Ärztliche Notdienstpraxis schließt zum 1. Oktober
Im Notfall direkt zum MKH
Rösrath - Wer an Wochenenden oder Feiertagen einen schmerzvollen Hexenschuss
bekam oder einen schlimmen Infekt, der hatte in Rösrath bisher einen
kurzen Weg zum ärztlichen Notdienst. Doch das mit der schnellen Hilfe
ist bald vorbei. Zum 1. Oktober wird die ärztliche Notfallpraxis
an der Hauptstr. 51 geschlossen. Damit sind die jahrelangen
vielseitigen Bemühungen um den Erhalt dieser Einrichtung endgültig
gescheitert.
Dr. Heiko Schmitz, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung
Nordrhein, Düsseldorf, dazu: „Auch die Ärzteschaft vor Ort hat
sich mit großer Mehrheit dafür entschieden. Für sie bedeutet das
eine Entlastung, da sie künftig in der Notdienstpraxis in Bergisch
Gladbach, und damit insgesamt weniger häufig für den Notdienst
eingeteilt werden.
Das ist auch ein Signal an jüngere Nachwuchsmediziner, weil damit
eine Praxisübernahme in einer ländlichen Region attraktiver wird,
was dem Ärztemangel entgegenwirkt. Notfallpraxen mit Anbindung an
Krankenhäuser mit Akutversorgung bieten außerdem je nach Bedarf und
Dringlichkeit eine höhere Versorgungsqualität.“
Nach Einschätzung der Kreisstelle der KV Nordrhein ist die Anbindung
mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Rösrath nach Bergisch Gladbach
für nicht mobile Patienten und Patientinnen gut.
Letzteres zum Beispiel sehen die Mitglieder der Rösrather
Seniorenberatungsstelle, vertreten durch Hannelore zu Stolberg, ganz
anders: „Das für solche Fälle zuständige Marien-Krankenhaus in
Bergisch Gladbach-Mitte erreicht man mit dem Bus nur durch mehrmaliges
zeitaufwändiges Umsteigen.“
Auf ihre schriftliche Eingabe an die KV antwortete Pressesprecher Dr.
Heiko Schmitz unter anderem: „Eine weitere Erwägung sind die
drängenden Forderungen der Politik, die Notfallversorgung in
Kooperation mit den Kliniken in Form zentraler Anlaufstellen für
möglichst viele Patientinnen und Patienten zu schaffen.“
Hannelore zu Stolberg enttäuscht: „Abgesehen von der heute schon
vielfachen Überlastung der Krankenhäuser vergisst man
offensichtlich, dass auch die Einwohnerzahl in Rösrath weiter
zunimmt. Besonders für ältere und ärmere Menschen sowie Familien
mit kleinen Kindern ist die Praxis sehr wichtig.“
Dieser Ansicht ist auch ein in Rösrath diensthabender Arzt im
Gespräch mit dem Bergischen Handelsblatt, der mit Blick auf die
Informationshoheit der Kassenärztlichen Vereinigung namentlich nicht
genannt werden möchte. Und er stehe mit seiner Meinung auch im
Kollegenkreis nicht alleine, so der Mediziner. Als Kompromiss könne
er sich sogar eine gemeinsame Notdienstpraxis in der Mitte zwischen
Rösrath und Overath vorstellen, damit beide Orte entsprechend
versorgt würden.
Die Schließung wird sowohl vom Rat der Stadt Rösrath, als auch von
Bürgermeister Marcus Mombauer „persönlich sehr bedauert“. Sie
hatten sich gleich nach Bekanntwerden der Schließungsabsicht 2015 auf
vielen Ebenen für den Erhalt nachdrücklich eingesetzt.
„Allerdings“, so Mombauer: „hatte ich zu keiner Zeit den
Eindruck, dass es sich um ein offenes und konstruktives Verfahren
handele. Rückblickend bin ich sehr dankbar für den Dienst, der hier
an den Menschen geleistet wurde und sehe für die ärztliche
Notfallversorgung in Rösrath zunächst mit Sorge in die
Zukunft.“
Es bleibt also bei der Kassenärztlichen Vereinigung, die Bürgerinnen
und Bürger in Rösrath über die künftigen Möglichkeiten der
ärztlichen Notfallversorgung zeitnah und nachhaltig zu informieren.
- Helmut Kurps
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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