Folgen für die Wirtschaft
Gewerbetreibende suchen nach Wegen, mit den Flutfolgen u ...

- Ein Beispiel der Folgen der Flutkatastrophe in Heimerzheim: Untergeschoss und Erdgeschoss der Polsterkollektion Burger am Veltenplatz sind samt ausgestellten Mobiliars komplett zerstört, wie das Ehepaar Burger beim Rundgang durch Heimerzheim gezeigt hat. Fotos: art
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Swisttal-Heimerzheim - (art) Es ist Tag 18 nach der Hochwasserflut-Katastrophe. Noch immer
arbeiten Anwohner und Helfer die sichtbaren Folgen der Flutkatastrophe
ab. Zu Müll gewordenes Hab und Gut wird aus Kellern und
Wohngeschossen entsorgt. Presslufthämmer verbreiten ihren Lärm, wo
Estrich herausgestemmt werden muss. Andere Gebäude sind bereits leer
geräumt, Bautrockner laufen. Wie in vielen Geschäftsräumen entlang
der Kölner Straße im Ortskern.
„Der 15. Juli ist der Tag, der auch für die Gewerbetreibenden
vieles verändert hat. Viele haben alles verloren und denken ans
Aufhören“, sagt Wilfried Rang, Inhaber der örtlichen Fahrschule.
Zugleich appelliert er: „Bitte hört nicht auf! Macht bitte
weiter!“ Seinen dringenden Appell richtet er direkt an die rund 80
Gewerbetreibenden, die vor seiner Fahrschule Ecke Kölner
Straße/Weststraße zusammengekommen sind. Sie wollen ihre Erfahrungen
austauschen, keine Schuldigen suchen oder Vorwürfe machen, sondern
Perspektiven für die Zukunft entwickeln und entsprechende
Unterstützung von der Politik einfordern.
„Was wir jetzt brauchen, ist Hilfe in Form von Geld, nicht in Form
von Muskelkraft“, sagt Günter Hemgesberg. Er betreibt seit etwa 20
Jahren im ehemaligen Hof Mauel in der Kirchstraße mitten im Ort sein
Serviceunternehmen. Zurzeit könne er im Notbetrieb nur mit rund 20
Prozent des ansonsten üblichen Umfangs arbeiten. Dafür habe er
„aus dem Müll gerettetes Mobiliar“ genutzt, um wenigstens zwei
Arbeitsplätze herzurichten. „Alle Räume sind nicht nur nass,
sondern schimmelig. Es stinkt unerträglich“, sagt Hemgesberg.
Schwer getroffen hat die Flutkatastrophe auch die Räume der
Polsterkollektion Burger im Gebäude Rupperath am Veltenplatz. Von den
rund 2.600 Quadratmeter Ausstellungsräumen auf drei Ebenen sind zwei
Drittel komplett zerstört, samt allem ausgestellten Mobiliar, sagt
das Ehepaar Burger. Nur das Obergeschoss ist nicht betroffen.
Entsprechend versichert sei sein Unternehmen nicht, sagt
Geschäftsführer Hans Günter Burger. Ob er weitermache: die Waage
sei 60 Prozent Ja, 40 Prozent Nein. Jetzt seien zwei Dinge wichtig:
die Instandsetzung des Objektes, das sei Sache des Vermieters, und so
schnell wie möglich ein Räumungsverkauf, um Geld zu generieren.
Dieser Verkauf startet in der ersten August-Woche, wie das Unternehmen
inzwischen auf seiner Internetpräsenz informiert.
„Unsere Existenz ist weg“, sagt Konstantin Wegener, der mit
Ehefrau Elisabeth das Café Amorini betrieben hatte. „13 Jahre
harter Arbeit sind innerhalb einer Nacht weggespült.“ Die
Ausstattung des beliebten Cafés mit seinen besonderen Eiskreationen
und dem Angebot eines klassischen Cafés ist völlig zerstört, die
Räumlichkeiten leer geräumt bis auf die Trümmer der Theke. Nach
Tagen, an denen das Ehepaar „ganz tief unten war“, wie sie sagen,
haben sie inzwischen einen Entschluss gefasst: „Es muss einfach
weitergehen. Egal wie. Es ist zwar nur ein Dorf. Aber es ist diese
geballte Anzahl an tollen Geschäften, tollen Leuten, tollen Produkten
und viel Herzblut. Das einfach wegzuwerfen wäre zu schade. Sonst ist
Heimerzheim ein Geisterdorf.“
„Wir brauchen jetzt so schnell wie möglich ein Wiederaufbauprogramm
für das Gewerbe in Heimerzheim“, sagt der Vorsitzende des
Swisttaler Gewerbevereins, Stefan Lütke. Und dazu braucht es in
erster Linie Geld, wie Prof. Stephan Wimmers von der IHK Bonn sagt:
„Wir müssen Richtung Land und Bund einfordern, dass ein
entsprechendes Hilfsprogramm aufgelegt wird.“ Für den Ortskern
streben die Gewerbetreibenden im Ortskern das Aufstellen von
Containern an, um eine Grundversorgung fußläufig sicherzustellen.
Zugleich müsse das Bewusstsein der Einwohner dafür geschärft
werden, dass es jetzt noch viel wichtiger sei, lokal einzukaufen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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