Gedanken zur Kneipenkultur
Mombauers Werbung um Verständnis

Was des einen Freud', ist oft des anderen Leid. Kneipenkultur in der Stadt. | Foto: Hans/pixabay.com
  • Was des einen Freud', ist oft des anderen Leid. Kneipenkultur in der Stadt.
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Rösrath - Der Schlagerstar Peter Alexander sang einst „Die kleine Kneipe in
unserer Straße, dort wo das Leben noch lebenswert ist…“ und die
Gebrüder Blattschuß trällerten fröhlich: „…denn in Eckkneipen
geht es nun mal rund!“ 
So beginnt Rösraths Bürgermeister Marcus Mombauer einen offenen
Brief, in dem es um Kneipenkultur, gemütliche Gaststätten, aber auch
um Leben in der Stadt, gestörte Nachtruhe, also um zwei Seiten einer
Medaille und in dem er letztendlich um Verständnis für einander
wirbt.  

Liebe Rösratherinnen, liebe Rösrather,
geschätzte Leserinnen und Leser,

Gaststätten und Kneipen fördern die Lebensqualität in der
Stadt!

Können Sie sich noch erinnern? Der Schlagerstar Peter Alexander
sang einst „Die kleine Kneipe in unserer Straße, dort wo das Leben
noch lebenswert ist…“ und die Gebrüder Blattschuß trällerten
fröhlich: „…denn in Eckkneipen geht es nun mal rund!“

Diese gesungenen Milieustudien zeigen das breite Spannungsfeld, in
dem sich das Kneipenleben üblicherweise abspielt. Vom gemütlichen
Treffpunkt im Veedel bis zur Party-Location. Wer denkt nicht gern
zurück an lebhafte Stammtischabende, das geruhsame
Feierabendbierchen, die fröhliche Runde im Biergarten an einem lauen
Sommerabend oder auch die jecke Karnevalsfete bis in den frühen
Morgen?

Das alles bringt Menschen zusammen und fördert die Lebensqualität
in der Stadt. Manche sprechen da sogar von „Kneipenkultur“. Leider
sind in Rösrath gerade diese Möglichkeiten infolge des Schließens
von Gaststätten stark zurückgegangen, was ich selbst aus vielerlei
Gründen sehr bedaure.

Zum Glück sind uns noch einige gemütliche Gaststätten
geblieben.

Gaststätten sind grundsätzlich Gewerbe, deren Betrieb bestimmten
gesetzlichen Regeln unterliegt.

Diese wurden teils von der Bundesregierung, teils von der
Landesregierung erlassen. Die Stadtverwaltung hat dann die Pflicht,
die Einhaltung der Gesetze zu überwachen bzw. sie durchzusetzen. Und
das dient letztlich auch dazu, dass sich die Gäste in einer Kneipe
wohl fühlen und die schönen Stunden dort unbeschwert genießen
können.

Da gibt es zum Beispiel Bauvorschriften, nach denen zu prüfen ist,
ob das Gebäude überhaupt für die Art eines Gaststättenbetriebs
geeignet ist.

Wurden zudem die Brandschutzbestimmungen beachtet? Ist der Umgang
mit Speisen und Getränke so, dass keine Gesundheitsgefahren davon
ausgehen? Ist der Wirt persönlich zuverlässig und zum Führen einer
Gaststätte geeignet? Hat er die Schankerlaubnis? Werden Lärm-,
Jugend-, Nichtraucherschutzbestimmungen eingehalten? Welche
Auswirkungen hat das Kneipenleben auf die Nachbarschaft?

Dieses und vieles mehr zu überwachen ist zwingend Aufgabe der
Stadtverwaltung. Viele Bestimmungen lassen nur wenig Raum für
Ermessensentscheidungen, insbesondere, wenn es um gewünschte
Ausnahmegenehmigungen geht.

Und manchmal ist auch des einen Freud des anderen Leid. Menschen,
die im Umfeld von Gastronomie wohnen, wissen, was ich meine.

Da schallt in später Sommernacht noch fröhliches Lachen aus dem
Biergarten herüber. Die begeisterten Fans beim Public Viewing feiern
ihre Sportidole oder die närrischen Karnevalisten versprechen noch zu
später Stunde lauthals singend: „Mer losse d‘r Dom in Kölle!“,
um nur einige Beispiele zu nennen.

Und der Rheinländer weiß: „Man muss auch jönne könne!“
Richtig.

Was gibt es Schöneres, als mit guten Freunden den Tag oder auch
den Abend gemeinsam zu genießen. Auch das ist Lebensqualität. Und
dass es in Rösrath möglich ist, macht auch unsere Stadt
liebenswert.

Gleichwohl hat alles seine zwei Seiten, denn von vielen
Bürgerinnen und Bürgern wird es nicht mehr als Lebensqualität
empfunden, wenn sie dadurch wiederholt empfindlich in der Nachtruhe
gestört werden, Verkehrslärm und Verkehrssicherheit im Umfeld zum
Problem werden oder auch der Schutz von Sonn- und Feiertagen
gefährdet ist.

Da ist es schön, wenn betroffene Bürger selbst mal ein
freundliches Gespräch mit dem Wirt führen und um Verständnis für
ihre eigene Situation bitten. Vielleicht sogar bei einem leckeren
Kölsch oder einem guten Wein. Welcher Gastwirt wird da sagen: „do
hann ich nix mit ze don!“

Es werden aber auch Fälle an das Ordnungsamt herangetragen, bei
denen es gesetzlich von sich aus tätig werden muss. Und das nicht nur
bei anmeldepflichtigen Sonderveranstaltungen wie Sommer- oder
Brauchtumsfeste. Dabei muss die Stadt das Wohl aller Bürgerinnen und
Bürger im Blick haben und nicht selten auch die Rechte Weniger.

Interessenkonflikte auszubalancieren heißt auch immer, die
Interessen der anderen zu respektieren, egal ob Mehrheit oder
Minderheiten.

Und das gilt ganz besonders für die öffentliche Verwaltung.
Immerhin ist Rösrath nicht die Düsseldorfer Altstadt :)

Manchmal ist auch ein wenig Verständnis und Toleranz bei den
unmittelbar Beteiligten sehr hilfreich. Zum einen bei den Nachbarn,
zum anderen bei den Gästen, wenn der Wirt „die letzte Runde“
einläutet, sollte der Abend ausnahmsweise mal etwas länger
dauern.

Mein Bestreben und das der Stadtverwaltung ist es, auch durch die
Förderung und Unterstützung des Gaststättengewerbes den Menschen in
Rösrath weiterhin eine vielfältige Freizeitgestaltung zu
ermöglichen. Dazu gehört eben auch die Geselligkeit in einem
gemütlichen Wirtshaus, selbst wenn sich das Freizeit- und
Ausgehverhalten durch den Generationenwandel geändert hat. Auch das
gilt es zu berücksichtigen.

Gerne stehen Ihnen die zuständigen Fachbereiche der
Stadtverwaltung und auch ich selbst bei Fragen rund um die Gastronomie
mit Rat und Tat zur Seite.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn individuelles Wohnen und
gesellige Freizeitgestaltung gleichermaßen gute Gründe bleiben, sich
hier an der Sülz zuhause zu fühlen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit!

Ihr

Bürgermeister Marcus Mombauer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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