat das stets vorgelebt: Ob Saison-Vorbereitung im belgischen Lommeln, Karnevalszug mit der Mannschaft oder Saison-Abschluss auf Mallorca: Einer war immer dabei – so wie die letzten 40 Jahre an der Linie.“
Die ehemaligen Weggefährten wissen aber auch: „Seine Familie, besonders seine Frau Karin, haben immer mitgespielt, was sicherlich nicht immer einfach war!“ Wichtige und enge Mitstreiter hatte Paul Esser zudem natürlich auch stets im Verein.
Und was ist bei allem Auf und Ab sowie den Veränderungen im eigenen Verein nahezu gleich geblieben? Auch da können die alten Weggefährten helfen: „Sein Spruch vor den Spielen: ‚Im Rücken niemals einen Laufen lassen.‘ – und sein Spruch in der Halbzeit: ‚Was habe ich euch gesagt!?‘“, schmunzeln die „alten“ Paul Esser-Recken.
Paul Esser freut sich auf mehr (trainingsfreie) Zeit
Und was sagt Paul Esser selbst zu seinen 40 Trainer-Jahren: „Das war eine wunderschöne Zeit, aber sie war ja nie so lange geplant“, schmunzelt Esser und fügt hinzu: „Jetzt ist aber auch der richtige Zeitpunkt gekommen. Mit Karsten Kochems und Sven Allinger führen zwei unserer erfahrenen Jungs die Truppe gut weiter“, ist sich das Trainer-Urgestein sicher. Und er ist ja auch nicht aus der Germania-Welt: „Ich werde als Teammanager dabei bleiben und weiter den Kader zusammenstellen.“ Eines wird er auf jeden Fall nicht vermissen: „Dreimal die Woche zu trainieren“, lacht Paul Esser, „zudem werden die Sonntage jetzt sicherlich etwas ruhiger.“ „Die“ Höhepunkte seiner Laufbahn waren „die Aufstiege, vom ersten bei Rot-Weiß Ahrem bis hin zu dem in die Mittelrheinliga. Und der Pokalsieg 1986 gegen Flohes ETSC und das Mittelrhein-Pokalfinale.“
Demgegenüber stehen die bittersten Momente: „Da ist wohl der erste Abstieg aus der Bezirksliga zu nennen. Da haben wir in Villip 2:0 geführt, das hätte gereicht. Am Ende haben wir aber noch 4:2 verloren“, weiß der Trainer heute noch genau zu berichten. Insgesamt verlässt Paul Esser die Seitenlinie am Sonntag dann mit „wirklich großer Freude“ - aber auch endgültig? „Wer weiß schon, ob es irgendwann noch mal kitzelt“, schmunzelt er.
Zum Dank für seine Arbeit und Verdienste wird der eigens organisierte Mannschaftsbus nach dem letzten Auswärtsspiel von Paul Esser am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr eine Ehrenrunde am Lechenicher Marktplatz drehen. „Wir würden uns freuen, wenn dann noch einmal viele Germania-Fans dabei wären.“
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
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